Es gibt tausend Gründe, warum Ökonomen und Ökonominnen Inflation nicht mögen. Inflation vernichtet Kaufkraft. Inflation führt zu höheren Zinsen und damit zu tieferen Vermögenswerten. Inflation führt nicht nur zu höheren, sondern auch zu stärker schwankenden Preisen, was das Investieren unattraktiver macht und die Effizienz der Investitionen senkt. Und so weiter und so weiter.

Ganz besonders schlimm ist Inflation dann, wenn der Staat durch seine Geldpolitik die Zinsen so beeinflusst, dass diese unter der Inflation liegen. Man spricht dann von negativen Realzinsen. Dann kommt es zu einer massiven Zunahme der Vermögensungleichheit in der Gesellschaft. Vermögenswerte wie Aktien und Obligationen werden künstlich zu hoch bewertet und die für die ärmeren Bevölkerungskreise typischen Sparformen wie Bargeld oder das gute alte Sparbuch machen inflationsbereinigt rückwärts.

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Noch schlimmer ist es, wenn die Geldpolitik jahrelang negative Realzinsen erzwingt. Dann lohnt sich das Schuldenmachen, weil man real ja weniger zurückzahlen muss, als man geliehen hat. Dann steigen die Immobilienpreise, angetrieben durch höhere Bewertungskennzahlen und eben billigere Hypotheken. Das bläht die Bankbilanzen auf, und systemische Risiken entstehen im Finanzsystem.

Über den Autor

Der Ökonom Klaus Wellershoff ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff & Partners, Honorarprofessor an der Universität St. Gallen und regelmässiger Kolumnist der «Handelszeitung».

Wenn viele sich angesichts dieses Vermögenszuwachses reicher fühlen, als sie sind, geben sie mehr aus, als sie sollten. Die Folge? Gutes Wirtschaftswachstum, aber auch ein zu hohes Wachstum der Nachfrage nach Arbeit – und damit Fachkräftemangel. Zusätzlich kommt es zu Wohnraumknappheit, weil die Menschen sich mehr Fläche leisten, als ein hoch regulierter Wohnungsmarkt anbieten kann. Und so weiter und so weiter.

Und irgendwann gibt es dann Inflation, weil alles knapp ist.

So was passiert doch nicht? In der Schweiz sind die Realzinsen seit Aufhebung der Untergrenze im Wechselkurs zum Euro negativ. Acht lange Jahre. Aktuell liegt die Inflation bei 3 Prozent. Der für den Geldmarkt bestimmende Leitzins der SNB liegt bei 1,5 Prozent. Zehnjährige Eidgenossen rentieren 1,2 Prozent. Eine Saron-Hypothek kostet 1,6 und eine zehnjährige Fixhypothek 2,3 Prozent.

Unsere Nationalbank ist mit ihrer Geldpolitik in einer Sackgasse. Den Wechselkurs konnte sie nicht schwächen. Die Preisstabilität konnte sie nicht gewährleisten. Jetzt müsste sie die Zinsen stark anheben, aber dann droht ein Kladderadatsch am Immobilienmarkt und bei den Banken. Und wenn die Realzinsen negativ bleiben? Dann bleibt die Inflation hoch. War das absehbar? Von A bis Z.