Neben klassischen Aktien- und Obligationenfonds, die sich auf bekannte Unternehmen und Märkte fokussieren, setzen Investoren vermehrt auf Anlageprodukte, die sich auf Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit, Rohstoffe oder Schwellenländer konzentrieren. Dieser Innovationsschub geht einher mit einem Florieren der Zertifikatindustrie. Mit strukturierten Produkten lassen sich Anlageideen im Tagesrhythmus umsetzen und auf den Markt bringen, wogegen bei Fonds erst ein Zulassungsprozedere bei der Finanzmarktaufsicht zu bestehen ist.

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So lockten Privatanleger auch bis vor kurzem skurril anmutende Investitionsmöglichkeiten. Wer hätte beispielsweise vor wenigen Jahren erwartet, dass Kasachstan oder Botswana auf dem Radarschirm von Privatanlegern auftauchen würden? Oder Möglichkeiten der Anlage in rare Rohstoffe wie Uran oder Molybdän? «Grundsätzlich sind Innovationen, also eine Erweiterung der Anlagepalette, zu begrüssen», sagt Stefan Arnold, Leiter Finanzanalyse der Luzerner Kantonalbank. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür sei der Rohstoffsektor, der von deutlich besseren Zugangsmöglichkeiten profitiere und folglich seinen Platz als eigenständige Anlageklasse habe zurückerobern können, so Arnold.

Ob sich eine Idee nachhaltig durchsetzt oder nur als kurzfristige Modeerscheinung entpuppt, ist oft schwer abschätzbar und für Investoren entsprechend risikoreich. Dennoch wächst die Bereitschaft seitens der Anleger, auf Alternativen zu herkömmlichen Anlagen zu setzen und Portfoliomanager mit ungewöhnlichen Ansätzen zu berücksichtigen.

Für den durchschnittlichen Anleger sind längst nicht alle der im Folgenden vorgestellten Investments geeignet. Allein an den Filtern Risikobereitschaft und Weltanschauung dürften bereits einige von ihnen hängen bleiben. Dennoch: Als Beimischung können einzelne Anlagen einem ausgewogenen Depot etwas Pep verleihen. Wer von einer Idee überzeugt ist und mit einem vernünftigen Anteil langfristig auf eine Region oder ein Thema setzen will, kann das Abenteuer wagen.

Schwankend: Aufstrebende Länder

Anlagen in die vier grossen, wachstumsstarken Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China haben sich etabliert. So sind Investmentvehikel mit dem Kürzel BRIC schon seit längerem Teil vieler Depots und bescherten den Investoren satte Renditen. Eine zweite Welle, die weitere aufstrebende Länder wie Vietnam, Südkorea, die Türkei oder Mexiko umfasst, stösst bei risikofreudigen Investoren ebenfalls auf reges Interesse. Diese Einschätzung gilt auch für Investments in ausgewählte arabische Länder und Emirate, die dank der Finanzkraft der Scheichs und dem stetigen Zufluss an Petrodollars seit einiger Zeit als eigentliche Boomregionen gelten. Ein Beispiel dafür ist Dubai.

Nun zündet der «Dauerbrenner Schwellenländer» eine weitere Stufe. Im Fokus stehen Destinationen, die ebenfalls über ein grosses Wachstumspotenzial verfügen und deren Aktienmärkte in Zukunft von einer besseren politischen Stabilität, der Öffnung ihrer Märkte und stärkeren Kapitalzuflüssen profitieren könnten. Zu diesen potenziellen künftigen Überfliegern zählen Länder wie Kasachstan, Nigeria oder Botswana.

Im Fokus steht vor allem Afrika. Der letzte weisse Fleck auf der Anlage-Weltkarte wird durch neue Produkte zunehmend erschlossen. Als Trumpfkarte gilt der Rohstoffreichtum diverser Länder.

Anleger müssen sich der Schwachpunkte der noch nicht ausgereiften exotischen Märkte bewusst sein. Ein typisches Merkmal ist die vergleichsweise geringe Liquidität der Börsen. Starke Kursschwankungen sind daher eher die Regel als die Ausnahme. Ein langer Atem und starke Nerven sind für derartige Investments unabdingbar.

Beispiel 1: Open-End-Zertifikat Next 11 Basket von Goldman Sachs in Franken, Valorennummer 3 140 716 (Ägypten, Bangladesh, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Türkei und Vietnam)
Beispiel 2: Open-End-Zertifikat Africa Lions von Merrill Lynch in Franken, Valorennummer 3 543 621

Beliebt: Seltene Rohstoffe

Zertifikate auf einen der bekannten Rohstoffindizes wie auch Rohwarenfonds sind bei Anlegern beliebt. Anbieter reagieren auf das Interesse und lancieren laufend neue Zertifikate. Selbst ungewöhnliche Rohstoffe wie beispielsweise Molybdän oder Uran stehen mittlerweile im Angebot. Obwohl Investments in derartige Rohstoffe auf den ersten Blick exotisch wirken, spricht die Knappheit beider Rohstoffe bei gleichzeitig seit Jahren steigender Nachfrage für eine genauere Analyse. Denn insbesondere Uran profitiert als Brennstoff für Atomkraftwerke vom weltweit wachsenden Energiebedarf, der den Bau von Kernkraftwerken als Alternative zu Erdöl und Erdgas wieder salonfähig macht. Allein die vier Staaten China, Japan, Indien und Russland planen bis 2020 den Bau von zusammen 40 neuen Kernkraftwerken. Trotz aussichtsreichen Perspektiven dürfte ein Engagement in Uran für einige Anleger aufgrund der politischen Brisanz und der heiklen Materie dennoch nicht in Frage kommen.

Wer sich allerdings für ein Engagement in Uran entscheidet, besitzt mit einem Basket-Zertifikat, das aussichtsreiche Unternehmen der Uranbranche zusammenfasst, eine valable Option. Ein Investment mittels Terminkontrakten ist seit Mai 2007 zwar möglich – infolge der derzeit noch geringen Umsätze und starken Schwankungen sind Produkte auf Uran-Futures allerdings wenig geeignet.

Der heimliche Überflieger im Rohstoffmarkt ist Molybdän. Der Preis für das Schwermetall hat sich seit dem Jahr 2000 beinahe verzehnfacht und notiert auf historischen Höchstständen. Der Rohstoff, der in der Natur selten vorkommt, fällt bei der Kupferproduktion als Nebenprodukt an. Er zeichnet sich durch hohe Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit aus und wird vor allem bei der Produktion von Edelstahl und der Herstellung von Öl- und Gaspipelines verwendet. Da Energiekonzerne in den kommenden Jahren massive Investitionen in ihre Infrastrukturen planen, könnte das Rally beim Molybdänpreis weiter anhalten. Da nicht direkt in das Schwermetall investiert werden kann, müssen Anleger auf Zertifikate mit bedeutenden Molybdänproduzenten ausweichen.

UBS Uranium Basket, Valorennummer 2 513 906, Laufzeit bis 29.4.2010
Open-End-Zertifikat auf den Molybdenum Total Return Index der Société Générale, ISIN DE000SG0M0L6

Rar: Segen der Kirche

Das Anlegen nach katholischen Kriterien liegt vor allem in den USA voll im Trend: Biblisch ausgerichtete Fonds haben ihr Volumen seit dem Jahr 2000 von 2,4 auf 16 Milliarden Dollar fast versiebenfacht. Investiert wird nur in Unternehmen, die «Kernwerte und Lehren der römisch-katholischen Kirche nicht verletzen». Aus den Traktanden fallen deshalb unter anderem Firmen, die mit Verhütungsmitteln, Abtreibung, Pornografie oder Glücksspiel ihr Geld verdienen. Toleriert werden hingegen Investitionen in Tabak- und Rüstungskonzerne. Dass man mit dieser Strategie erfolgreich sein kann, beweist die Performance des Ave Maria Catholic Values Fund. Der Fonds hat seit Auflegung im Mai 2001 den S&P 500 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 9,5 Prozent deutlich hinter sich gelassen – der S&P 500 kommt auf 4,2 Prozent.

Doch auch die dunkle Seite kann spektakuläre Erfolge verbuchen. Der auf Aktien von «lasterhaften» Firmen spezialisierte Vice Fund legte 2007 um rund 20 Prozent zu. Und auch die langfristige Performance kann sich sehen lassen: Seit der Lancierung im September 2002 erwirtschafteten die «teuflischen» Fondsmanager eine durchschnittliche jährliche Rendite von 18 Prozent. Die Investitionen in Rüstung, Tabak, Alkohol, Glücksspiel usw. haben sich gelohnt. Ein Vorteil: die Ausrichtung des Fonds auf defensive Branchen, die vor allem in unruhigen Zeiten eine gute Absicherung darstellt.

Ob mit himmlischem Segen oder höllischer Unterstützung: Beide Fonds überzeugen mit überdurchschnittlichen Resultaten und eignen sich als Beimischung.

Ave Maria Catholic Values Fund, US-Kürzel AVEMX
Vice Fund, US-Kürzel VICEX

Streng: Schariatauglich

Trotz zunehmendem Interesse an Bibel-Fonds nimmt sich deren Anlagevolumen im Vergleich mit Islam-Fonds geradezu mickrig aus. Auf 2,5 Billionen Dollar wird das Vermögen der weltweit rund 1,5 Milliarden Muslime geschätzt. Die Anlagerichtlinien basieren auf der Scharia, dem religiösen Gesetz des Islams. Im Klartext: Investitionen in Alkohol, Tabak, Waffen, Glücksspiel oder Schweinefleisch sind verboten. Für Moslems ebenfalls tabu ist die Entgegennahme von Zinsen. Ein Kontrollgremium, ein sogenanntes Sharia Board, wacht über die Einhaltung der Gesetze. Obwohl nicht die Rendite, sondern die penible Einhaltung der religiösen Vorgaben im Mittelpunkt steht, kann sich die Performance sehen lassen. Der UBS Islamic Global Equities legte über die letzten fünf Jahre in Dollars um 78 Prozent zu. Ein Investment für Nicht-Moslems drängt sich dennoch nicht auf – der MSCI World Index legte im selben Zeitraum um über 100 Prozent zu.

UBS Islamic Global Equities ISIN LU0108058487

Unkonventionell: Astrologische Prognosen

Der Fondsmanager Henry Weingarten geht mit seinem Astrologers Fund unkonventionelle Wege. Er gibt dem traditionellen Mix aus Fundamentaldaten und technischer Analyse zusätzlich einen Schuss Astrologie bei. Das Aushängeschild der US-Sterndeuter lässt sich dennoch ungern als Esoteriker abstempeln. Vielmehr beruft er sich darauf, dass der Analyse von Planetenkonstellationen genaue Berechnungen zugrunde liegen. Zudem dienten die Horoskope wichtiger Indizes, Unternehmen oder Länder, die Weingarten nach deren «Geburtsstunde» erstellt, lediglich als Zusatzinformation. Trotz einer Reihe von richtigen Prognosen – Weingarten hat Mitte Jahr eine Verschärfung der US-Kreditkrise vorausgesehen und Gold zum Kauf empfohlen – dürfte die Mehrheit der Anleger dem stellaren Investmentstil weiterhin skeptisch gegenüberstehen.

Neben Einzelmandaten ab einer Million Dollar offeriert Weingarten drei verschiedene Anlageprogramme.

Allerdings sind die Investmentvehikel nicht öffentlich registriert und unterliegen somit nicht den strengen Vorschriften, die für traditionelle US-Investmentfonds gelten.

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