Jahresendrally: Alles, was man wissen muss

Letzte Woche sanken die Börsen, weil sich die Zentralbanken unnachgiebig gezeigt hatten und weiterhin einen strikten Anti-Inflationskurs verfolgen wollen. Und dieser Kurs verheisst nicht Gutes für die Börsenkurse im nächsten Jahr. Umso lieber sprechen die Börsianer über eine mögliche Jahresendrally. Dabei ist nicht ganz klar, was genau mit dem Begriff «Jahresendrally» gemeint sein soll. Zahlreiche Börsianer verstehen darunter jede Aufwärtsbewegung, die irgendwann im Dezember stattfindet. Aber der Begriff «Jahresendrally», im englischen «Santa Claus Rally», hat eine engere Bedeutung. Der Ausdruck stammt vom Finanzexperten Yale Hirsch, der ihn im Jahr 1972 erfand. Hirsch verstand darunter einen Preisanstieg, der von den letzten fünf Handelstagen im Jahr bis zu den ersten beiden Handelstagen des neuen Jahres läuft. Tatsächlich ist eine solche Jahresendrally der Normalfall. Vorsicht, wenn Jahresendrally ausbleibt Der US-Leitindex S&P 500 etwa – er verläuft ähnlich wie der Schweizer SMI – verzeichnet in dieser Zeitperiode einen durchschnittlichen Gewinn von 1,3 Prozent. Aber wehe, die Rally bleibt aus. Das geht tendenziell einer Baisse und Märkten mit sinkenden Kursen voraus. Im Jahr 2000, als die Dotcom-Blase platzte, sank der S&P 500 während der Tage der Jahresendrally-Periode, ebenso im Jahr 2008 während der Finanzkrise. Investorinnen und Investoren sollten allerdings zwei weitere Indikatoren als Prognose-Tool für die wahrscheinliche Entwicklung im nächsten Jahr heranziehen. Wie entwickeln sich die Kurse in den ersten fünf Handelstagen im Januar und sind die Kurse im ersten Monat des Jahres insgesamt im Plus? Wenn alle drei Indikatoren – Jahresendrally, erste fünf Handelstage des Jahres sowie Entwicklung des Gesamtmonats Januar – positiv sind, steigt der S&P 500 in 90 Prozent der Fälle. Die Vergangenheit zeigt, dass dann ein Kursanstieg von durchschnittlich über 17 Prozent im Jahr resultierte. Wenn einer der Indikatoren allerdings im Minus ist, fallen die Jahresergebnisse nicht mehr so gut aus, und wenn alle drei im Minus sind, beendete der S&P 500 das Jahr in fast 40 Prozent der Fälle mit einem deutlichen Minus. Institutionelle Anleger halten Rezession für unvermeidlich Der Dezember ist die Jahreszeit der Ausblicke auf das neue Börsenjahr, Prognosen gibt es zuhauf. Den Ansichten einer bestimmten Gruppe von Experten sollten Privatanlegerinnen und -anleger aber erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Bei dieser Expertengruppe handelt es sich um die institutionellen Investoren, denn sie sind es, die einen Grossteil des Börsenhandels bestreiten. Leider sind die institutionellen Investoren für das nächste Jahr alles andere als zuversichtlich, wie aus einer Umfrage des Finanzdienstleisters Natixis Investment Managers hervorgeht. Die grosse Mehrheit der befragten institutionellen Anleger (85 Prozent) glaubt, dass es 2023 zu einer Rezession kommt, wobei 54 Prozent der Ansicht sind, eine Rezession sei nötig, um die grassierende Inflation unter Kontrolle zu bringen. Ausserdem sehen die Grossanleger Fehler der Zentralbanken als eine der grössten Bedrohungen für die Wirtschaft. Mehr lesen Sie hier.

Jahresendrally: Alles, was man wissen muss

Das sollten Sie über eine mögliche Jahresendrally wissen