Jedes Kind kann die drei Dinge aufzählen, die es für den erfolgreichen Start eines Kleinunternehmens braucht: Eine zündende Idee. Ein schlagkräftiges Team. Und ausreichend Kapital.

Ein vierter Faktor geht aber – vor allem bei gewerblichen Unternehmerinnen und Unternehmern – oft vergessen: Ein Raum, wo das Kleinunternehmen loslegen kann. Ein Raum, der zur Idee und zum Team passt. Vor allem aber auch: Ein Raum, der zu den finanziellen Möglichkeiten der Kleinbude passt.

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Zürich: Viel Fläche. Aber teure Fläche    

Welche europäische Stadt ist gut aufgestellt bezüglich Quelle und Qual bezahlbarer Quadratmeter?

Diesen bisher noch schwach erforschten Aspekt hat das Fintech-Unternehmen Sumup in seinem «Small Business Index 2019» untersucht. Dabei wurden 100 europäische Städte auf ihre Bedingungen für Kleinunternehmer abgeklopft. Gerade für ein KMU-Land wie die Schweiz hat das eine hohe Relevanz.    

«…sind die Mieten hierfür sehr teuer»

In der Studie berücksichtigte Sumup 14 Faktoren in vier Kategorien. Neben Themen wie Häufigkeit und Dichte bereits etablierter Unternehmen, Steuern und öffentliche Zuschüsse lag der Fokus auch auf der Verfügbarkeit von Gewerberäumen und der Höhe der Mietkosten.

Der Gewerbeflächen-Befund für die grösste Stadt der Schweiz: «Obwohl Zürich im Europavergleich viel Gewerbefläche verfügbar hat, sind die Mieten hierfür sehr teuer.» Im ganzen Hunderter-Sample fand Sumup nur eine Stadt mit noch ungünstigeren Bedingungen: London.    

Zürich insgesamt auf Platz 19    

Weniger entmutigend sieht es für Zürich aus, wenn man alle Faktoren betrachtet. Dann schneidet die Limmatstadt auf Platz 19 aller 100 Städte ab.

Angeführt wird das gesamte Ranking von den spanischen Städten Valencia und Madrid, gefolgt von Wien, Berlin und Barcelona.

Dort herrschen gemäss der Studie aktuell die «europaweit besten Bedingungen» für Kleinunternehmen. Den Schlusslicht im paneuropäischen Tableau bildet Valletta, Malta.    

Peer-Group im Auge behalten    

Nun macht es für ein Hochpreis- und Hochlohnland wie die Schweiz wohl wenig Sinn, die Gewerbeflächen in aller Direktheit mit Werkplätzen wie Valencia, Madrid oder Warschau zu vergleichen. Weil dort grundsätzlich ganz andere Bedingungen herrschen.   

Wo Gewerbeflächen am teuersten sind

1. London
2. Zürich
3. Dublin
4. Paris
5. Amsterdam
6. Luxemburg
7. Kopenhagen
8. Oslo
9. München
10. Stockholm
Quelle: SumUp, «Kleinunternehmer-Index 2019»

Erhellender kann es sein, sich an Städten zu messen, die bezüglich Geographie und Kostenbasis in die Peer-Group passen. Also aus dem Schweizer Blickwinkel etwa mit Milano, München oder Wien. Hier allerdings sieht es für die Mietpreise in Zürich ebenfalls am schlechtesten aus.    

(Zu) hohe Preise schlagen aufs Innovationsklima    

Dass die Preise hoch sind in der Schweiz: Man weiss es natürlich. Dass die Preise für Gewerberäume in Zürich aber europaweit kaum zu toppen sind, wurde so wohl noch selten in dieser Breite und Tiefe dokumentiert.    

Während sich politisch Bewegte ans einstige Schild mit der Aufschrift «Zureich» am Hauptbahnhof Zürich erinnern, halten Tech-Interessierte inne. Hat sich nicht just in diesen Tagen einer der hellsten Köpfe der Tech-Welt zu genau diesem Thema geäussert? Ja, hat er.

«Etwas faul im Staate»  

In einem Interview, das letzte Woche erschien und alsbald von der ganzen deutschsprachigen Entrepreneur-Intelligenzija inhaliert wurde, sprach Peter Thiel die unglückliche Verbindung zwischen hohen Kosten und Innovationsklima an. Jener Peter Thiel, der es dank unternehmerischer Tätigkeit und Investitionen bei Tech-Ikonen wie Paypal, Facebook und Palantir zum Milliardär gebracht hat.    

Der  US-amerikanische Investor deutscher Herkunft gab im Gespräch mit der NZZ seiner Überzeugung Ausdruck, dass die besten Tage des Silicon Valley vorbei seien. Weil dort Gier über Genie obsiegt habe.  

Das zeige sich nur schon an den halsbrecherisch hohen Mieten, welche Thiel weniger an den Gewerberäumen, sondern an der Wohnfläche festmacht: «Es gibt dafür einen einfachen Indikator: Wenn eine Einzimmerwohnung 4000 Dollar Miete kostet, dann ist etwas faul im Staate».

Denn dann, so Thiel, «wird kreative Arbeit zu teuer, dann kannst du Dinge, die Zeit brauchen, nicht mehr durchziehen.» 

  • Dieser Beitrag erschien erstmals am 30. April 2019.
Andreas Güntert
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