Für Patrick Hasenböhler von der Bank Sarasin sind die Favoriten des Jahres im Lager der Wachstumsaktien zu suchen. Nach seiner Definition sind das jene Titel, die steigende Gewinne ausweisen und die Erwartungen erfüllen. Diese sind seines Erachtens grösstenteils unter jenen Aktien zu finden, die von den Analysten mit den besten Einstufungen bewertet werden. Die meisten dieser Favoriten waren 2009 in den hintersten Rängen der Performance-Listen zu finden: Roche, Zurich Financial Services und natürlich Nestlé. Die Investoren setzten damals lieber auf die von den Analysten am wenigsten geliebten Titel, die 2008 am stärksten unter die Räder gerieten.

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Eine Ausnahme bilden die Titel der Credit Suisse, die Anfang 2009 bei den Analysten noch sehr wenig Kredit genossen und das Jahr dennoch als Starperformer beenden konnten. Inzwischen sind die Aktien der Grossbank auch bei den Analysten wieder vollauf salonfähig. Sie figurieren ebenfalls in Hasenböhlers Favoritenliste. Anders verhält es sich mit den Swatch-Group-Aktien, die der Sarasin-Analyst ebenfalls zu seinen Favoriten zählt. Die Titel behielten durch die ganze Krise hindurch ein überdurchschnittliches Analystenrating und zeigten 2009 dennoch eine spektakuläre Kurserholung.

Solche Ausnahmen machen den Unterschied zu einer mechanischen Momentum-Strategie, bei der die Titel mit der besten Kursentwicklung einer vergangenen Periode konsequent als Favoriten für eine neue Periode weitergeführt werden. «Das Momentum ist in der Empirie zwar ein relativ stabiles Phänomen», sagt der Kölner Finanzprofessor Alexander Kempf. «Doch meistens funktioniert es nicht länger als drei bis sechs Monate.» Klar bessere Ergebnisse ergäbe die Titelselektion nach der Momentum-Methode, wenn die Performance-Parameter durch firmenspezifische Fundamentaldaten wie die Cashflow-Produktion angereichert würden, weiss Kempf aus eigenen Studien.

Mechanische Strategien sind generell tückisch. Das gilt auch für die beliebte Contrarian-Strategie, die konsequent Aktienflops der Vorperiode als Top-Picks der neuen Periode wählt. Eine Untersuchung der Credit Suisse zeigt zwar, dass auch mit diesem Ansatz im Aktienuniversum des Dow Jones Euro Stoxx 600 in den vergangenen Jahren deutliche Überrenditen zu erzielen waren, doch die damit verbundenen Risiken sind erheblich. Oft sind die Unternehmen solcher Contrarian-Aktien relativ klein und kämpfen mit fundamentalen Problemen. Dementsprechend hoch sind die Ausfallrisiken.