Intern nennt man ihn Napoleon. Den Übernamen trägt Hans Vögeli (54), seit einem Jahr Chef der Zürcher Kantonalbank, nicht nur seiner Körpergrösse, sondern vor allem seiner ambitiösen Eroberungspläne wegen. Vögeli, Oberst im Generalstab, hat der lange Zeit behäbigen Zürcher Staatsbank nichts weniger als den gesamtschweizerischen Feldzug verschrieben. Zu gross für Zürich, aber zu klein für die Schweiz, fühlt sich die Zürcher Kantonalbank durch die Kantonsgrenzen übermässig eingeengt. Der Direktionspräsident schickt seine Banker daher seit kurzem auch hinaus ins St.-Galler-Land, ins Aargauische, über die Grenze in den Thurgau und, wenn es sein muss, sogar bis nach Genf, Lugano oder Zermatt in den Kampf um den Kunden. Vier Monate alt ist das von Vögeli verkündete Expansionsprogramm – und hat schon gehörig für Aufruhr gesorgt. Im vergangenen Oktober liess der ZKB-Chef die Konkurrenz wissen, man werde ab sofort in der gesamten Deutschschweiz auf Kundenfang gehen. Das Projekt taufte er auf den klingenden Namen «Aquila». Der Wirtschaftsraum Zürich, den die ZKB laut Kantonalbankengesetz bearbeiten soll, reiche weit über die Grenzen des Kantons hinaus. Die 500 grössten Schweizer Firmen wolle man gar gesamtschweizerisch angehen, ganz gleich, wo diese Firmen den Sitz hätten. Vögeli brachte damit einen neuen Ton in das Verhältnis der Kantonalbanken untereinander. So unverblümt hatte noch kein Kantonalbank-Chef gewagt, Expansionsgelüste zu äussern. Die 24 Kantonalbanken der Schweiz hatten bisher gegen aussen immer ihre Gemeinsamkeiten betont. Im Verhältnis untereinander dominierten die Diskussionen um Kooperationen. Paul Hasenfratz, Vögelis Vorgänger an der ZKB-Spitze, war gar die treibende Kraft bei der Gründung der Kantonalbankentochter Swissca. Sie verwaltet heute für alle 24 Institute Anlagefonds. Vögeli selbst hat sich lange für eine engere Kooperation im Informatikbereich stark gemacht. Ausser Swissca hat der Konsensversuch unter den Kantonalbanken in den letzten zehn Jahren aber nicht viel zu Stande gebracht. Vögeli hat nun das Ruder herumgeworfen. Er sieht die ZKB als Leader, der ohne lange Diskussionen seinen Weg geht. Die anderen sollen mitziehen oder sich arrangieren. Die einst noble Zurückhaltung in der Branche ist einem offenen Konkurrenzkampf gewichen. Die Nachbarn geben Kontra. Die Aargauer Kantonalbank etwa veröffentlichte Mitte Januar in der «Mittelland-Zeitung» ein Inserat, in dem sie ihre Produkte in bisher verpönter vergleichender Werbung anpries. Ganz oben fett gedruckt, prangten die siegreichen eigenen Produkte, unten auf der Liste abgeschlagen die ZKB. Andere Kantonalbanken schlagen im Territorialstreit zurück. In einem Inserat empfiehlt sich die Glarner Kantonalbank für Kunden «von Zürich bis Glarus». Weit herum gibt man sich angesichts der zürcherischen Eroberungspläne selbstbewusst. «Ich wünsche Herrn Vögeli alles Gute. Aber ich glaube nicht, dass die Aargauer Kundschaft auf die ZKB wartet», sagt Urs Grätzer, Chef der Aargauer Kantonalbank. Theo Prinz, Chef der Thurgauer Kantonalbank, vertraut auf die enge Bindung zu den lokalen Kunden. Was die grossen Firmen betrifft, gibt er der ZKB wenig Erfolgschancen: «Für jene paar Kunden, für die wir nicht gross genug sind, ist auch die ZKB nicht gross genug.» Toni Luginbühl, Chef der Zuger Kantonalbank, hat seine Zürcher Kollegen gebeten, in seinem Kanton Zurückhaltung zu üben, «nicht im Sinne des Grenzschutzes, sondern eher als moralische Verpflichtung. Denn eine Kooperation oder Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Konkurrenzierung ist nicht möglich.» Im grenznahen Bereich des Kantons Zürich wird derzeit hart um jeden Kunden gerungen. Wichtige Kampfzone ist etwa das Gebiet um Rapperswil, das sich zwar auf St.-Galler Kantonsgebiet befindet, wirtschaftlich und kulturell aber klar auf Zürich ausgerichtet ist. Hier sind Vögelis Banker besonders aktiv. «Einzelne Kunden haben bereits zur ZKB gewechselt», sagt Urs Rüegsegger, Chef der St. Galler Kantonalbank, «aber wir zählen ja auch Personen aus dem Kanton Zürich zu unseren Kunden.» Vögeli selbst will nicht verraten, wie viele Kunden oder Anlagegelder er durch Aquila bereits gewonnen hat. Kollege Rüegsegger beurteilt die Zukunft der Kantonalbanken eher kritisch. «Wir Kantonalbanken sollten lieber miteinander als gegeneinander arbeiten.» Doch ein trautes Miteinander gab es schon vor Vögelis Hegemonialansprüchen nicht. Lange vor dem Aquila-Programm haben die anderen Kantonalbanken bereits im ZKB-Teich gefischt. Nicht weniger als acht Kantonalbanken sind in Zürich aktiv – die Basler Kantonalbank schon seit 1997 mit einer Private-Banking-Dependance und seit Ende 1999 auch mit der mehrheitlich übernommenen Coop Bank, einem traditionell harten Konkurrenten der ZKB; die St.-Galler betreiben mit der Anfang 2002 gekauften Zürcher Bank Hyposwiss vor den Augen Vögelis Private Banking; und die Thurgauer Kantonalbank schickt wie eh und je den Müttern in der Gebärabteilung des Spitals Winterthur ihre Werbeköfferchen. «Wir haben diese Herausforderungen immer sportlich angenommen», sagt Vögeli. Für ihn ist in der Kritik am Zürcher Wachstumskurs «viel Heuchelei enthalten». In der Tat war die ZKB bisher im Vergleich zu den anderen Kantonalbanken eher zurückhaltend. Vögelis Kurs ist eigentlich nur konsequent und die unverblümte Art, das zuzugeben, ein positives Zeichen. Vögeli gilt ganz allgemein als offener Kommunikator. Dennoch ist der ZKB-Aufbruch nicht einfach mit dem der Konkurrenz gleichzusetzen. Die Stellung der ZKB, des mit Abstand grössten Instituts im Verbund, war immer schon speziell. Die Marktmacht des Giganten ist unvergleichlich viel grösser als jene der meisten Konkurrenten. Zudem sind viele Konkurrenten inzwischen von der ZKB abhängig. Aktivitäten wie Exportfinanzierungen oder gewisse Devisengeschäfte werden ihnen von der ZKB zur Verfügung gestellt. Für die Hälfte aller Kantonalbanken macht die ZKB Devisenhandel, für 18 Research, mit 10 kooperiert sie bei Exportfinanzierungen, für 14 treibt sie Börsenhandel. Die meisten Kantonalbanken sind also auch Kunden. Eine heikle Situation. Experten halten es für eine Frage der Zeit, bis die erste Kantonalbank ihre Dienstleistungen andernorts bezieht, etwa bei der Grossbank UBS, die mit neuen «Bank for Banks»-Produkten auch die Kantonalbanken ködert. Doch es gibt noch ein zweites Problem. Mit der Abtretung von Exportrisikofinanzierungen und ähnlichen Dienstleistungen an die ZKB lassen die anderen Kantonalbanken die Zürcher bedrohlich nahe an den Kunden heran. Seit Vögelis Expansionskurs steigt die Angst, dass die ZKB die Kunden über günstigere Preise gänzlich zu sich lockt. «Es wäre schade, wenn sich der Kampf um den Kunden unter den Kantonalbanken über den Preis abspielt», sagt der St.-Galler-KB-Chef Rüegsegger. Vögeli selber weist solche Pläne weit von sich: «Ich werde mich hüten, Dumpingpreise anzubieten. Das würde nur zu einer Verschlechterung der Konditionen für alle führen.» Beobachter fragen sich allerdings, welche Argumente die ZKB ausser dem Preis denn anwenden will, um Kunden aus den Stammlanden anderer Kantonalbanken zu gewinnen. Denn diese sind traditionell eng mit den lokalen Betrieben verbunden. Was für einen Grund sollten sie haben, zur ZKB zu wechseln? Die Gefahr besteht, das sich eher die schlechteren Schuldner an die Zürcher wenden werden. Die ZKB ist sich dessen bewusst und hat die Kredithürden bei ausserkantonalen Engagements durchwegs höher angesetzt. «Ausserhalb der Kantonsgrenzen werden wir sehr pragmatisch eine Nischenpolitik verfolgen», sagt Vögeli. Nicht ausgeräumt hat Vögeli aber die grundsätzliche Frage vieler Zürcher Politiker, ob es denn sinnvoll sei, mit einer kantonalen Garantie in der ganzen Schweiz aktiv zu sein. Die ZKB gehört als Staatsbank dem Zürcher Volk. Der Zürcher Steuerzahler muss im Falle von Verlusten für die ZKB gerade stehen, auch wenn diese im Rahmen des neuen Kurses in Chur oder Genf eingefahren wurden. Vögeli glaubt, man müsse die Frage der Staatsgarantie «entmythologisieren». Auch eine Aufhebung der Garantie käme für ihn theoretisch in Frage. Wenn der Zürcher Stimmbürger die Staatsgarantie aufheben wollte, müsste allerdings auch der Leistungsauftrag mit seinen zahlreichen Auflagen fallen. So ist die ZKB verpflichtet, ein flächendeckendes Filialnetz zu betreiben, was es Vögeli praktisch verunmöglicht, tief greifende Kostenreduktionen vorzunehmen. Mit der Abschaffung der Staatsgarantie verlöre die ZKB ihr Toprating. Das Triple-A ist aber einer der Hauptgründe, weshalb ein Grossteil der Kundschaft ihre Gelder der Staatsbank anvertraut. Eine verzwickte Lage. Vögeli selber sieht keine Alternative zum Expansionskurs. Die ZKB hat zwei Klumpenrisiken. Einerseits ein geografisches: 90 Prozent des Umsatzes werden im Kanton Zürich generiert. Andererseits ein geschäftliches: Die ZKB steht oder fällt mit dem Auf und Ab an den Immobilienmärkten. 43 Prozent aller Hypotheken im Kanton Zürich stehen in den Büchern der ZKB. Wie bedrohlich diese Klumpenrisiken werden können, hat die ZKB anlässlich der Immobilienkrise von 1994/95 erfahren. Im traditionellen Geschäft entstand ein Verlust von zwei Milliarden Franken. Schon 1998 beschloss deshalb Vögelis Vorgänger, Paul Hasenfratz, die Geschäfte der ZKB auszuweiten, und zwar in den Bereichen Handel, Research und Asset-Management. Diesen Kurs hat Vögeli mit Aquila noch weiter akzentuiert. Der Zürcher Steuerzahler gehe kein zusätzliches Risiko ein, glaubt Vögeli. Im Gegenteil: Die nationale Expansion sei geradezu Voraussetzung dafür, dass die Zürcher Kantonalbank ihren Leistungsauftrag auch in Zukunft erfüllen könne. Er führe weg vom Klumpenrisiko und spüle neue Erträge in die Kassen, die man für die Kreditvergabe an die KMUs im Kanton Zürich verwenden könne. Das oberste Management hat Vögeli inzwischen auf seinen Kurs eingeschworen. Unter den Mitarbeitern aber begrüssen wohl die einen den Ruck, der durch die Bank geht und den Elan des neuen CEO. Andere warnen aber vor den Risiken des Neuaufbruchs. Auch als Person polarisiert der Chef. Unzimperlich im Auftreten, hat er manche Mitarbeiter in seinem Umfeld brüskiert. Auch wenn mehrheitlich Einigkeit darüber herrscht, dass man um eine Expansion nicht herumkommt, so gibt es grosse Unterschiede in der Beurteilung der Stossrichtung. Bedenken gibt es vor allem hinsichtlich der Ausweitung des Investment-Banking, das mit der Bedienung der 500 grössten Firmen forciert wird. In einer Zeit, in der das Investment-Banking darnieder liegt, Giganten wie die Credit Suisse Group in diesem Bereich Milliardenverluste erwirtschaften und die Bank Vontobel damit gehörig auf die Nase gefallen ist, baut die ZKB aus – in einem Bereich notabene, in dem sie kaum Erfahrung besitzt. Gestört haben sich auch viele an den von Vögeli verordneten Kostenreduktionen, etwa der Aufforderung, die Spesen erheblich zu reduzieren. Das zeige, dass Vögeli kein Frontmann sei, mokieren sich Betroffene. Business-Lunchs und Geschäftsreisen seien wichtig für die Kontakte zum Kunden. Knausrigkeit zahle sich da nicht aus. So komme man vor allem im Private Banking nicht voran. Viele ZKB-Insider würden sich ohnehin statt Investment-Banking lieber einen forcierten Ausbau des Private Banking wünschen. In der Vermögensverwaltung habe die ZKB mit ihrem Tripple-A schliesslich einen wertvollen Trumpf in der Hand. «Warum kauft Vögeli keine Privatbank, statt sich im Investment-Banking zu verlieren?», fragt sich ein hoher Kadermann. Zwar hat Vögeli letztes Jahr angekündigt, auch durch Akquisitionen wachsen zu wollen. Doch der Ankündigung sind bisher keine Taten gefolgt. «Was Akquisitionen betrifft, sind wir unter unseren Zielen geblieben», gibt Vögeli zu. Man habe sich zwar eine Reihe von Privatbanken angeschaut, doch die Preise seien «jenseits von gut und böse» gewesen. In der Branche munkelt man, die ZKB habe sich die Genfer Privatbank Darier Hentsch (inzwischen von Lombard Odier übernommen) sowie die Zürcher Institute Vontobel und Rüd. Blass angeschaut. Stattdessen hat Vögeli Schlagzeilen mit einem anderen Kauf gemacht: Er übernahm im August vom strauchelnden Financier Martin Ebner dessen Anlagevehikel BK Vision, Pharma Vision, Stillhalter Vision und Spezialitäten Vision. Die BZ-Holding Ebners war nach den dramatischen Kurseinbrüchen implodiert. Bei der ZKB stand der Financier mit über 300 Millionen Franken in der Kreide. Zwar waren die mit risikoreichen Aktien überladenen Visionen auch kein Topinvestment, aber besser als ein drohender Kreditabschreiber. Der Deal kam deshalb so schnell zu Stande, weil sich Vögeli und Ebner noch aus gemeinsamen Tagen bei der Bank Vontobel in den Achtzigerjahren kannten. Inzwischen hat Vögeli die Visionen, die bisher auf Aktienbeteiligungen an ein paar wenigen Firmen beruhten, auf jeweils 15 bis 30 Titel aufgestockt. Dadurch unterscheiden sich die Visionen heute kaum von einem Aktienfonds. Auch das hat bei mehreren Kantonalbanken für Stirnrunzeln gesorgt, bieten die Institute Fonds doch eigentlich gemeinsam via Swissca an. Der Deal mit Ebner geht noch auf Vögelis Vorgänger Paul Hasenfratz und Walter Lüthy zurück. Mit dem umstrittenen Financier wirtschaftet die ZKB schon seit den Achtzigerjahren. Dass die ZKB den Financier auch nach dessen Wegzug 1997 in den steuergünstigen Kanton Schwyz noch mit Krediten stützte, hat im Kanton Zürich für Kritik gesorgt. Wie nahe die ZKB Ebner stand, zeigt sich auch daran, dass sie bei der von Ebner einst gegründeten Optionshandelsfirma OZ immer noch Aktionär ist. Der Wert der Visionen ist seit dem Kauf weiter erodiert. Einen Verlust von schätzungsweise 35 Millionen muss Vögeli in der Jahresrechnung 2002 verbuchen. Einen noch weit grösseren Abschreiber von rund 180 Millionen hat die im April 1999 eingegangene 2,5-Prozent-Beteiligung an der Rentenanstalt gebracht. Ziel war damals eine engere Kooperation im Allfinanzgeschäft. Diese Pläne hat Vögeli gänzlich auf Eis gelegt. Insgesamt belasten die Abschreiber die ZKB-Jahresrechnung mit rund 230 Millionen Franken. Der Kursverlust bei den Ebner-Visionen beunruhigt Vögeli nicht. Er glaubt felsenfest an die strategische Bedeutung des Investments. Man habe verwaltete Gelder von drei Milliarden Franken und viele neue Kunden gewonnen. Er selber hat auf dem Präsidentensessel aller vier ehemaligen Ebner-Visionen Platz genommen. «Profilierungsneurose» werfen ihm Insider vor. Denn Vögeli ist als langjähriger Logistiker im Bankwesen mit dem Asset-Management nur wenig vertraut. Die Visionen brauchten nach Ebner wieder eine klare Identifikationsfigur, erklärt Vögeli seinen Schritt, und die ZKB sei daher gefordert gewesen, einen glaubwürdigen Exponenten auf den Präsidentensessel zu hieven. Vögeli ist bei der ZKB in kurzer Zeit zu enormer Bedeutung gelangt. Gegenspieler im Management gibt es kaum mehr, vor allem seit Gottfried Weber letztes Jahr die ZKB verlassen hat. Er wird ab September die Schwyzer Kantonalbank leiten und sich dann wohl aus dieser Warte mit den Expansionsplänen Vögelis auseinander setzen. Das Bankpräsidium, das von Gesetzes wegen die Oberaufsicht über die Geschäftsführung der ZKB hat, ist derzeit ebenfalls kein starkes Gegengewicht zum ambitiösen CEO. Moralisch geschwächt durch den Skandal um die Bonus-Abzockerei aus dem Jahre 2000 und kritisiert von der Eidgenössischen Bankenkommission, ist das Gremium destabilisiert (siehe «Mit dem Gewaltentrennungsgrundsatz unvereinbar» ganz unten). Auch Vögeli soll mit der jetzigen Situation nicht glücklich sein, wie Vertraute berichten. War dem energiegeladenen Chef anfangs ein schwaches Präsidium möglicherweise noch willkommen, um seine Expansionspläne ohne grosse Hürden durchzubringen, fehle ihm heute im Präsidium der gleichgewichtige Sparringpartner, der in strategischen Fragen wirklich mitdenken könne. Eine ausgewogene Machtverteilung ist in der derzeitigen Umbruchphase der ZKB enorm wichtig. Ein ehrgeiziger CEO kann viel Positives bewirken, wenn ein Präsident das kanalisieren kann. Ungebremster Tatendrang ist schliesslich auch Napoleon nicht bekommen. Und aus Sicht des Zürcher Steuerzahlers ist Vögeli zu wünschen, dass er sein Waterloo nie erleben muss.
«MIT DEM GEWALTENTRENNUNGSGRUNDSATZ UNVEREINBAR» Deutliche Worte aus Bern: Die Eidgenössische Bankenkommission fordert ein neues ZKB-Gesetz Die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) hat die Aufsicht der Zürcher Kantonalbank in einem Brief hart kritisiert, wie die «NZZ am Sonntag» bekannt machte. Die ZKB hat ein dreiköpfiges Präsidium. Dieses nimmt nicht nur die Aufsicht wahr, sondern ist auch operativ tätig. Jedes Kreditbegehren über 80 Millionen Franken und jede grössere Kapitalmarkttransaktion geht zuerst an den Bankrat. In einem Brief an die kantonsrätliche Kommission kritisierte die EBK diesen Status: Er sei in dieser Form «mit dem Gewaltentrennungsgrundsatz schlechthin unvereinbar». Die Krise haben sich die Bankratspräsidenten selbst eingebrockt. Seit 2001 bekannt wurde, dass Bankratspräsident Hermann Weigold (SVP) und Vizepräsident Martin Zollinger (FDP) sich ihre Leistung im Jahr 2000 mit einem Bonus von 250 000 Franken vergolden liessen (zusätzlich zum normalen Gehalt von 300 000 Franken) ist Feuer im Dach. Umso mehr, als die Zahlungen explizit mit der operativen Tätigkeit begründet wurden. Zollinger, der diesen Frühling Weigold als Präsident beerben will (und Spitzenkandidat der FDP ist) hat letzten Herbst zwar erklärt, für 2001 und 2002 auf Boni zu verzichten und den bezogenen Bonus einer wohltätigen Institution zu spenden. Doch das Manöver wirkte nur allzu durchsichtig. Das Vertrauen in Zollinger ist angeschlagen. Externe Gutachter, so etwa der Zürcher Bankenprofessor Hans Geiger, fordern einen einzigen, vollamtlichen Bankratspräsidenten und eine bessere Trennung zwischen operativer und aufsichtsrechtlicher Tätigkeit. Auch eine Verkleinerung des heute 13-köpfigen Bankrats auf neun Mitglieder wird empfohlen. Im Kantonsrat gibt es zwei Fronten: SVP und SP sperren sich gegen weit führende Reformen, FDP und CVP sind offen für eine fundamentale Neuausrichtung. Noch diesen Frühling wird der Zürcher Kantonsrat die ZKB-Gesetze ändern. Der Vorstoss der EBK zwingt die Zürcher Volksvertreter, mehr als nur kosmetische Korrekturen anzubringen. Die Zeit für eine grundlegende Änderung der Organisationsstruktur der ZKB ist aber knapp. Die Erneuerungswahlen für den Bankrat finden im Mai oder Juni statt. Bis dann müssen die Weichen gestellt sein. Das Einzel-Präsidium hätte Chancen, wenn die Politiker einen guten Kandidaten präsentieren könnten. Schon im Vorfeld sollen die Fühler in Richtung Bruno Gehrig ausgestreckt worden sein. Doch der Nationalbanker habe lächelnd abgewinkt. Gehrig geht nun als Präsident zur Rentenanstalt (siehe auch «Machtnetz»). Als Wunschkandidat gilt gerüchteweise auch der ehemalige UBS-Topbanker Markus Granziol. Granziol hat nicht nur einen tadellosen Ruf, er kennt auch das InvestmentBanking, den neuen Wachstumsbereich der ZKB, sehr gut. Der bedächtige Granziol würde den umtriebigen Vögeli gut ergänzen.
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