Die immer zahlreicher werdenden Zocker an den Aktienmärkten können dem Fondsgedanken nicht Gutes abgewinnen. Sie, die in den letzten Monaten mit Technologie- und Internettiteln ihr Glück versucht haben, würden sich nie mit dem Gedanken abfinden, eine 100-Prozent-Gewinnchance gegen ein langweiliges, diversifiziertes Instrument einzutauschen. Alle sind auf der Suche nach der nächsten Microsoft, jener Aktie also, die im Internetzeitalter so grosse Erfolge feiert wie der Softwaregigant in den letzten Jahren. Doch in ihrer Euphorie machen die Trader einen gründlichen Fehler. Sie vergessen, dass es in der E-Welt kaum eine Firma geben wird, die den Markt mit ihren Produkten derart dominieren wird wie Microsoft. Denn das Internet hat offene Standards geschaffen. Tausende von Firmen entwickeln weltweit Lösungen für die zahlreichen Anwendungen im Internet und die spätere Zusammenführung mit anderen Technologien – doch die wenigsten Firmen wissen heute, ob ihre Produkte in zwei bis drei Jahren überhaupt noch gefragt sind. Sie führen einen ultimativen Kampf ums Überleben. Und die Aktionäre sind bereit, für diesen Kampf Geld bereitzustellen. Doch die Anleger sind sich oft nicht bewusst, dass sie eigentliche Risikokapitalgeber geworden sind.

Firmen mit einem «.com» im Namen gehören gekauft. Auch wenn die Unternehmen meist nur einen kleinen Umsatz und überhaupt keinen Gewinn erwirtschaften. Hauptsache, die anderen Anleger denken ähnlich und legen diese Titel ebenfalls ins Depot.

Der Boom im Technologiebereich ist auch an den Fondsgesellschaften nicht spurlos vorbeigegangen. Die ältesten Produkte entstanden zwar schon in den Achtzigerjahren. Ein Renditevergleich über die letzten fünf Jahre zeigt allerdings, dass mit Technologietiteln früher kein Staat zu machen war. Während der CS Equity Fund High Tech und der Willer Telecom-Fonds in den letzten fünf Jahren rund 45 Prozent rentierten, erzielte der beste weltweit diversifizierte Aktienfonds, der Fidelity Fund International, in der gleichen Zeitperiode eine Performance von über 320 Prozent. Erst im letzten Jahr hat sich das Blatt zu Gunsten der Technologiefonds gewendet. Während der beste New-Economy-Fonds von Fleming 1999 über 250 Prozent an Wert zulegte, schaffte der stärkste diversifizierte Weltaktienfonds lediglich rund 110 Prozent.

Mit der rasanten Technologisierung der Wirtschaft ist auch der Anteil der Technologiefirmen in den diversen Aktienindizes massiv angestiegen. Betrug er in den USA vor gut fünf Jahren noch rund 5 Prozent, sind es heute etwa 30 Prozent.

Kein Wunder also, kommt keine Fondsgesellschaft mehr um diesen boomenden Sektor herum. So hat beispielsweise die Swissca, die Fondsgesellschaft der Kantonalbanken, im Rahmen ihres Sektorfondskonzeptes Ende letzten Jahres einen Technologie- und einen Kommunikationsfonds lanciert. Auch Fleming, die mit ihrem Fleming FF US Emerging Technologies bereits einen Renner gelandet hatte, lancierte im November 1999 einen Technologiefonds, der in europäische Technologiefirmen investiert. Ende März legte Julius Bär den Global Infotech Stock Fund auf, der schwergewichtig auf grosskapitalisierte New-Economy-Unternehmen setzt.

Und die UBS reagierte ebenfalls im März dieses Jahres auf den Boom an den neuen Märkten und lancierte den UBS Equity Fund New Markets. Der Fonds investiert europaweit in neue, flexible und innovative Unternehmen mit guten Wachstumschancen. Auch bei den zahlreichen Börsenneulingen kann der Fondsmanager selektiv zugreifen. Anlagefonds gehören bei solchen Emissionen in die Kategorie der institutionellen Anleger und erhalten höhere Zuteilungen als die Privatanleger, die oft sogar leer ausgehen. Wohl nicht zuletzt deshalb hat die UBS-Idee voll eingeschlagen. Innerhalb der Frist wurden Anteile im Gegenwert von mehr als einer Milliarde Franken gezeichnet.

Die jüngsten Kursrückschläge an den Technologiebörsen werden die Fondsgesellschaften nicht bremsen, im Gegenteil. Mit dem Argument, Fonds seien diversifizierte und damit vor starken Kursschwankungen besser gefeite Anlageinstrumente, wird sich so mancher Anleger, der bis vor den Tauchern an den Technologiebörsen darüber nur die Nase gerümpft hat, ködern lassen. Gleichzeitig gilt es jetzt, in den einzelnen Technologiebereichen die Spreu vom Weizen zu trennen.

Die Erkenntnis, dass längst nicht alle Technologien die gleichen Wachstumschancen und Risiken haben, setzt die Credit Suisse mit ihrem Konzept der E-Funds um. Mit dem CS Equity Fund High Tech bietet das Finanzinstitut bereits ein weltweit diversifiziertes Produkt an, das in allen Hightech-Sparten investiert ist. Jetzt ergänzt die Fondsgesellschaft ihre Palette in diesem Bereich mit vier Fonds, die nur in eine bestimmte Sparte investieren. Mit dem Global Technology Fund können Anleger ganz gezielt auf die Entwicklungen in der Computerbranche setzen. Der Global Telecommunications deckt das ganze Spektrum der Telekombranche ab. Berücksichtigt werden neben alteingesessenen Telekomgesellschaften auch neue Anbieter, etwa im Mobilfunkbereich, sowie Telekomausrüster.

Zur risikoreicheren Kategorie gehört der Global Internet-Fonds. Das Potenzial der Internetbranche ist zwar riesig, denn nur rund zwei Prozent der Weltbevölkerung verfügen über einen Internetanschluss. In der Schweiz sind es laut Schätzungen von Merrill Lynch rund 16 Prozent. Doch angesichts der nach wie vor Schwindel erregenden Kurse von Internetaktien ist Vorsicht angebracht. Experten gehen zudem davon aus, dass mehr als zwei Drittel der heute aktiven Internetfirmen in zwei bis drei Jahren nicht mehr existieren. Diese Ausgangslage macht auch den Job der Fondsmanager schwierig.

Unternehmen, die von einem Zusammenwachsen der Informationskanäle Printmedien, Fernsehen und Internet profitieren, finden im Global Media-Fonds Eingang. Auch dieser Fonds dürfte deutlich grösseren Schwankungen unterworfen sein als der Technologie- und der Telekomfonds. AOL hat zwar mit der Übernahme des Medienriesen einen ersten Akzent gesetzt. Ob der Zusammenschluss wegweisend ist, bleibt vorerst offen.

Eine Unterscheidung im Internetbereich nimmt die DWS, die Fondstochter der Deutschen Bank, vor. Sie hat unlängst in Deutschland ein Produkt aufgelegt, das vor allem auf Internetunternehmen setzt, die im Business-to-Business-Bereich tätig sind. Viele Experten gehen heute nämlich davon aus, dass Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen via Internet einträglicher sein werden als Geschäfte zwischen Firmen und Kunden.

Die Bank Sarasin hat im Herbst vergangenen Jahres mit dem WebSar ebenfalls einen neuen Ansatz gewählt. Sie wählt nicht primär Unternehmen aus, die direkt und ausschliesslich vom Geschäft übers Internet leben. Vielmehr setzt das Fondsmanagement auf etablierte Unternehmen, also Bluechips, die das Internet als Chance begreifen und früh eine innovative Internetstrategie eingeschlagen haben.

Kein Zweifel: Trotz den jüngsten Rückschlägen gehören Technologieaktien in jedes Depot. Die Anleger sind allerdings gut beraten, wenn sie solche Investitionen mit einer langfristigen Perspektive tätigen und auch die Fondsanlagen regelmässig beobachten. Schweizer Anleger müssen zudem damit rechnen, dass die meist in Dollar geführten Fonds auf dem heute hohen Dollarniveau ein gewisses Währungsrisiko bergen.
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