Für die Europäische Zentralbank (EZB) wird es schwierig. Aufgrund der besseren Konjunktur muss sie anfangen, die Geldbremse zu betätigen. Gleichzeitig ist aber die Verschuldung der europäischen Staaten durch das Schuldenmoratorium von Dubai wieder in den Fokus der Märkte gerückt. Droht ein Auseinanderbrechen des Euro?
Die Spannungen in Euroland haben in der Tat zugenommen. In Griechenland droht eine erneute Herabstufung der Schuldnerbonität. Die Rettung des Landes durch seine Partner (Bail-out) ist – juristisch – ausgeschlossen. Generell hat die Attraktivität Europas abgenommen. Das Tüpfelchen auf dem i war die Wahl eines internationalen Leichtgewichtes (Herman Van Rompuy) zum EU-Präsidenten. So entsteht kein Kitt, der eine Währungsunion zusammenhält.
Andererseits: Die Europäische Zentralbank hat – anders als Brüssel – eine hohe Reputation. Ihre Unabhängigkeit ist fest etabliert. Sie hat sich sogar gegen die Kritik der Franzosen durchgesetzt. In der Finanzkrise hat sie eine bessere Figur gemacht als die US-Notenbank. Die Klagen über zu hohe Preissteigerungen im Euro sind geringer geworden. Die Kritik trifft zwar Europa, aber nicht mehr den Euro.
Die EZB ist unter den grossen Notenbanken der Welt die erste, die den Mut hat, schon jetzt mit dem Exit aus der lockeren Geldpolitik zu beginnen. Die Beschlüsse dazu wurden auch von den schwächeren Mitgliedern getragen. Japan und die USA hingegen zögern noch mit dem Ausstieg.
Die Zinsdifferenzen zwischen den Staatsanleihen in Europa sind zwar gestiegen, befinden sich aber keineswegs auf Krisenniveau. Es gibt keine Anzeichen für eine Spekulation gegen einzelne Mitglieder der Eurozone. Der Euro hat sich seit Jahresbeginn gegenüber dem Dollar aufgewertet. Das sieht nicht nach einer Währung aus, die bald auseinanderbricht.
Es gibt also starke Argumente gegen die Zweifel am Euro und an der europäischen Geldpolitik. Voraussichtlich wird der Euro stark bleiben. Mit ihrer Geldpolitik macht die EZB deutlich, dass sie die überschüssige Liquidität konsequenter einsammeln und die Inflation frühzeitiger bekämpfen bzw. schneller auf die Geldbremse treten wird als andere Notenbanken. Die Aktien- und Bondmärkte werden eher positiv darauf reagieren.
Martin Hüfner ist Publizist und Chefökonom der Aquila Gruppe.