Geglücktes Börsendebüt für den Sportwagenbauer Porsche: Die Vorzugsaktien der Volkswagen-Tochter erschienen am Donnerstag erstmals mit 84 Euro auf den Kurszetteln. «Das ist ein historischer Moment für Porsche», sagte VW- und Porsche-Chef Oliver Blume auf dem Frankfurter Börsenparkett.

Der erste Kurs lag knapp zwei Prozent über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro und widersetzte sich damit dem negativen Markttrend. Volkswagen hatte die Papiere dank einer grossen Nachfrage am oberen Ende der Angebotsspanne zugeteilt. Zum Ausgabepreis wird Porsche mit 75,2 Milliarden Euro bewertet.

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«Heute geht für uns selbst ein grosser Traum in Erfüllung», sagte Blume. VW-Finanzchef Arno Antlitz erklärte: «Wir haben heute bewiesen: Volkswagen kann Kapitalmarkt - auch in einem herausfordernden Markt-Umfeld.»

Zwar sackte der erste Preis für Porsche kurz danach wieder auf 82,72 Euro ab - der Ausgabepreis von 82,50 Euro konnte aber verteidigt werden. Der deutsche Leitindex Dax rang am Donnerstag weiter mit der 12'000 Punkte-Marke und war am Vortag zwischenzeitlich auf das Niveau vom November 2020 abgesackt.

Wertvoller als Mercedes-Benz oder BMW

Porsche erreicht auf Basis des ersten Preises eine Marktkapitalisierung von rund 76,5 Milliarden Euro. Damit sind die Stuttgarter an der Börse wertvoller als Mercedes-Benz mit rund 58 Milliarden Euro und BMW mit 47 Milliarden Euro. Die Konzernmutter Volkswagen lag am Donnerstag mit 86 Milliarden Euro noch darüber.

Der Ausgabepreis je Vorzugsaktie war am Mittwoch mit 82,50 Euro festgelegt worden und lag damit am oberen Ende der vorab ausgegebenen Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro je Wertpapier. Damit war angesichts der hohen Nachfrage von Seiten der Anleger bereits gerechnet worden. Insgesamt werden knapp 114 Millionen Vorzugsaktien platziert. Darin enthalten sind rund 15 Millionen Aktien für Mehrzuteilungen.

Der Löwenanteil der Aktien ging laut Porsche an grosse Investoren. Privatanleger erhielten lediglich 7,7 Prozent des Platzierungsvolumens. Wegen der Überzeichnung des Angebots hätten nicht alle privaten Aktionäre berücksichtigt werden können, hiess es. Schon im Vorfeld hatten sich vier Ankerinvestoren, darunter VW-Grossaktionär Katar, knapp 40 Prozent der Anteile gesichert.

Familien Porsche und Piëch halten Sperrminorität

Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE bekommt damit eine Sperrminorität und damit Einfluss auf wichtige Entscheidungen. Insgesamt fliessen durch den Deal nochmal 10,1 Milliarden Euro in die Kassen der Volkswagen AG. Den Grossteil des Kaufpreises will die PSE mit Fremdkapital finanzieren. Die im Dax notierte Aktie der PSE stürzte am Montag zeitweise um neun Prozent ab.

Mit den Einnahmen will Volkswagen unter anderem Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitales finanzieren. Knapp 49 Prozent der Erlöse könnten an die VW-Aktionäre gehen - darüber soll eine ausserordentliche Hauptversammlung im Dezember abstimmen. Auch den VW-Beschäftigten im Haustarif und in Sachsen winken 2000 Euro Bonus. Porsche gab die Höhe eines möglichen Bonus für die Mitarbeiter noch nicht offiziell bekannt.

Die Stuttgarter erhoffen sich von dem Gang aufs Parkett einen Schritt zu wieder mehr Eigenständigkeit. Im Jahr 2008/2009 hatten die Stuttgarter versucht VW zu übernehmen - das scheiterte und die Niedersachsen schluckten ihrerseits den Sportwagenbauer. Seither gilt Porsche als Renditeperle im VW-Konzern.

(Reuters/Awp/bsc)