Die mit harten Bandagen geführten Luftkämpfe sind legendär: Seit Jahren schenken sich das US-Flugzeugbauunternehmen Boeing und der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS mit seiner Tochter Airbus nichts, wenn es gilt, an milliardenschwere Aufträge für Flugzeuge zu kommen. Da werden schnell einmal Vorwürfe laut, die jeweilige Regierung unterstütze den Konkurrenten mit verdeckten Subventionen. Bekanntlich fallen die letzten Hemmungen, wenn Milliarden auf dem Spiel stehen. Um einen vom Pentagon ausgeschriebenen Auftrag etwa wurde lange und bissig gerungen; auf dem Spiel standen 179 neue Tankflugzeuge für über 30 Milliarden Dollar. Ende Februar meldete Boeing-Chef James McNerney, dass sein Konzern die Riesenbestellung an Land gezogen habe. Zur Überrraschung aller verzichtete EADS-Lenker Louis Gallois auf einen Protest gegen den Auftrag. Tage später meldete die Firma ihrerseits eine Milliardenorder aus Brasilien. Das Ringen um Gewaltsaufträge wird sich fortsetzen. Nur sind die Luftkämpfe längst in regelrechte Preiskriege ausgeartet. Doch was Auftraggeber freut, schlägt sich bei den Streithähnen in unnötig dünnen Margen nieder – und in enttäuschenden Aktienkursen. Im Fünfjahresvergleich haben die Boeing-Titel 8 Prozent verloren, EADS büssten 38 Prozent ein. Eigentlich schade, denn würde man sich gegenseitig etwas mehr Luft gönnen, wäre diese Branche für Anleger hochinteressant.

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Kleben bleiben. Die Aktien von Sika wurden im Zeichen der Finanzkrise heftig in den Keller geprügelt. Doch seit den Tiefstkursen im Frühjahr 2009 streben die Titel des Herstellers von Spezialchemie für die Bauwirtschaft stetig nach oben und haben sich im Wert mehr als verdreifacht. Ich empfahl die Papiere schon mehrmals zum Kauf, letztmals vor Jahresfrist. Ungeachtet der schönen Profite will ich vorderhand noch nichts von Gewinnrealisationen wissen. Die jüngst von CEO Ernst Bärtschi vorgelegten Zahlen für 2010 zeigen auf, dass noch einiges an Kurspotenzial vorhanden ist. Während der Umsatz um 6 Prozent stieg, verbesserte sich das Ebit um 28 und der Konzerngewinn gar um 38 Prozent. Erfreulich ist vor allem der optimistische Ausblick. Sika will beim Umsatz jährlich um acht bis zehn Prozent zulegen und steuert mittelfristig acht Milliarden Franken an – also annähernd eine Verdoppelung. Die Ertragslage dürfte sich mindestens in diesem Ausmass verbessern. Damit zählen Sika zu den interessantesten Wachstumsaktien. Zwar sind die Titel mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,1 nicht billig, auf mittlere Sicht jedoch vielversprechend.

Überreaktion. «Ein Gate-Gourmet-Mann zweigte 22 Millionen Franken ab», titelte der «Tages-Anzeiger» Ende Februar. Wie wir inzwischen wissen, hat eine Frau geschummelt: Amanda Jacobsen, bei Gate Gourmet, einer Tochter des Catering- und Logistikkonzerns Gategroup, verantwortlich für Nordeuropa. Drei Jahre lang führte sie die interne Kontrolle an der Nase herum. Das ist zwar hochnotpeinlich für Firmenchef Guy Dubois und seine Leute, zumal die 43-Jährige auch ihren Lebenslauf kräftig frisierte und dies erst jetzt aufflog. Dennoch verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Als der Betrug durchsickerte, brach an der Börse Panik aus, die Aktien verloren zeitweise bis zu neun Prozent an Wert. Nun floss jedoch der grösste Teil des unterschlagenen Geldes bereits wieder zurück. Zudem hat da mancher Anleger die Verhältnismässigkeit aus den Augen verloren: Ende 2010 klimperten gegen 500 Millionen Franken an flüssigen Mitteln in der Firmenkasse. Die heftigen Reaktionen der Investoren sind wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass man der relativ jungen Firma, deren Aktien erst seit Mai 2009 kotiert sind, noch nicht so recht traut. Dabei ist Gategroup der global zweitgrösste Airline-Caterer. Mit der Akquisition des kanadischen Konkurrenten Cara Airline Solutions und der Übernahme der Mehrheit an der indischen Skygourmet ist Guy Dubois seinem grossen Ziel, zur weltweiten Nummer eins zu avancieren, ein gutes Stück näher gerückt. Die Gategroup-Papiere werden sich nie zu Kursraketen entwickeln, dazu bietet das Cateringgeschäft zu wenig – positive – Überraschungen. Dafür eignen sich die im Branchenvergleich günstig bewerteten Titel für konservative Investoren, obwohl keine Dividende entrichtet wird.

Gut verkabelt. Dank dem Boom in der Fahrzeugindustrie setzten sich die Aktien der Autozulieferer im vergangenen Jahr bestens in Szene. So weisen die Titel von Rieter, Georg Fischer, Huber + Suhner, Ems-Chemie oder Feintool anständige bis ausgezeichnete Kursgewinne auf. Die meisten Papiere dieser Branche haben den grössten Teil der Kurserholung allerdings bereits hinter sich. Weiteres Potenzial bescheinige ich dagegen Komax. Das Innerschweizer Unternehmen meldete für 2010 einen Umsatzzuwachs von 63 Prozent. Zuversichtlich stimmen vor allem die proppenvollen Auftragsbücher: Der Bestellungseingang nahm um 62 Prozent zu. Die Maschinen zur Verarbeitung von Kabeln, das Kerngeschäft von Komax, stossen hauptsächlich in der Automobilindustrie auf unverändert rege Nachfrage. Doch auch in den Bereichen Wire und Solar ist eine deutliche Belebung festzustellen. Das Management unter Beat Kälin hat jüngst das Solargeschäft in China verstärkt: Mit dem lokalen Partner Yingkou Jinchen wurde das Joint Venture Komax Jinchen gegründet. Im Sektor Medtech harzt der Bestellungseingang allerdings, und auch die Margen vermögen nicht so richtig zu befriedigen. Komax zählen zu den Nebenwerten. Mir gefallen die Valoren, weil die Firma Weltmarktführerin ist und sich durch hohe Innovationskraft auszeichnet, weil sie bereit ist, für Neuerungen einiges zu investieren. Der Aktienkurs ist zwar in den letzten Montan bereits um gut 50 Prozent in die Höhe geschossen; dennoch bleiben die Titel mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,2 attraktiv.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm: bahnhofstrasse@bilanz.ch