Seit den Tiefständen im März und April dieses Jahres erlebt der Aktienmarkt von Japan eine beachtliche Rallye. Mit einem Plus von über 40 Prozent überwand der Index Nikkei 225 bereits im August eine wichtige psychologische Marke und notierte zum ersten Mal seit 13 Monaten wieder über 10 000 Punkten. Somit schnitt Japan in der diesjährigen Erholungsphase besser ab als Europa oder die USA, was sich in der Performance der japanischen Anlagefonds widerspiegelt.

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Sayonara-Rezession

Das Erfreuliche an der derzeitigen Erholung ist, dass sie nicht durch staatlich gestützte Impulsprogramme ausgelöst wurde, sondern durch makroökonomisches Wachstum. Das Bruttoinlandprodukt Japans stieg im zweiten Vierteljahr um 0,6 Prozent gegenüber dem Quartal zuvor. Damit ist die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt in sechs aufeinander folgenden Quartalen gewachsen und hat per Definition die Rezession überwunden.

In der Folge hoben denn auch viele Ökonomen ihre Wachstumsprognosen für die kommenden zwölf Monate auf rund zwei Prozent an. Diese Tatsache und der erneut geweckte Appetit der ausländischen Investoren waren wohl die wichtigsten kurzfristigen Antriebsfaktoren für die japanischen Aktien.

Handelt es sich diesmal um den Beginn einer fundamentalen, anhaltenden Erholung oder bloss um ein Strohfeuer, wie wir es in Japan in den vergangenen 15 Jahren bereits mehrmals erlebt haben (siehe «Nikkei 225» auf dieser Seite)? Hört man sich unter den Fondsmanagern und Analysten um, so waren die positiven Einschätzungen für den japanischen Aktienmarkt in den letzten zehn Jahren noch nie so zahlreich. An einer Diskussionsrunde zum Thema japanische Aktien Mitte September mit Vertretern der Zürcher Kantonalbank, der UBS und Goldman Sachs überboten sich die Teilnehmer mit positiven Statements zu Japan.

Argumentiert wird unter anderem mit den Fortschritten der japanischen Unternehmen. Der Abbau von Überkapazitäten und der effiziente Einsatz von Arbeitskräften als Folge der jahrelangen Stagnation führten zu einer spürbaren Steigerung der Produktivität und damit zu einer deutlichen Verbesserung der Margen.

Die japanischen Unternehmen produzierten in den letzten zwei Jahren derart viel Free Cashflow wie seit langem nicht mehr. Dadurch liessen sich Schulden abbauen und die Eigenkapitaldecke verstärken. Investitionen in neue, viel versprechende Produktionsstandorte ausserhalb Japans können endlich ins Auge gefasst werden. Die Entflechtungen der japanischen Grosskonzerne und die damit einhergehende Sanierung des Finanzsektors schreiten weiter voran. Laut Goldman Sachs konnten seit dem Höchststand im Jahr 1991 die faulen Kredite um rund zwei Drittel abgebaut werden.

Die japanische Exportindustrie, der wohl zugkräftigste Wirtschaftssektor, boomt seit Jahren und gehört zu den grössten Gewinnern in China. Die Ausfuhren in die stark wachsenden Märkte Asiens haben die Exporte in die USA und nach Europa längst überholt. In der Autoindustrie gehören die japanischen Unternehmungen zu den profitabelsten Firmen weltweit. Aber auch in der Herstellung zahlreicher elektronischer Komponenten bis hin zu ganzen Geräten stehen meist japanische Unternehmen an der Spitze. So dürften beim voraussichtlich nächsten grossen Boom in der Elektronikbranche – der Verbreitung von Flat-Screen-Fernsehern im Heim- und Bürobereich – ebenfalls japanische Firmen zu den Gewinnern zählen.

Zudem sind, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Aktien der meisten japanischen Unternehmungen auch im internationalen Vergleich fair bewertet. In Anbetracht dieser Fülle positiver Nachrichten erstaunt also die Zuversicht der Fondsmanager für Japan kaum. Ein deutliches Indiz, wie Roland Leutwiler von GL Asset Management ausführt, ist auch die inzwischen historisch hohe Quote von Long-Positionen in den von ihnen analysierten Long-/ Short-Aktienfonds.

Dennoch bleiben Fragezeichen

Trotz allem Optimismus gibt es nach wie vor einige Fragezeichen. Allen voran die beängstigende Verschuldung des Staates, die inzwischen bei 150 Prozent des Bruttoinlandprodukts angelangt ist und mit einem laufenden Budgetdefizit von rund acht Prozent weiterhin ungebremst wächst. Hinzu kommen auch noch Tiefstzinsen, die eigentlich nur noch steigen können, eine für japanische Verhältnisse hohe Arbeitslosenrate sowie die unsichere Entwicklung der Währung und nicht zuletzt die Gefahr eines Ausbleibens der erhofften globalen konjunkturellen Erholung. Diese Faktoren sollten die Anleger nicht aus den Augen verlieren.

Wer für japanische Aktien zuversichtlich ist, sollte via Anlagefonds in Japan investieren. Die Fondsmanager sitzen meist vor Ort, sprechen Japanisch und kommen an Informationen, die Kleinanlegern zumeist nicht zugänglich sind. Auch die Kosten dürfen Anleger nicht vergessen. Will man in Japan eine vernünftige Diversifikation erreichen, braucht es mehr als nur Sony- und To-yota-Aktien im Portfolio. Für Anlagefonds spricht zudem deren Performance: In kaum einem anderen Aktienmarkt schaffen es regelmässig so viele Manager, den Leitindex zu übertreffen. So zeigt die Fondsdatenbank von Feri Trust, dass in den letzten fünf Jahren 58 von total 63 Fonds den Nikkei 225 übertroffen haben. In den vergangenen drei Jahren waren es auch immer noch gut zwei Drittel.

Wer trotzdem auf ein Indexprodukt setzen möchte, dem bietet sich eine recht grosse Auswahl verschiedener Anbieter wie Balzac, Credit Suisse, Dexia, Mellon, Pictet oder «Winterthur». Bei den passiv verwalteten ETFs (Exchange-Traded Funds) beschränkt sich in Europa das Angebot auf den von der UBS lancierten Fresco Dow Jones Titans 100, der die grössten 100 japanischen Gesellschaften abdeckt. Der Vorteil des Fresco Dow Jones Titans 100 liegt in der Handelbarkeit, kann doch, im Gegensatz zu den übrigen erwähnten Anlagefonds, der ETF wie eine Aktie an der Börse gehandelt werden.