Die Rekordjagd an den amerikanischen Börsen geht weiter. Seit Anfang Jahr konnten der breit angelegte S&P 500 und der Dow Jones schon über 6 Prozent zulegen. Der Januar dürfte damit der zehnte Monat in Folge sein, den beide Indizes mit einem Plus beenden. Die allgemeine Aktienhausse dauert nun schon fast neun Jahre.

«Beunruhigend» finden einige Finanzstrategen, zu denen auch Staranleger wie Bill Gross von Janus Capital zählen, und sie sehen vermehrt Zeichen für eine heftige Korrektur. «Jetzt noch einsteigen», raten dagegen die Analysten der Investmenbanken JP Morgan und Goldman Sachs, die davon ausgehen, dass USAktien bis 2020 steigen werden. Die Anlagestrategen der Credit Suisse sehen den S&P 500 bis Ende 2018 exakt bei 3000 Punkten, das US-Analyse-Team der UBS rechnet gar mit 3150 Punkten.

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Rally dürfte weitergehen

Die Optimisten dürften zumindest in der ersten Jahreshälfte 2018 recht behalten. Die positive Dynamik des weltweiten Wirtschaftswachstums, von der die Aktienkurse profitieren, wird so rasch nicht nachlassen. Und wenn in der kommenden Woche gut ein Viertel der S&P-500-Unternehmen ihre Ergebnisse für das zurückliegende Geschäftsjahr veröffentlichen, dürften viele die Prognosen der Analysten übertreffen.

Dies obwohl die Gewinnschätzungen, gestützt durch die US-Steuerreform, einen steigenden Ölpreis und das weiterhin starke ökonomische Umfeld, zuletzt um volle 4 Prozentpunkte angehoben wurden. Das «Wall Steet Journal» rechnet in den nächsten Wochen jedenfalls mit einem «Gewinn-Tsunami».

Geldpolitik und Dollar entscheiden

Fest steht, dass die Januar-Rally durch diese sehr optimistischen Gewinnerwartungen für US-Unternehmen gestützt wurde, wie das Vermögensverwaltungsteam der Deutschen Bank schreibt. «Solange der Trend anhält, dürften die Börsen profitieren», schlussfolgern sie. Privatanleger sollten solchen Prognosen stets mit Vorsicht begegnen und nicht übermütig werden. Gerade beim US-Aktienmarkt werden in den nächsten Monaten vor allem zwei Kräfte am Werk sein: der geldpolitische Kurs der US-Notenbank Fed und die Entwicklung des Dollars.

Hält neuer Fed-Chef an Zinserhöhung fest?

Dieses Wochenende wird der Chefwechsel an der Spitze der US-Notenbank Fed vollzogen (siehe Text unten links). Jerome Powell folgt auf Janet Yellen, deren Amtszeit am 3. Februar endet. Spannend könnte werden, ob der neue Fed-Präsident die Debatte über die Aufgabe eines von vielen als zu starr angesehenen Inflationsziels lostreten wird und ob er die Strategie der stufenweisen Zinserhöhungen beibehält.

Ganz sicher aber dürfte die weitere Entwicklung des Währungspaares Euro/Dollar (EUR/USD) im Blickpunkt der Investoren in Europa und der Schweiz stehen. Momentan gehen so gut wie alle Währungsexperten für die nächsten zwölf Monate von einem schwachen Dollar und einem starkem Euro aus. Bei grossen Fondsmanagern gilt dies als ein wichtiges Argument für Anlageentscheide in US-Aktien.

«Der Euro hat zuletzt 14 Prozent gegenüber dem Dollar zugelegt. So etwas passiert etwa alle zehn Jahre», erklärt Frédéric Leroux, oberster Fonds-Chef beim französischen Vermögenverwalter Carmignac. Die US-Währung dürfte sich sogar weiter abschwächen, so sein Ausblick.

Analysten rechneten mit langsameren Zyklus

Damit rechnen auch die Währungsstrategen von UBS Wealthmanagement. «Bei Euro/Dollar gehen wir davon aus, dass sich die jüngsten Bewegungen das dieses Jahr fortsetzen werden», meint Währungsexperte Thomas Flury, der gerade erst seine Prognose für das Währungspaar EUR/USD auf 1,30 für die nächsten zwölf Monate angehoben hat. Grundlage dafür ist vor allem die starke und rasch anziehende wirtschaftliche Dynamik in der Euro-Zone. «Wir hatten zuvor mit einem langsameren Zyklus gerechnet», sagt Flury. Irgendwann komme der Euro natürlich auch an seine Grenzen.

Entscheidend sei dabei die Politik der Europäischen Zentralbank. «Die EZB hat mit ihrem quantitativen Easing den Euro gegen den Dollar lange geschwächt. Jetzt darf sie sich nicht davor drücken, ihn stärker werden zu lassen. Die Frage ist, ob die Märkte ihr das zutrauen», fügt er an.

Auf der Wachstumswelle reiten

Wichtig für Anleger in der Schweiz ist, dass der Dollar gegenüber dem Franken weiter günstig bleibt. Flury rechnet damit, dass sich das Währungspaar USD/CHF in den nächsten zwölf Monaten zwischen 0,90 und 0,97 bewegen wird. «Das ist eine schwierige Situation für die SNB», meint der UBS-Stratege, da anderseits der Euro gegenüber dem Franken stärker wird. Möglich daher, dass die SNB entweder ihre Bilanz verkürzt oder auf weniger Minuszinsen setzen wird.

Für Schweizer Investoren sind das ermutigende Aussichten. Sie können etwa den günstigen Dollar zum Zukauf von ausgewählten US-Titeln nutzen. Frédéric Leroux von Carmignac rät jetzt dazu, auf Wachstumsaktien zu setzen. Etwa aus dem US-Tech-Universum. Dies trotz ihrer hohen Bewertungen. «Die Bewertungen des US-Markts sind hoch, aber der alleinige Fokus darauf kann zu Fehlern führen», meint auch Reto Jaeggli, Leiter Advisory beim Vermö- gensverwalter Indosuez.

Dem S&P 500 traut er 2018 eine hohe einstellige Performance zu. Seine Favoriten sind Aktien aus den Bereichen Technologie, Biotech, Finanzen sowie rohstoffnahe Unternehmen. «2018 wird vergleichbar mit 2016. Sektorrotation wird der Schlüssel zum Erfolg», lautet seine Einschätzung. Gerade erst hat er die US-Titel Netflix, Homedepot, Abbvie und Broadcom zu seinem Portfolio hinzugefügt, was im Januar bereits mit einer starken Performance belohnt wurde.

UBS-Analysten erwarten Wechsel auf defensive Titel

Die Aktienanalysten der UBS erwarten angesichts des guten Jahresstarts bereits eine Sektorrotation von Momentum-Aktien zu defensiven Titeln, was auch durch den zunehmenden Wirtschaftsprotektionismus der Amerikaner gestützt werden könnte. Ingesamt dürfte 2018 eine grössere Korrektur im US-Markt eher unwahrscheinlich sein.

Die fundamentale Unterstützung ist weiter gegeben. Sogar der Häusermarkt ist in guter Verfassung, ebenso die finanziellen Polster der Verbraucher und der Unternehmen. Selbst wenn deren Rekordmargen ein wenig unter Druck geraten: Der kräftige Konjunkturzyklus zusammen mit niedriger Inflation dürfte sich verlängern. Risikofähige Anleger können ihr Engagement in ausgewählten US-Aktien ausbauen.