Frau Frick, Sie investieren für Grossanleger. Was sind deren Sorgen?
Wie sie bei dem tiefen Zinsniveau ihre Verpflichtungen bedienen können.

Was ist die Lösung?
Sie müssen mehr Risiken in Kauf nehmen und in komplexere Anlagen wie Private Equity oder Private Debt investieren. Die vergangenen zehn Jahre waren für Anleger hervorragend. So kann es aber nicht weitergehen. Aktien sind schon sehr gut gelaufen, und der Spielraum bei Obligationen ist gering.

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Mehr Risiken und komplexere Produkte: Das klingt nicht gerade einladend.
Nicht alle Risiken sind gleich. Wie beim Cholesterin gibt es gute und schlechte Risiken. Schlechte Risiken muss man meiden.

Welche wären das?
Etwa ESG-Risiken (Anmerkung: Umwelt, Arbeitsrechte, Unternehmensführung). Die führen nie zu Gewinnen. Wer sein Geld investiert, sollte in Qualitätsaktien mit hohen Cashflows und verlässlichen Dividenden investieren, die nicht zu teuer sind.

Fiona Frick, 2018

Fiona Frick ist seit 2011 CEO des Vermögensverwalters Unigestion. Sie gilt als eine der einflussreichsten Frauen in Europas Finanzbranche.

Quelle: ZVG

Aber heisst es nicht, je mehr Risiko, desto mehr Gewinn?
Höhere Risiken bringen nicht automatisch bessere Ergebnisse. Langfristig lasten grosse Schwankungen bei den Kursen auf den Gewinnen. Fällt eine Aktie um zehn Prozent, braucht es mehr als zehn Prozent, um den Verlust wieder wettzumachen. Daher ist es besser, in Aktien zu investieren, die weniger riskant sind.

Private Equity scheint bei Grossanlegern besonders gefragt. Sind die Preise nicht schon zu hoch?
Bei grossen Firmen schon. Wir sind auf kleinere Werte spezialisiert. Dort lassen sich nach Kosten mittlere jährliche Renditen von 10 bis 15 Prozent holen. Da das Geld aber für zehn Jahre gesperrt ist, ist so ein Investment nicht für alle geeignet.

Sie investieren stark in künstliche Intelligenz. Ist das die Zukunft der Branche?
Ich glaube an eine Kombination aus Mensch und Maschine. Maschinen können die riesige Menge an Daten, die produziert werden, unglaublich schnell lesen und sortieren. Menschen ordnen die Ergebnisse ein. Wir erheben etwa in Europa 50 Datenpunkte pro Land. Vor einem Jahr verschlechterten sich 80 Prozent dieser Indikatoren, heute sind es 50. Obwohl wir also eine Verlangsamung des Wachstums sehen, gibt es eine Stabilisierung.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Novemberausgabe der «Bilanz» (11/2019).

Erich Gerbl
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