Die Prognose der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH von Ende März zeigt: Das Bruttoinlandprodukt dürfte 2010 in der Schweiz um 1,7 Prozent und damit schneller wachsen als in der EU, wo ein Wachstum von 0,8 Prozent zu erwarten ist. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) könnte somit vor der Europäischen Zentralbank (EZB) die Zinsen erhöhen, wodurch aber der Aufwertungsdruck auf den Frankenkurs noch stärker würde.

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Rückblende: Die Finanz- und Wirtschaftskrise beeinflusste die Wechselkurse signifikant. Die Rolle des Frankens als «Safe Haven»-Währung und die drastisch sinkende Zinsdifferenz zur Eurozone machten schon in den vergangenen zwei Jahren Frankenankäufe sehr attraktiv. Der Euro sank von 1.67 Franken im Oktober 2007 auf etwa 1.52 Franken im Frühjahr 2009. Nur dank der aktiven Haltung der SNB konnte bis Ende November eine weitere starke Aufwertung des Frankens verhindert werden. Begründet durch Deflationsängste, hat die SNB den Franken während dieser Phase mit Devisenswap-Abkommen sowie direkten Interventionen erfolgreich stabilisiert. Ende November 2009 änderte sich die Rhetorik der SNB, und die Aufwertungsbewegung des Frankens setzte wieder ein. Im Verlauf des letzten Monats unterschritt der Euro gar die Marke von 1.43 Franken und erreichte damit ein historisches Tief. Diesmal verschärften vorab die Turbulenzen punkto Griechenland den Druck auf den Schweizer Franken.

Der SNB ist es zwar gelungen, mit der aktiven Wechselkurspolitik die Volatilität deutlich zu senken. Dennoch birgt diese auch Risiken. Die Handelspartner könnten mit analogen Massnahmen die Bemühungen der SNB zum Verpuffen bringen. Ausserdem blähen die Interventionen am Devisenmarkt die Bilanz der Nationalbank stark auf und erhöhen so deren Bilanzierungsrisiko.

Obwohl die Finanzmärkte auf die innereuropäischen Probleme zum Teil überreagiert haben, wird der Franken angesichts der erwarteten Konjunkturerholung in der Schweiz in naher Zukunft für Investoren attraktiv bleiben und die Schweizer Exportwirtschaft belasten. Dies gilt vor allem, wenn die SNB ihre geldpolitischen Zügel früher als die EZB straffen will.

Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich.