McKinsey macht es, ABB, Schindler und andere ebenso. Ihre Pensionskassen bieten den Kadermitarbeitern beim überobligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge eine Auswahl von Anlagemöglichkeiten. Bis jetzt ist diese Individualisierung bei der 2. Säule «rechtlich nicht ganz abgesichert», wie es Christoph Oeschger, Geschäftsführer der Avadis, formuliert. Die aus der ABB-Pensionskasse hervorgegangene Avadis führt bereits seit gut zehn Jahren mehrere Anlagetöpfe für Löhne über dem BVG-Obligatorium von 77 400 Franken. Mittlerweile betreut Avadis neben der ABB-Kasse noch gut 50 weitere Vorsorgeeinrichtungen. Mit der nächsten Revision des BVG-Gesetzes wird die freie Wahl der überobligatorischen Anlagen ab nächstem Jahr auch offiziell erlaubt. «Klar begrüssen wir dies», ergänzt Chrstoph Oeschger; unter anderem fallen nun Diskussionen mit kantonalen Steuerbehörden dahin, die sich daran gestört haben, dass die Vorsorgegelder individuell statt kollektiv angelegt werden.

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Die Frage, ob ein Vorsorgeplan von der Steuer absetzbar ist, wird von Kanton zu Kanton unterschiedlich bewertet. Das neueste Paket von Verordnungen soll nun Klarheit schaffen. Einige der neuen Bestimmungen – etwa die Regelung von Frühpensionierungen erst ab 60 Jahren – sind in der Vernehmlassung heftig zersaust worden. Die Individualisierung der Anlagemöglichkeiten ist dagegen nicht bestritten. Schliesslich gibt es für die Versicherten kein Recht auf eine freie Anlagewahl, die Pensionskassen erhalten bloss die Möglichkeit, dies ganz legal zu tun. Der Aufwand für die Kassen ist recht gross, sagt Hanspeter Konrad, Geschäftsführer des Pensionskassenverbandes ASIP. Viele Vorsorgeeinrichtungen schrecken wohl davor zurück, sagt auch Oeschger. Man habe nun jahrelange Erfahrung und habe gelernt, mit dem administrativen Mehraufwand umzugehen, ergänzt der Avadis-Geschäftsführer. Die genauen Kosten der Individualisierung kann er allerdings nicht beziffern.

Anders Jörg Odermatt, Geschäftsführer der Sammelstiftung PensFlex. Die Stiftung der Luzerner Privatbank Reichmuth und der PKG Pensionskasse startete vor fünf Jahren mit einer individuell ausgerichteten Kaderversicherung. Unsere Kunden wissen, dass die Bewirtschaftung der individuellen Depots pro Jahr 0,5 Prozent mehr kostet, sagt Odermatt. «Wir machen eine Art Private Banking bei der Bel-Etage-Versicherung und legen mit jedem Kunden seine eigene Strategie fest, abhängig unter anderem vom Alter, seiner persönlichen Lage und seinen privaten Anlagen» (siehe Nebenartikel «Jörg Odermatt von der Sammelstiftung PensFlex: Beim Überobligatorium bieten wir eine Art Private Banking»).

Bei Avadis können die Kaderleute zwischen zwei Töpfen wählen, bei den Pensionskassen von Schindler und McKinsey gelten die individuellen Wahlmöglichkeiten nur für die eigenen Leute.

Die jüngste Verordnung hat also nichts mit einer freien Wahl der Pensionskasse zu tun. Es gibt nur zusätzliche Freiheiten bei der Anlage der «freiwilligen» Sparbeiträge. Allerdings geht es hier um eine enorme Summe: Von den knapp 600 Milliarden Franken, die gegenwärtig bei den Pensionskassen und Sammeleinrichtungen angelegt sind, gelten rund die Hälfte als «überobligatorisch». Auf diese Anlagen gibt es zumeist keine Zinsgarantie, und oftmals ist nicht klar, wohin die Erträge genau fliessen. Ausser über den Stiftungsrat haben die Versicherten kaum Einfluss auf die Anlagen.

Dabei gibt es auch hier ganz verschiedene Bedürfnisse, wie es Stefan Thurnherr vom VZ VermögensZentrum formuliert. Ein junger Kadermann mit langfristigem Horizont könne durchaus den ganzen möglichen Aktienanteil von 50 Prozent ausschöpfen, während jemand kurz vor der Pensionierung oder einem Hauskauf sein ganzes Gewicht auf Sicherheit setze und sein freiwillig einbezahltes PK-Geld nicht mehr in Aktien investieren wolle, erläutert der Pensionskassen-Spezialist. Das VZ bietet in einer eigenen Sammelstiftung deshalb vier Anlagekategorien. Laut Thurnherr ist die Kategorie mit dem Aktienmaximum am meisten gefragt, dazu gibt es einige, die ganz auf Dividendenpapiere verzichten, während die mittleren Aktienanteile derzeit nicht gefragt sind.

Bei Avadis wählen die meisten Kaderleute den garantierten Zinssatz von 2,25 Prozent im «Basispaket» statt den unsicheren Jahresertrag ihrer Anlage «Risiko». «Nach den heftigen Börsenstürmen der vergangenen Jahre und der Rentenklau-Debatte beobachte ich bei den allermeisten Versicherten nur noch Angst, aber kein Interesse», sagt Pensionskassen-Berater Jürg Müller von Weibel, Müller + Partner. Die Individualisierung der Anlagen begrüsst er trotzdem, solange nicht jeder seine eigenen Wertschriften verwaltet. Bei der Wahlfreiheit in der Bel Etage können die Versicherten ihre Strategie grundsätzlich jedes Jahr anpassen. Bei den meisten Anbietern ist ein Wechsel pro Jahr kostenlos möglich, allerdings spricht der langfristige Anlagehorizont gegen ein allzu häufiges Ändern der ausgewählten Strategie. «Die Wahlmöglichkeit stärkt die Eigenverantwortung der Versicherten», sagt Christoph Oeschger von der Avadis. Allerdings bedeute dies auch eine «Herausforderung» und einen zusätzlichen zeitlichen Aufwand sowohl für die Pensionskasse als auch für die Einzelnen. Oeschger: «Aber nur aufgeklärte Anleger sind gute Investoren.»