Die Schweizer Wirtschaft wird das hohe Wachstumsniveau des ersten Halbjahres 2010 nicht bis ins kommende Jahr halten können. Denn die Weltwirtschaft schwächt sich ab – wegen der Sparmassnahmen in den hoch verschuldeten Ländern und weil der Lageraufbauzyklus ans Ende gelangt.

Für die exportorientierten Schweizer Firmen stellt daneben der starke Schweizer Franken zunehmend eine Belastung dar. Bisher sind seine Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft dank dem Anstieg der Wirtschaftsaktivitäten in den wichtigsten Exportdestinationen sowie der bis Juni dauernden Abwertung des Frankens gegenüber dem Dollar gering geblieben. Der Tourismussektor spürt allerdings bereits eine rückläufige Gästenachfrage aus dem Euroraum. Hält die Frankenstärke an, wird sich diese Tendenz verstärken. Ähnliches gilt für die exportabhängigen Wirtschaftszweige.

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Die Konsumenten sind dagegen wenig betroffen von der Aufwertung des Frankens – sie können sogar von der günstigen Nachbarwährung profitieren. Der private Konsum wird mit einer Wachstumsrate, die etwa dem Mittelwert der letzten zehn Jahre entspricht, zunehmen. Die Erholung am Arbeitsmarkt setzt sich fort: Die Arbeitslosenquote dürfte von 3,8 Prozent in diesem Jahr auf 3,2 Prozent im nächsten sinken.

Gleichzeitig werden die Löhne 2011 nur schwach steigen oder real bzw. inflationsbereinigt sogar abnehmen. Mitverantwortlich für eine solch schwache Lohnentwicklung ist der Umstand, dass die Gewinnmargen der Schweizer Exportunternehmen infolge der Wechselkursveränderungen schwinden.

Das offensichtlichste Risiko für die vergleichsweise noch positiven Prognosen stellt denn auch der starke Franken dar: Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) geht davon aus, dass der Euro erst gegen Ende des Jahres 2012 wieder einen Wert von 1.40 Franken erreichen wird. Rutscht der Wechselkurs vorher allerdings noch weiter Richtung Parität, wird die Schweizer Wirtschaft im nächsten Jahr stärker getroffen als bisher dargelegt. Umgekehrt würde eine Abschwächung des Frankens beziehungsweise ein Anstieg des Euro auf 1.50 Franken der Konjunktur zusätzlichen Schwung verleihen.