Zwar ist die Zürcher Privatbank Lienhardt & Partner schon lange im Handel mit nichtkotierten Aktien aktiv. Aber erst seit wenigen Tagen betreibt sie dafür eine eigene Plattform. Speziell interessant: Auf der Plattform sieht man auf einen Blick, wo man im ausserbörslichen Handel (Over the Counter, OTC) die besten Preise erhält. Berücksichtigt werden dabei die Kurse, wie sie die Bank Lienhardt, die Berner Kantonalbank (BEKB), die Zürcher Kantonalbank, der Westschweizer OTC-Händler Bondpartners und die Grossbanken CS und UBS stellen.
Unentbehrlich für den OTC-Handel ist aber weiterhin die Plattform der BEKB (www.otc-x.ch): Hier finden Anleger verschiedene Marktindizes sowie Kurscharts, detaillierte Marktinformationen und Kennzahlen zu Einzeltiteln. Privatanleger mit langfristigen Anlagehorizonten – Nichtkotierte sind nichts für schnelle Spekulationen! – können mit diesen «Mini-Caps» ihre Risiken ein wenig diversifizieren. So schwanken nichtkotierte Werte in der Regel weniger stark als die Valoren im regulären Börsenhandel. Der OTC-X All Share Index etwa hat im laufenden Jahr mit einem Minus von einem Prozent bisher deutlich besser abgeschnitten als der Swiss Performance Index mit einem Minus von 13,5 Prozent.
«Die Inhaber nichtkotierter Aktien haben oft einen langen Anlagehorizont und lassen sich von Marktturbulenzen nicht so schnell zum Verkauf verleiten», sagt Sven Jacober von der Bank Lienhardt. Gleichzeitig kann es aber wegen der Illiquidität vieler Titel auch einmal vorkommen, dass schon wenige Transaktionen hohe Kursausschläge auslösen.
Der OTC-Markt kann dagegen wegen ineffizienter Strukturen der Informationsverarbeitung Chancen eröffnen. «Künftige Firmenerträge werden öfters mal falsch eingepreist», sagt Jacober. Die Bad Schinznach AG etwa besitze am Zugersee viel Bauland, dessen Ertragspotenzial mit dem aktuellen Aktienkurs von 2200 Franken unterschätzt werde. Attraktiv bewertet seien derzeit zudem die Titel des Medienunternehmens NZZ, der Wasserwerke Zug und der Westschweizer Energiefirma Holdigaz.