Kein anderer Sport vermag die Massen derart zu begeistern wie Fussball. Milliarden von Menschen werden die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien mitverfolgen. Längst ist Fussball zu einem Riesengeschäft herangewachsen, in dem Dutzende Milliarden Franken an Umsätzen erzielt werden. Spitzenclubs agieren wie Unternehmen, ja viele haben ihre Aktien kotieren lassen. Doch so lukrativ das Fussballgeschäft ist – die Aktien zählen zu den grossen Absteigern an den Börsen.

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Der Aktienindex Stoxx Europe Football, der 23 Fussballclubs umfasst, ist seit dem Höchststand von 1997 um nicht weniger als 86 Prozent abgestürzt. Seit Jahren bringen die Aktien der meisten Spitzenclubs keine Steilpässe mehr zustande. Die Valoren von Fenerbahçe Istanbul verloren innerhalb von drei Jahren 70 Prozent, Juventus Turin büssten innert sieben Jahren 76 Prozent ein, Borussia Dortmund notieren zwei Drittel unter ihrem Emissionspreis. Manchester United verkehren zwar über dem IPO-Preis vor gut zwei Jahren, doch unter dem Höchstkurs. Die Performance des Schreckens liesse sich fortsetzen.

Viele Clubs betreiben eine ruinöse Geschäftspolitik. Für den Einkauf neuer Stars werden horrende Summen ausgegeben. Bleiben die Erfolge aus, herrscht schnell einmal Ebbe in der Kasse, Schulden türmen sich auf. Sogar Spitzenteams wie Lazio Rom oder Glasgow Rangers schrammten am Konkurs vorbei. Für die Aktionäre bleibt so oder so kaum etwas übrig. Spitzenfussballer wie Wayne Rooney (28), der bei Manchester United unter Vertrag steht, oder der für Borussia Dortmund kickende Mats Hummels (25) können froh sein, dass sie in Cash und nicht in Aktien ihres Vereins entlöhnt werden.

Aktie als Wette

Fussballaktien sind nur etwas für Hardcore-Fans, denen Dabeisein mehr bedeutet als Kursgewinn. Die Papiere eignen sich andererseits für Zocker; wer einiges von der wichtigsten Nebensache der Welt versteht, kann mit solchen Valoren gar vortrefflich wetten. Denn die meisten Fussballaktien sind heftigsten Kursschwankungen unterworfen – je nachdem, welche Erfolge auf dem grünen Rasen herausgespielt werden. Beispielsweise Borussia Dortmund: Die deutsche Top-Elf ratschte vor einigen Jahren nur knapp an der Insolvenz vorbei, die Aktien notierten 2009 auf 0.80 Euro. Nach der Saison 2008/09 ging es nicht nur sportlich, sondern auch an der Börse wieder steil aufwärts. Wer dies vorausgesehen hat, konnte innert weniger Monate seinen Einsatz vervierfachen.

Beispielsweise Benfica Lissabon: Im März schossen die Aktienkurse innert zwei Wochen um 150 Prozent nach oben. Die Aussicht auf den Sieg bei der Uefa Europa League beflügelte. Doch die Euphorie wich zusehends der Ernüchterung, die Titel gaben nach. Und als Benfica den Final gegen den FC Sevilla bei einem umstrittenen Elfmeterschiessen verlor, gab das den Aktien den Rest: minus 60 Prozent. Wer als Anleger nicht gerne zockt, sollte Fussball als Sport geniessen, aber nicht als Investment betrachten.

Doppelpack

Den beiden führenden Schweizer Uhren- und Schmuckkonzernen geht es weitaus besser, als die Börsianer dies vor einigen Monaten noch befürchtet hatten. Es zeigt sich, dass die Chinesen weiterhin fleissig Luxusgüter kaufen, vor allem im Ausland. Richemont hat jüngst solide Resultate vorgelegt: fünf Prozent mehr Umsatz, einen leicht rückläufigen Betriebsgewinn, doch dies auf hohem (Ertrags-)Niveau. Einige Wochen vorher hat Swatch Rekordwerte präsentiert: 8 Prozent mehr Umsatz, 17 Prozent Plus beim Ebit und 20 Prozent beim Gewinn. Für das laufende Jahr halten sich beide Unternehmen mit Prognosen zurück. Zwar sind keine grossen Umsatzfortschritte zu erwarten, doch dürfte die hohe Rentabilität zu halten sein.

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich Richemont oder Swatch zum Kauf empfehle. Eine müssige Frage. Ich bin optimistisch für beide Werte, obwohl sie über die letzten Monate zur Schwäche neigten. Im Fünfjahresvergleich hat Richemont bei der Börsenperformance ihren Konkurrenten geschlagen. Doch mittelfristig traue ich Swatch eine etwas bessere Kursentwicklung zu.

Aktuell jedenfalls ist der Uhrenkonzern deutlich günstiger bewertet; Swatch weist für dieses Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,9 auf, Richemont kommt auf 18,7. Auch für das kommende Jahr liegt Swatch mit 13,3 deutlich vor den 16,8 von Richemont. Dennoch würde ich beide Titel ins Depot legen.

Gehör für Aktionäre

Für das jüngst abgeschlossene Geschäftsjahr hat Sonova gute Resultate vorgelegt: Umsatz und Ebita stiegen um 8,7 respektive 11,6 Prozent, der Gewinn hat sich verdreifacht. Allerdings war das Vorjahresresultat durch hohe Rückstellungen belastet. Dennoch sind die Zahlen des Hörgerätekonzerns erfreulich. Auch für das laufende Geschäftsjahr erwartet CEO Lukas Braunschweiler (58) in Lokalwährungen ein starkes Wachstum: 7 bis 9 Prozent beim Umsatz und 11 bis 15 Prozent beim Ebita. Die trüben Zeiten, als missbräuchliche Aktienverkäufe des Managements oder millionenschwere Schadenersatzforderungen wegen fehlerhafter Hörimplantate den Aktienkurs in den Keller schickten, scheinen vorbei zu sein.

«Auf mittlere Sicht sind die Aktien interessant, mit einem geschätzten KGV von 19 für 2014 aber teuer», so habe ich vor acht Monaten über Sonova geschrieben. Die Titel haben seither 17 Prozent zugelegt und sind mit einem KGV von 22,3 für dieses und 20,1 für das kommende Jahr noch höher bewertet. Deshalb bleibe ich bei meiner Einschätzung: Die Valoren sind teuer, mittelfristig aber attraktiv. Zumal auch der Aktionär an der Gesundung mitverdient; die Dividende wird um knapp ein Fünftel erhöht. Interessant auch der hohe Cashbestand. Von der Forderung einiger Analysten, das Management solle damit eigene Aktien zurückkaufen, halte ich nichts. Weitaus interessanter ist der Zukauf weiterer Firmen, die ins Konzept passen. Damit kann der Konzern seine starke Marktstellung noch weiter ausbauen. Das bringt dem Aktionär langfristig mehr als eine Gewinnverdichtung durch Aktienrückkauf.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch