Erst schaffte sie das Abitur, dann krönte sie ihr Psychologiestudium mit einem Abschluss: Beatrix Rastuttis hatte alles richtig gemacht – doch sie landete nicht als Psychologin in einer Praxis oder einem Unternehmen, sondern als Bittstellerin beim Arbeitsamt. «Ich habe lernen müssen, dass einen der Markt selbst mit einer sehr guten Ausbildung nicht mit offenen Armen empfängt», sagt die 33-jährige Deutsche.

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Sie hat sich jedoch nicht unterkriegen lassen, für ein Taschengeld ein Nachdiplompraktikum in einem städtischen Verkehrsunternehmen absolviert und sich schliesslich erfolgreich bei einem Kölner Executive-Search-Unternehmen beworben. 1999 wechselte sie zu UBS in eines der damals fünf für die Rekrutierung von Hochschulabsolventen zuständigen Teams und kam so in die Schweiz. Mittlerweile ist das Graduate Recruitment & Management unter einem Dach vereint und Beatrix Rastuttis im Rang einer Vizedirektorin Leiterin der Sektion.

Ihre eigenen Erfahrungen bei der Suche nach einem Job und ihre Ausbildung sind ideale Voraussetzungen, sich in jene einfühlen zu können, die nach dem Studium bei UBS einsteigen wollen und sich um die Teilnahme an einem der attraktiven Graduate-Programme bewerben.

Der Approach vor dem Recruitment-Interview
Könnte Ihnen ein Job in einem bestimmten Unternehmen gefallen? Und bringen Sie die Voraussetzungen mit, dort angestellt zu werden? So finden Sie die Antworten:


Ziehen Sie Erkundigungen ein


Zunächst sollten Sie so viel wie möglich über das Unternehmen und die Branche aus dem Internet und anderen Quellen in Erfahrung bringen. Unterhalten Sie sich mit allen Personen, die Sie beim Unternehmen oder in der Branche kennen – Freunde, Verwandte, Alumni und so weiter. Versuchen Sie dabei, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welcher Geschäftsbereich Sie interessiert und wo Sie hinpassen könnten.


Besuchen Sie Veranstaltungen


Viele Unternehmen organisieren Veranstaltungen wie Uni-Präsentationen, Empfänge und Abendessen oder Workshops. Veranstaltungen dieser Art spielen eine zentrale Rolle für das Recruitment und erleichtern Ihnen die Gewinnung von Informationen über ein Unternehmen, eine Branche und eine Unternehmenskultur.


Stellen Sie Fragen


Nutzen Sie bei einer Veranstaltung die Gelegenheit, Mitarbeiter eines Unternehmens kennen zu lernen, ihnen Fragen zu stellen und so viel wie möglich von ihnen zu lernen. Sprechen Sie mit den Managern über ihren Job und die tägliche Routine – Einstellungsfragen sollten Sie sich für die Recruiter aus dem Personalbereich aufheben. Vieles von dem, was Sie hier lernen, können Sie später verwenden, wenn Sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.


Bauen Sie eine Beziehung auf


Ihr erster Kontakt mit einem Unternehmen ist ein wichtiger Teil des Recruiting-Vorgangs. Hier haben Sie ideale Gelegenheit, Eindruck zu machen und eine Beziehung aufzubauen.


Treffen Sie Ihre Entscheidung


Durch Ihre Nachforschungen und Ihren Kontakt mit einem Unternehmen wissen Sie, ob es das Richtige für Sie ist und ob Sie sich um eine Stelle bewerben möchten. Sie wissen jetzt, was bei Kandidaten wichtig ist, und werden bald feststellen, ob Sie tatsächlich den Antrieb, den Wunsch und die Begeisterung für die Mitarbeit bei diesem Unternehmen besitzen. Sie werden auch merken, an welchem Unternehmensbereich Sie am stärksten interessiert sind, und Sie besitzen bereits ein grundlegendes Verständnis der Struktur und der Geschäftstätigkeit des Unternehmens.

Was sie selbst erlebt hat, gibt ihr heute das Verständnis, wie sie und ihre Mitarbeitenden das Recruiting für ihr Unternehmen und die Bewerberinnen und Bewerber effizient und zugleich fair gestalten können. Das Bewerbungsgespräch, das zu ihrer eigenen ersten Stelle führte, hat sie in sehr positiver Erinnerung: «Ich erlebte keine Prüfung, sondern ein Gespräch, in dessen Mittelpunkt ich stand. Ich hatte Zeit, mich zu formulieren, und konnte so meine Nervosität ablegen», erinnert sie sich an einen Interviewstil, der auch bei UBS gepflegt wird. Dass sie reüssierte, schreibt Beatrix Rastuttis rückblickend ihrer mentalen Vorbereitung zu: «Ich habe mir im Voraus vorgestellt, wie die Atmosphäre sein würde. Und ich habe mir gesagt, dass ich nur eine Chance habe und diese nutzen muss.» Überdies habe sie sich genau überlegt, was ihre Stärken, aber auch was ihre Schwächen seien – und die entsprechenden Antworten, ohne zu zögern, glaubwürdig und sachlich geben können. Gedanken gemacht hat sich die heutige Chefin des Graduate Recruitment & Management for UBS bei ihrem ersten Bewerbungsgespräch auch über den herrschenden Dresscode in der Branche und sich entsprechend gekleidet.

Fehler gemacht habe sie damals nur einen: «Ich habe mich zu wenig über das Unternehmen informiert», sagt sie. Heute, da im Internet leicht alle relevanten Daten über ein Unternehmen zu finden sind, hält sie einen solchen Lapsus für unverzeihlich. Ein Kandidat jedenfalls, der bei einem Interview nicht über UBS Bescheid weiss, wird den Rekrutierungsprozess nicht erfolgreich durchlaufen.

120 bis 180 Stellen sind in der Regel jährlich im JKP Program (Junior Key People) und Graduate Training Program (nur bei UBS Investment Bank) zu besetzen. Von den für 2003 ursprünglich geplanten 150 Neueinstellungen werden jedoch bloss 100 bis 120 Stellen besetzt; zugleich stieg die Zahl der Bewerbungen von 1699 im gesamten Jahr 2002 auf 2202 allein im ersten Halbjahr 2003. Trotzdem sind noch über 50 Stellen für Uni-Absolventen oder Praktikanten offen. Dies, weil weit häufiger als in früheren Jahren Standardbewerbungen eingereicht werden, die erkennen lassen, dass es den Absendern nicht spezifisch um ein Engagement bei UBS, sondern einfach um einen Job geht.

Entsprechend streng sind die Selektionskriterien in der Sektion Graduate Recruitment & Management for UBS. Ein Recruiter führt jährlich zwischen 50 und 60 Interviews. Damit die Kriterien immer dieselben bleiben und keine Tageslaunen über Sein oder Nichtsein entscheiden, gibt es ein Verfahren, das den Kandidaten Platz zur Entfaltung ihrer individuellen Seiten lässt, aber zugleich stark standardisiert ist. Überdies sorgt ein regelmässiger und strukturierter Gedanken- und Erfahrungsaustausch zwischen den Interviewern für einheitliche Verfahren.

Für Beatrix Rastuttis ist jedenfalls klar, dass eine gute Vorbereitung, pünktliches Erscheinen, manierliches Verhalten und eine gepflegte Erscheinung zwar unumgänglich sind, aber nicht den Ausschlag geben. «Wichtig ist vor allem, dass ein Kandidat ehrlich ist – gegenüber seinem Recruiter, aber auch gegenüber sich selbst.» Dazu gehört, dass sich Bewerber eine ungeschminkte Antwort auf die Frage geben: Passe ich in dieses Unternehmen – kann ich mich wirklich mit ihm identifizieren? «Authentizität hat absolute Priorität», so die Head of Graduate Recruitment & Management for UBS. Folgerichtig lautet ihr Ratschlag, den sie Bewerberinnen und Bewerbern auf den Weg zu ihrem Vorstellungsgespräch gibt: «Seien Sie Sie selbst.»

Das Interview vorbereiten und gut überstehen
Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hat zwar eine wichtige Hürde genommen, aber noch keinen Job. So sind Ihre Erfolgschancen am grössten:


Vorbereitung und Nachforschungen


Informieren Sie sich. Stellen Sie Nachforschungen über den Geschäftsbereich an, für den Sie sich bewerben. Sie müssen kein Spezialist sein, sollten aber die wichtigsten Voraussetzungen für die Stelle kennen. So sollte beispielsweise ein guter Investmentbanker Kenntnisse über Buchführung, Jahresabschlüsse und Bewertungen besitzen.


Lesen Sie sich ein. Aktualität ist oberstes Gebot. Lesen Sie Zeitungen, verfolgen Sie die Medienberichterstattung über das Unternehmen, und achten Sie auf wichtige Finanzkennzahlen wie Börsen- und Devisenkurse. Arbeiten Sie sich gründlich durch die Website, und fragen Sie Bekannte, die beim Unternehmen arbeiten, über ihr Fachwissen eingehend aus.


Gesprächstechniken


Entspannen Sie sich, und seien Sie Sie selbst. Bewahren Sie Ruhe. Wenn Sie gut vorbereitet sind, besteht kein Grund zur Nervosität. Betrachten Sie das Vorstellungsgespräch nicht als Verhör, sondern als Dialog oder Gedankenaustausch. Es gibt keinen Grund, dem Gesprächspartner etwas vorzuspielen oder durch Übertreibungen Eindruck zu schinden.


Seien Sie offen und ehrlich. Ein Unternehmen interessiert sich für Ihre Persönlichkeit, Ihre Gedankenwelt, Ihre Interessen und Erfahrungen und was Sie daraus gelernt haben. Geben Sie dem Recruiter die Chance zu sehen, wer Sie wirklich sind. Denken Sie daran: Recruiter wissen, dass Sie intelligent sind, deshalb hat das Unternehmen Sie ja zu diesem Gespräch eingeladen. Jetzt interessiert, mit was für einem Menschen man es zu tun hat.


Beantwortung von Fragen


Hören Sie zu und denken Sie nach. Hören Sie sich die Fragen aufmerksam an, denken Sie darüber nach, was Ihr Gesprächspartner wissen will, und legen Sie gegebenenfalls eine kleine Pause ein. Sie müssen nicht sofort antworten. Haben Sie also keine Angst vor Gesprächspausen. Eine Möglichkeit besteht darin, die Frage mit eigenen Worten zu formulieren, um Zeit zu gewinnen.


Geben Sie nicht vor, etwas zu wissen. Wenn Sie sich Ihrer Antwort nicht sicher sind, gestehen Sie es ein. Es ist vielfach absolut in Ordnung zu sagen «Ich weiss es nicht». Vielleicht fehlen Ihnen einfach noch etwas Praxis und Erfahrung. Geben Sie dies offen zu.


Seien Sie offen. Manchmal will ein Recruiter einfach nur wissen, wie Sie denken. Wenn er fragt, wie Sie über die aktuelle Marktlage denken, will er einfach herausfinden, wie Ihr Denkprozess abläuft. Dies verrät ihm viel über Ihr Potenzial. Antworten Sie nicht zu knapp. Offene Fragen geben Ihnen Gelegenheit zu sprechen und zu zeigen, wer Sie sind. Führen Sie Erklärungen und Beispiele an.


Seien Sie direkt. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, wenn Sie eine spezifische Frage beantworten. Kommen Sie auf den Punkt, und seien Sie präzise. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Gesprächspartner die Antwort kennt. Werden Sie also gefragt, wie viel 1 + 1 ist, sagen Sie einfach «2». Eine mathematische Erläuterung ist nicht notwendig. Denken Sie daran, dass Ihre Zeit begrenzt ist. Lassen Sie Ihre Chance nicht ungenutzt verstreichen.