Die Bankenkrise hat nicht nur die Credit Suisse (CS) in die Arme der UBS getrieben, sondern auch die Kurse vieler anderer Aktien aus dem Banksektor fallen lassen. Aber sind diese Titel jetzt günstig? Die meisten Bankaktien wohl eher nicht, aber es gibt Hinweise, welche Banktitel allenfalls kaufenswert sein könnten. 

Bei der UBS-Aktie gab es eine Kaufgelegenheit gleich am Montag, nach dem Kauf der Credit Suisse. Die ist allerdings inzwischen vorbei, und ein Kauf der UBS-Titel scheint nichtmehr besonders ratsam. Es gibt bessere Alternativen. Mehr dazu, weiter unten im Text. 

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Zuerst zur Stimmungslage: Die ist zwar eher negativ gegen Banken und ihre Manager, aber gleichzeitig haben einige Anleger und Anlegerinnen Interesse an Bankaktien und scheinen gekauft zu haben. So zumindest ist der Eindruck, der sich aus Leserfragen und Kommentaren ableitet. Natürlich ist das statistisch nicht signifikant, aber trotzdem relevant: Wenn viele schon gekauft haben, spricht das oft dafür, das Gegenteil zu tun.

Nach dem Stimmungsfaktor zu den Fundamentaldaten: Die Börsenkurse leiten sich aus den künftigen Gewinnerwartungen ab. Und die Gewinne der Banken könnten in Zukunft geringer ausfallen, wenn die Regulierung strenger wird.

Härtere Regulierung und höhere Eigenkapitalforderungen

Nach den Bankkonkursen in den USA und dem CS-Debakel ist es wahrscheinlich, dass in Zukunft mittels Vorschriften versucht wird, die Banken risikoärmer zu machen. Es dürften Massnahmen verlangt werden, die ihnen nicht mehr so hohe Hebel erlauben. Die liessen bisher die Geschäftsergebnisse, wenn es gut lief, in die Höhe schnellen. Gleichzeitig führten solche Hebel auch dazu, dass die Geschäftsergebnisse in die Tiefe gerissen wurden, wenn es schlecht lief.

Verhindern lässt sich das in Zukunft, wenn die Anforderungen an die Kapitalausstattung erhöht werden. Das ist gut, weil es die Banken sicherer macht. Das dürfte dazu führen, dass systemrelevante Institute weniger oft gerettet werden müssten. Denn bisher war die für sie geforderte Ausstattung mit hartem Eigenkapital absurd tief. Nur 3,5 Prozent Eigenkapitalquote fordert die Finma von systemrelevanten Banken.

Um sicherere Banken zu schaffen, ist es wohl zu akzeptieren, dass mit höheren Eigenkapitalquoten eine geringere Eigenkapitalrendite einhergeht. Das heisst, dass Banken künftig im Schnitt weniger lukrativ werden dürften.

Sicherheit als Verkaufsargument 

Es könnte eine Ausnahme geben, wenn eine Bank es schafft, ihre höhere Sicherheit als Verkaufsargument einzusetzen. Das könnte sogar das Geschäft ankurbeln, weil viele Kunden jetzt auf der Suche nach Sicherheit sind. Solche Effekte dürften allerdings nur jenen Banken gelingen, die diese Strategie der Sicherheit als Erste umsetzen. Für Banken, die später auf den Sicherheitszug aufspringen, dürfte es kaum mehr möglich sein, damit zu punkten. Vor allem, wenn sie damit warten, bis Regulatoren die höhere Sicherheit von allen Banken einfordern. Dann ist es definitiv zu spät.

Da Anleger und Anlegerinnen nicht wissen, ob und welche Banken so eine Sicherheitsstrategie erfolgreich umsetzen, ist es eine Möglichkeit, auf die derzeit schon sichersten Banken zu setzen. Sie dürften profitieren, da Kunden derzeit Sicherheit suchen.

Börsenkotierte Kantonalbanken mit Staatsgarantie

Zu den sichersten Banken der Schweiz gehören die Kantonalbanken, die eine Staatsgarantie geniessen. Das sind alle 24 Kantonalbanken ausser jene in Bern, Genf und Waadt. Von jenen mit Staatsgarantie gibt 10 Kantonalbanken, die an der Börse kotiert sind: die Walliser Kantonalbank, die Glarner Kantonalbank, Luzerner Kantonalbank, Zuger Kantonalbank, Thurgauer Kantonalbank, St. Galler Kantonalbank und Graubündner Kantonalbank sowie die Banque Cantonale du Jura. Diese Kantonalbankaktien sind tendenziell langweilig, aber könnten jetzt einen Kauf wert sein. 

Dabei haben Basler, Luzerner, St. Galler, Zuger und Graubündner Kantonalbank die grössten Handeslvolumina an der Börse. Die anderen bieten zum Teil nur sehr wenig Liquidität – was den Ein- und Ausstieg aus dem Trade erschwert, wie dieses Beispiel zeigt: Bei der Banque Cantonale du Jura waren am Freitag, 24. März, um 17 Uhr nur fünf Aktien zum Preis von je 54 Franken im Angebot. Wer verkaufen wollte, konnte gerade mal 19 Titel für 51.50 Franken verkaufen. Für einen Kauf sind solche Aktien deshalb nur bedingt zu empfehlen.

Von den fünf liquiden Kantonalbanken bietet die Basler derzeit die beste Dividendenrendite: 4,6 Prozent. Allerdings müssen sich Anleger und Anlegerinnen beeilen, wenn sie davon noch profitieren wollen. Die Aktie muss vor dem 31. März gekauft werden, damit man in den Genuss von Auszahlungen kommt. Ausbezahlt wird die Dividende am 4. April. Entgegen dem Trend ist die Aktie der Basler Kantonalbank seit Anfang Jahr gestiegen. 

Bei den grösseren, börsenkotierten Instituten stechen als sichere Banken vor allem die niedelrändische ING Groep, die britische Natwest Group und die schwedische SEB Bank hervor. Sie sind die sichersten Banken, gemessen an den Versicherungsprämien, die bezahlt werden müssen, wenn man sich gegen einen Konkurs dieser Institute absichern will.

Von den drei genannten Banken hat die SEB Bank die höchsten Versicherungsprämien. Wer 10000 Franken absichern will, muss 52 Rappen bezahlen. Zum Vergleich: Bei der UBS kostet es 1.12 Franken und bei der CS waren es im Juli 2022 rund 2.26 Franken – damals warnte die «Handelszeitung» erstmals davor, dass sich Spekulanten für einen Konkurs der Credit Suisse wappneten.

Risiken der Strategie auf die sichersten Banken zu setzen

Sowohl mit den Kantonalbank-Aktien wie auch mit den drei grösseren sicheren Instituten könnten Anlegerinnen und Anleger versuchen, von der Flucht der Kunden zur Sicherheit zu profitieren.

Das kann deren Aktien in die Höhe treiben, muss jedoch nicht. Dagegen spricht nicht nur die zu erwartende, härtere Regulierung – die sich wohl nicht nur auf die Höhe der Kapitalanforderungen beschränken dürfte. Hinzu kommt, dass die Zinsmargen unter Druck stehen, weil die Zinskurve flach ist oder gar invertiert.

Dazu müssen Anlegerinnen und Anleger wissen, dass Banken im klassischen Zinsgeschäft von einer sogenannten Fristentransformation profitieren. Sie erhalten kurzfristiges Geld von Kunden (Kundeneinlagen auf Konten) und leihen das Geld langfristig aus (Hypotheken, Kredite an Geschäftskunden und Investitionen in langlaufende Wertpapiere). Normalerweise sind Zinssätze für kurzfristige Gelder deutlich tiefer als die für langfristige Gelder. Also: Wer einer Bank für eine kurze Frist Geld gibt, erhält wenig Zins. Wenn die Bank dieses Geld dann langfristig investiert, erhält sie viel Zins. Nun ist aber der Unterschied, die Zinsdifferenz zwischen langfristig und kurzfristig investiertem Geld, nicht mehr so gross. Wenn das so bleibt, ist das schlecht für das Bankgeschäft.

Ebenso kommen Banken durch neue Technologien unter Druck. Kleine Digitalbanken wie Revolut können ihr Geschäftsmodell mit technologisch moderner, kostengünstiger Infrastruktur betreiben. Dieser Konkurrenzdruck dürfte sich in den nächsten Jahren verschärfen. So ist es gut möglich, dass eine Neobank wie Revolut oder andere als Gewinner aus der gegenwärtigen Situation hervorgehen. Allerdings ist Revolut nicht börsenkotiert.