Hier bekommen Sie Freizügigkeitskonten ohne Gebühren

Die Einrichtung eines Freizügigkeitskontos ist für viele Menschen eine Notlösung. Auf ein solches Konto bei einer Bank werden Gelder der beruflichen Vorsorge parkiert, wenn der Inhaber keinen Arbeitgeber mehr hat und darum auch keiner Pensionskasse mehr angeschlossen ist. Das ist insbesondere der Fall bei Arbeitslosigkeit, aber auch bei dauerhafter freiwilliger Aufgabe von Erwerbsarbeit. Auch wer sich selbstständig macht, kann sein Pensionskassenguthaben auf ein Freizügigkeitskonto transferieren. Vielen Besitzern eines Freizügigkeitskontos ist gemein, dass sie finanziell nicht auf Rosen gebettet sind. Vor allem die Corona-Krise setzt manchen von ihnen hart zu. Selbstständigen bricht das Einkommen wegen der Pandemie-Massnahmen weg. Arbeitslose finden wegen der wirtschaftlichen Krise kaum mehr eine Stelle. Jetzt kommt auf solche Leute noch eine neue finanzielle Belastung zu – zumindest, wenn sie ein Freizügigkeitskonto bei bestimmten Banken haben. Keine Transaktionen auf Freizügigkeitskonti Bis vor kurzem war die Kontoführung von Freizügigkeitskonti gebührenfrei. Jetzt aber erheben immer mehr Banken eine solche Gebühr. Das ist bemerkenswert, finden doch auf Freizügigkeitskonti über viele Jahre hinweg meist keine Transaktionen statt. Schon jetzt verzinsen die Banken Guthaben auf Freizügigkeitskonti kaum mehr. Der Zinssatz beträgt in der Regel zwischen 0,01 und 0,1 Prozent. Vermögen aufbauen lässt sich damit nicht. Mit der neuen Gebühr, die viele Banken nun einführen, dürfte das Guthaben gar schrumpfen. Auffallend ist, dass die Gebühr bei allen Banken, die sie erheben, gleich hoch ist: 3 Franken pro Monat oder 36 Franken pro Jahr. Schon seit Anfang 2019 wird sie von Postfinance erhoben. Nach den Gründen gefragt, bleibt der Staatsbetrieb vage: Das «wirtschaftliche Umfeld, in dem sich Postfinance befindet», erlaube eine kostenlose Kontoführung nicht mehr. Man verdiene an der neuen Gebühr aber nichts, sie sei «verursachergerecht». Rückwirkende Gebühr bei Credit Suisse Im letzten Frühling führte auch die Credit Suisse eine Kontoführungsgebühr von 36 Franken pro Jahr ein – sogar rückwirkend: «Die Gebühr wurde erstmals am 31. März 2020 für die zurückliegenden zwei Quartale erhoben», schreibt die Credit Suisse. Die Bank decke damit ihre administrativen Kosten in Zusammenhang mit der Kontoverwaltung. Seit Oktober dieses Jahres erhebt auch die Neue Aargauer Bank (NAB) die Gebühr. Die NAB ist eine Tochter der Credit Suisse und soll von dieser demnächst integriert werden. Auf Anfang nächstes Jahr führt nun gerade eine ganze Reihe von Banken die Kontoführungsgebühr auf Freizügigkeitskonti ein. Zu ihnen gehört die UBS als grösste Schweizer Bank, wie das Internetportal «Inside Paradeplatz» publik gemacht hat. Die UBS begründet die Einführung der Gebühr schwammig: «Aufgrund der zunehmenden operativen Aufwendungen und regulatorischen Anforderungen steigen die Kosten zur Verwaltung einer Freizügigkeitsstiftung.» Auch Kantonalbanken erheben Gebühr Weiter führen zehn Kantonalbanken die Gebühr ein – nämlich diejenigen, die das Führen von Freizügigkeitskonti an die Swisscanto Freizügigkeitsstiftung delegiert haben. Es sind das die Kantonalbanken von Appenzell, Tessin, Glarus, Graubünden, Schwyz, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau, Uri und Neuenburg.Mehr zum Thema Vorsorge Millionen-Tipp: Ein Schlupfloch in der Pensionskasse liefert Rendite Die Swisscanto Freizügigkeitsstiftung erhebe die Gebühr, um ihre Dienstleistungen «in derselben hohen Qualität» weiterführen zu können, schreibt Caroline Kresta, Geschäftsleiterin der Stiftung. Und weiter: «Bisher haben die Kantonalbanken die Verwaltungskosten getragen und aus dem Zinsdifferenzgeschäft finanziert. Mit dem bereits länger andauernden tiefen bis negativen Zinsumfeld ist es den Kantonalbanken leider nicht mehr möglich, die Verwaltungskosten für den Betrieb der Freizügigkeitsstiftungen weiterhin alleine zu tragen.» Die Banken erheben die Gebühr also als Kompensation von Negativzinsen. Mit der Gebühr würde nur ein Teil der Verwaltungskosten gedeckt, schreibt Kresta weiter. Dazu zählt sie unter anderem «die Bearbeitung von Anfragen» sowie «die Zurverfügungstellung und laufende Aktualisierung von Informationsmaterial für die Vorsorgenehmer». «Die ziehen mir 10 Prozent vom Konto ab» Die neuen Gebühren sorgen für Ärger – etwa bei einer Anwenderin von Twitter: «Diese Schweizer Banken haben doch einen an der Waffel», schreibt sie. «Mein Freizügigkeitskonto enthält lediglich 10'000 Franken und läuft naturgemäss bis zur Rente. Ich bin jetzt 35. Die ziehen mir also 10 Prozent vom Konto ab bis zur Auszahlung!» Andere Banken teilen auf Anfrage mit, dass sie bei Freizügigkeitskonti keine Kontoführungsgebühr verrechnen. Es sind dies die Raiffeisen Bank, die Bank Cler, die Migros Bank sowie die Kantonalbanken von Zürich, Aargau, Bern und Luzern. Allerdings ist zu erwarten, dass weitere Banken dazukommen werden. So erhebt etwa die Basler Kantonalbank noch keine Kontoführungsgebühr, schreibt aber: «Wir beobachten den Markt laufend und behalten uns entsprechend eine Anpassung des Pricings vor.» Dieser Beitrag wurde am 5. Dezember 2020 publiziert.