8.00 UHR Abgesehen vom durchdringenden Quietschen des 13er-Trams, ist es im 6. Stock des neuen Bürogebäudes der Credit Suisse Asset Management in Zürich an diesem Morgen noch ruhig. Gerhard Werginz studiert die Nachrichten, die seit dem Vorabend in seiner Mailbox eingegangen sind und inzwischen vielfach die Anrufe der Broker ersetzen. Er schätzt die schnelle Verfügbarkeit der Informationen. Die Studien und Analysen werden ihm per E-Mail geschickt, auch kann er teilweise auf den Homepages der Broker darauf zugreifen. «Dennoch komme ich nicht ganz ohne Papier aus», führt er aus. «Umfangreiche Studien lese ich immer noch lieber in Printform, weil ich sie so auch nach Hause oder als Lektüre für unterwegs mitnehmen kann.»

Anschliessend überprüft er die Positionen in den CS Portfolio Funds, die von ihm betreut werden. Die Fondsfamilie umfasst 13 Sub-Fonds mit einem Gesamtvermögen von rund 21 Milliarden Franken. Die Grösse der Sub-Fonds variiert zwischen 70 Millionen und 6,3 Milliarden Franken. Unter der Ägide von Werginz verwalten drei Teamkollegen die Aktien- und Obligationensegmente nach geografischer Unterteilung. Zwischendurch schweift sein Blick vom Bildschirm auf den Autoverkehr, der sich unterhalb seines Büros in die Stadt wälzt. «Wenigstens da draussen läuft etwas», meint er in Anspielung auf die gedrückte Stimmung an den Finanzmärkten.

8.45 UHR Allmorgendlich treffen sich die Fondsmanager kurz zum Austausch über die wichtigsten Börsen- und Wirtschaftsgeschehnisse des Vortags. Thema sind heute die neuerlichen Verluste an den Aktienbörsen und die Entwicklung der langfris- tigen Zinsen. Die Konsensschätzungen über die Zinsentwicklung beschäftigen die Sitzungsteilnehmer. Man solle sie wahrnehmen, aber versuchen, sich davon zu lösen und eine eigene Meinung zu entwickeln, raten die Fixed-Income-Spezialisten. Sorgenfalten löst auch der Blick auf den aktuellen Dollar-Chart aus, sind doch die Sub-Fonds in der US-Währung seit kurzem untergewichtet.

Die Handelsaktivitäten in den Portfolio-Fonds ruhen an diesem Tag weit gehend, da der Jahresabschluss bevorsteht. Aber auch unter dem Jahr ist die Zahl der Transaktionen im Vergleich zum Fondsvermögen klein. «Die Portfolio-Fonds sind keine Trader-Fonds, sondern ein Vermögensverwaltungssubstitut für Privat- anleger», erklärt Werginz. Rund drei Viertel des Vermögens insbesondere der grossen Fonds wer-den denn auch passiv verwaltet. Frankenobligationen werden aus Emission erworben und meist bis zum Ende der Laufzeit gehalten. Im Aktienbereich investiert man relativ indexnah. «Ziel ist es, die Kosten und das Risiko der Fonds tief zu halten», erläutert Werginz das Vorgehen. Der globale Anlageprozess hat zum Ziel, die gesamte lokale Expertise aller weltweit tätigen Spezialisten einfliessen zu lassen. Die Verantwortung für die taktischen Entscheide liegt im Zürcher Anlageausschuss, dem Werginz beisitzt. Dabei verbinden sich technische und fundamentale Analyse, globale und lokale Aspekte. Da im Aktienteil in grosskapitalisierte Werte investiert wird, kann sich Werginz auf eine breite Palette von Inhouse-Research abstützen und braucht im Gegensatz zu Managern von Branchen- oder Smallcaps-Fonds kein Primärresearch zu betreiben. «Ich gehe aber dennoch ab und zu an Unternehmenspräsentationen oder nehme an Vorträgen teil», ergänzt Werginz. Zu einem grossen Teil besteht sein Job jedoch aus Lesen. Die Vielfalt der Anlagen und Märkte, die in den Portfolio-Fonds vertreten ist, erfordert, dass er sich über ein breites Themenspektrum auf dem Laufenden hält. Im Hinterkopf hat er dabei immer, ob sich aus politischen und gesamtwirtschaftlichen Tendenzen oder gesetzlichen Veränderungen Handlungsbedarf bei den Fondspositionen ergeben könnte.

10.30 UHR Ein Anlageberater ruft an und gibt ein Stimmungsbild von der Kundenfront. Werginz schätzt auch informelle Meinungen, die für ihn einen Teil eines umfassendes Bildes der Marktsituation ausmachen. Ab und zu hat er an Kundenanlässen selbst Gelegenheit, die Portfolio-Fonds vorzustellen. Solche Auftritte gehören zur Unterstützung der Verkaufskanäle, die sein Team leistet. Zielgruppe sind zum einen die Kunden der CS Banking und CS Private Banking. Daneben wird der Verkauf an Vermögensverwaltungsbanken und -verwalter in der Schweiz gefördert. Im Ausland, insbesondere in Frankreich und Deutschland, richtet man sich an unabhängige Finanzberater und Branchenverbände.

Neben dem Jahres- und dem Halbjahresbericht erstellt Werginz einen Monatsbericht, in dem er die Performanceentwicklung beschreibt sowie auf die grössten Positionen eingeht. «Information ist in guten wie in schlechten Zeiten wichtig», sagt er. Trotz den widrigen Umständen an den Börsen sind die Portfolio-Fonds gegenwärtig weniger en vogue als auch schon. Einen grösseren Neuzufluss an Mitteln verzeichnen derzeit eher die reinen Geldmarkt- und Obligationen-Fonds. «Auch sind viele Anleger schon ziemlich stark in Portfolio-Fonds engagiert», führt er an.

11.45 UHR Dunkel hängen die Wolken über dem Üetliberg. Werginz entscheidet sich deshalb für ein Mittagessen mit seinem Stellvertreter. Sonst nutzt er regelmässig das bankeigene Sportangebot oder geht joggen. «Da kann ich Dampf ablassen», beschreibt er seine sportliche Betätigung. Auf dem Weg ins Personalrestaurant des nahen Üetlihofs kommt er mindestens zu einer kleinen Dosis frischer Luft.

13.30 UHR Zurück im Büro, widmet sich Werginz dem Jahresbericht zu den Portfolio-Fonds. Dazwischen telefoniert er mit der Luxemburger Fondsgesellschaft der Credit Suisse, die für die Buchhaltung der Portfolio-Fonds verantwortlich ist. Nach einer sehr guten Performance in den vergangenen Jahren ist Werginz mit der Entwicklung in den vergangenen Monaten weniger zufrieden. «Zurzeit muss man das Geld härter verdienen», beschreibt er die Situation. Die CS-Analysten gehen davon aus, dass sich die Aktienmärkte bald auffangen werden. Sollten sich die Börsen aber über eine längere Phase hinweg seitwärts bewegen, was Werginz nicht ganz ausschliesst, bleibt ihm immer noch die Ausnutzung von Marktschwankungen. «Reines Stockpicking ist bei grossen Fonds wegen der fehlenden Liquidität in den entsprechenden Aktien und der reglementarischen Haltefristen schwierig», gibt Werginz, auf die Alternativen angesprochen, zu bedenken.

15.30 UHR Soeben hat Werginz ein Mail einer bankinternen Projektgruppe erhalten. Diese arbeitet an einem System, das die Bewirtschaftung der Fondspositionen vereinfachen soll. Fachlichen Input für solche Projekte zu liefern, gehört zum Aufgabengebiet des Fondsmanagers wie die Mitarbeit bei der Weiterentwicklung der Produktefamilie respektive die Positionierung in einem Umfeld wachsender Konkurrenz. So werden Funds of Funds, die unabhängig vom Anbieter in die jeweils besten Fonds investieren, und Indexzertifikate ebenfalls als Vermögensverwaltung für Privatanleger propagiert. «Wir investieren aber beispielsweise im Vergleich zu Funds of Funds eher vorausschauend als vergangenheitsbezogen und produzieren kostengünstiger.»

18.00 UHR Jeweils ein Teammitglied steht bis Arbeitsschluss dem Advisory Desk, das die Börsentransaktionen der Fondsmanager entgegennimmt und an die Broker weiterleitet, als Ansprechpartner zur Verfügung, wenn Schwierigkeiten bei der Abwicklung der Transaktionen auftauchen sollten. Heute bleibt es aber ruhig. Werginz geht für einmal ohne einen Stapel Research-Unterlagen ins Wochenende. Der Wetterbericht verheisst Sonnenschein und damit ideale Voraussetzungen für einen Snowboard-Ausflug in die Bündner Berge.
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