Sowohl in meinem privaten wie in meinem beruflichen Umfeld stelle ich fest, dass sich insbesondere Frauen vermehrt Gedanken über langfristige Finanzthemen machen, vor allem über ihre Vorsorgesituation. Dies vor allem, weil sich grosse Veränderungen innerhalb der Vorsorgesysteme abzeichnen. Gerade bei Frauen wirft dies oft Fragen auf und löst Unsicherheiten aus. Aus meiner Sicht ist es deshalb sehr wichtig, dass sich sowohl Frauen als auch Männer frühzeitig mit ihren langfristigen Finanzen auseinandersetzen, ihre Ziele definieren, planen und auch kontinuierlich verfolgen. Es gilt, die finanzielle Unabhängigkeit im Alter und den Handlungsspielraum bei unerwarteten Ereignissen zu bewahren.

Neben dem gesetzlich tieferen Rentenalter gibt es bei Frauen spezifische Einflüsse, die grossen Einfluss auf die Vorsorgesituation haben können. Zum Beispiel verdienen Frauen im Durchschnitt über ein Arbeitsleben hinweg weniger, leben jedoch statistisch gesehen länger. Das heisst, ihr Vorsorgekapital muss länger ausreichen. Es zeigt sich auch, dass Frauen eher dazu neigen, defensivere Anlagestrategien zu wählen, was auf längere Sicht Einfluss auf die Vermögensbildung hat. Selbstverständlich kann man das nicht verallgemeinern, jede Situation ist individuell zu betrachten, sowohl bei Frauen als auch bei Männern.

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Die Autorin

Sandra Huber-Schütz ist Head Personnel Financial Affairs, UBS Wealth Management Schweiz.

Obwohl sich Frauen zwar viele Gedanken zu langfristigen Finanzthemen machen, kümmern sie sich erstaunlicherweise wenig um ihre persönliche Situation. Eine in diesem Jahr durchgeführte Umfrage der UBS bei wohlhabenden Frauen in der Schweiz zeigt beispielsweise auf, dass knapp 70 Prozent der befragten Frauen diese Aufgabe ihrem Partner überlassen. Dies oft auch aus der Überzeugung heraus, dass sich ihre Partner besser damit auskennen. Ich finde das sehr interessant, da nämlich kurzfristige Geldfragen, wie zum Beispiel das Managen des Haushaltsbudgets, in der Regel in Frauenhand liegen.

Die Befragung zeigt auch, dass diese Aussage sowohl auf jüngere wie auch auf ältere Frauen zutrifft. Ich möchte Frauen deshalb dazu motivieren, dass sie sich mehr einbringen, wenn es um die langfristige Planung ihres Vermögens geht, und sich gemeinsam mit ihrem Partner beraten unddarüber austauschen. Viele Frauen erleben nämlich nach einer Scheidung oder dem Tod ihres Ehepartners finanzielle Überraschungen, was besonders in solchen Situationen zu einer erheblichen Zusatzbelastung werden kann. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass sich 70 Prozent der Betroffenen wünschten, sie hätten sich frühzeitig stärker in langfristige Finanzentscheide eingebracht und so auch eine entsprechende Übersicht bezüglich ihrer Vermögenssituation gehabt.

Es ist nie zu früh

Ein finanziell unabhängiger und komfortabler Ruhestand ist bei vielen das Hauptziel der Vorsorge. Da Frauen im Rahmen des Drei-Säulen-Systems aber öfters Beitragslücken aufweisen als Männer, müssen bisweilen zusätzliche Sparleistungen unternommen werden. Es lohnt sich deshalb, frühzeitig zu planen. So bleiben im Ruhestand finanzielle Freiheit und Lebensqualität erhalten. Die Ausgestaltung eines solchen Plans basiert im Wesentlichen auf drei Aspekten: Zuerst analysieren wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden die aktuelle Lage bezüglich bereits erbrachter Sparleistungen und anderer relevanter finanzieller und nichtfinanzieller Gesichtspunkte. Danach eruieren wir die Vorstellungen über den Zeitpunkt der Pensionierung sowie die angestrebten Ziele, wie man den Ruhestand gestalten möchte.

Das sind die Grundlagen des Plans. In einem nächsten Schritt werden dann Massnahmen fixiert, um das benötigte Vorsorgekapital zu erreichen und dieses sicherzustellen. Dabei gilt es, ein Anlagekonzept zu definieren mit entsprechendem Zeithorizont, Sparziel und entsprechender Risikopräferenz. Dabei können unterschiedliche Strategien für verschiedene Vermögensteile angewendet werden – abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse.

Verhalten und Präferenz

Diverse Studien zeigen, dass Frauen ihre Fähigkeiten in Bezug auf Finanzen als relativ bescheiden einschätzen. In meinem Alltag erlebe ich immer wieder: Wenn sich Frauen mit dieser Thematik zu befassen beginnen, entwickeln sie grosse Freude daran und wollen sich dann vertieft mit der Materie auseinandersetzen. Deshalb bieten wir auch darauf zugeschnittene Ausbildungsveranstaltungen an, wo wir Frauen entsprechendes Wissen vermitteln. Solche Events sind sehr beliebt und das Interesse daran ist gross.

Es ist nie zu spät

Dem Thema Pension und Vorsorge gebührend Rechnung zu tragen, ist sehr wichtig. Männer undFrauen sollten sich gemeinsam frühzeitig darüber Gedanken machen. Es ist nie zu früh, sich damit zu befassen – um dann die richtigen Weichen zu stellen. Es ist aber auch nie zu spät, um noch etwas auszurichten und zu optimieren.