Als Frontier-Märkte gelten in der Regel weniger entwickelte Schwellenländer ohne Investmentgrade-Status. In diesen Ländern sind noch nachhaltige Reformen nötig, um ihre Institutionen zu stärken und für mehr Wirtschaftswachstum zu sorgen. Einige Frontier-Märkte sind «gefallene Engel»: Früher waren sie Teil des klassischen Schwellenländer-Universums, haben dann aber diesen Status durch Wirtschaftskrisen verloren – meist infolge einer kurzsichtigen oder populistischen Wirtschaftspolitik.

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Die Schwellenländer sind volatil; Liquiditätsprobleme sind möglich

Es gibt keinen speziellen Lokalwährungsanleihen-Index für die Frontier-Märkte. Für Fremdwährungsanleihen nutzt man oft den JPMorgan Next Generation Markets Index (NEXGEM). Dessen 33 Länder haben keinen Investmentgrade-Status, emittieren nur recht unregelmässig Anleihen und haben weniger liquide Märkte.

Wachstumspotenzial und höhere Erträge

Viele klassische Schwellenländer wie Mexiko, Russland und Südafrika sind heute deutlich entwickelter als früher. Ihre Institutionen und ihre Infrastruktur haben sich stabilisiert. Den Ländern dürfte es daher schwerfallen, auch weiterhin so stark zu wachsen. Unterdessen haben die Finanzmärkte grosse Fortschritte gemacht. Die Kommunikation der Behörden hat sich verbessert, und die Risikoprämien sind gefallen, was zu niedrigeren erwarteten Erträgen führt. Viele Frontier-Märkte, beispielsweise Ägypten, Ghana und Indien, stehen hingegen noch ganz am Anfang ihrer wirtschaftlichen, politischen und finanziellen Entwicklung. Sie gleichen in vielerlei Hinsicht den klassischen Schwellenländern von früher.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Erträge.

Günstige Demografie: Ein wesentlicher Grund für das stärkere Wirtschaftswachstum der Frontier-Märkte ist ihre junge und wachsende Bevölkerung. Die Erwerbsbevölkerung wächst schneller als die übrige Bevölkerung, sodass Ressourcen für Investitionen in die wirtschaftliche Entwicklung und den Sozialstaat frei werden. Dadurch können die Pro-Kopf-Einkommen ebenso steigen wie der Konsum. Das Wirtschaftswachstum wird nachhaltiger.

Bessere wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen: Eine funktionierende und rechenschaftspflichtige Regierung kann für stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen. Dies kann zu einem nachhaltigeren Wachstum und höheren Erträge führen. Obwohl noch immer ein Thema, verbessert sich doch in vielen Frontier-Märkten das politische Umfeld. Ein Grund dafür ist, dass die Wähler heute gebildeter sind und die politische Führung erkennt, wie wichtig ein funktionierendes Staatswesen für die Wirtschaft ist. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat einigen Frontier-Märkten bei ihrer Entwicklung geholfen. Stabilisiert haben sich etwa die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Ägypten: Wachstum, Preisstabilität und Staatsfinanzen haben sich nach dem IWF-Programm verbessert.

Ziel ausländischer Direktinvestitionen: All dies sowie die enormen Rohstoffvorkommen machen viele Frontier-Märkte zu attraktiven Zielen für ausländische Direktinvestitionen und den Bau neuer Produktionszentren. Früher wurde sehr viel in China investiert. Weil hier aber die Arbeitskosten in den letzten Jahren gestiegen sind, haben viele Unternehmen ihre Produktionsstätten in die Frontier-Märkte verlagert. China wiederum investiert heute in viele afrikanische Länder, insbesondere im Rohstoff- und Infrastruktursektor.

Diversifikation

Traditionell sind die Frontier-Märkte nur schwach mit den Industrieländern und den klassischen Schwellenländer korreliert. Auch die Korrelationen untereinander sind niedrig. Ein Grund dafür ist, dass die Investoren hier meist aus dem Land selbst stammen, passive Anlagen unüblich sind, die Auslandsverschuldung eher niedrig ausfällt (sodass internationale Währungs- und Zinsschwankungen keine so grosse Rolle spielen) und die Länder meist weniger stark in den Welthandel eingebunden sind. Oft sind auch die Anlagemöglichkeiten in den Frontier-Märkten sehr heterogen. Bei Investitionen spielt die politische oder wirtschaftliche Lage im Land selbst häufig eine grössere Rolle als die Weltwirtschaft. Ein Regimewechsel in Ägypten dürfte kaum Auswirkungen auf die Aussichten für Argentinien haben.

Bewertungschancen

Frontier-Märkte sind in den meisten Portfolios nur schwach vertreten, und es gibt wenig Research. Dies kann zu sehr hohen Risikoprämien und Alphachancen führen. Lokalwährungsanleihen vieler Frontier-Märkte sind daher attraktiv. In Afrika wurden ägyptische Anleihen interessant, als die Währung stark abwertete und man Ende 2016 zu flexiblen Wechselkursen überging. Heute ist Ägypten auf einem guten Weg. Die Inflation dürfte bald einstellig werden, und die Aussenposition des Landes verbessert sich. Ein anderes Beispiel ist Ghana: Das Land bietet weiterhin attraktive Renditen, die Inflation ist recht gering und geht weiter zurück. Sorgen macht allerdings die Währung. In Nigeria wiederum scheinen sowohl die Geld- als auch die Fiskalpolitik nicht wirklich nachhaltig. Mit Renditen von über 17 Prozent dürften kurzfristige Titel aber attraktiv bleiben.

Unterdessen ist die Dollarisierung in Argentinien zumindest etwas gebremst, und die Median-Inflationserwartungen für die nächsten zwölf Monate sind endlich gefallen. Dadurch können die Zinsen zurückgehen, was Lokalwährungsanleihen zugutekommt.

Aktive researchbasierte Anlagen in den Frontier-Märkten

Für passive Anlagen in Lokalwährungsanleihen wird meist der JPMorgan GBI-EM Global Diversified Index verwendet. Eine andere Möglichkeit ist, mit einer speziellen Frontier-Markt-Strategie in Lokalwährungsanleihen zu investieren. Dies könnte allerdings aufgrund der kleinen Zahl von Ländern, die solche Titel begeben, zu restriktiv sein. Ein grösseres Anlageuniversum kann verhindern, dass Investoren aufgrund des Mangels an Alternativen in weniger attraktive Länder gezwungen werden. Alles in allem könnte ein umfassendes Universum, das sowohl Kern- als auch Frontier-Märkte enthält, die beste Basis für ein Lokalwährungsanleihen-Portfolio sein. Die Portfoliomanager können dann die Kernmärkte (wie Mexiko und Südafrika) als Basis nutzen und Frontier-Märkte (wie Ägypten und Ghana) hinzufügen. Dies kann die Diversifikation verbessern und zu höheren Erträgen führen.

*Peter Becker, Investment Director bei Capital Group

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