Immer Anfang Jahr verteilen die Pensionskassen die Vorsorgeausweise. Damit informieren sie ihre Versicherten über Details von deren beruflicher Vorsorge. Besonders interessiert die Empfänger die voraussichtliche Höhe ihrer Altersrente. Viele sehen als Massstab dafür ihren aktuellen Lohn. Dieser mag im Leistungsprimat aussagekräftig sein. Denn hier richtet sich die Rente tatsächlich nach dem versicherten Lohn: Steigt der Lohn, steigt auch die Rente. Allerdings sind nur noch knapp 20 Prozent aller Erwerbstätigen in diesem System versichert.

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Für alle anderen gilt das Beitragsprimat. Hier wird real gespart. Aus den bisher einbezahlten und den zukünftigen Beiträgen entsteht das Alterskapital: Steigt der Lohn, steigen die Beiträge. Die Rentenhöhe jedoch ergibt sich aus dem Durchschnittseinkommen über 40 Beitragsjahre.

Auf dem Vorsorgeausweis stellt man die zukünftige Altersrente dem gegenwärtigen Lohn gegenüber. Wenn man dann nach zehn oder zwanzig Jahren tatsächlich in den Ruhestand tritt, bewegen sich Lohn und Lebensstandard aber häufig auf deutlich höherem Niveau. Diese Rechnung bleibt uns also eine Berücksichtigung von Karriereschritten und teuerungsbedingten Steigerungen des Einkommens schuldig.

Dies, weil der Vorsorgeausweis die voraussichtliche Altersrente inklusive Zins zeigt. Gerechnet wird mit dem sogenannten Projektionszinssatz. Meist ist dies der BVG-Mindestzins, im Jahr 2008 also 2,75 Prozent. Wer seine Vorsorgesituation jedoch realistisch analysieren möchte, muss ohne Zins rechnen. Das würde das Alterskapital drastisch reduzieren. Denn der Zinseffekt ist beträchtlich, wie die Tabelle zeigt: Selbst bei einem 55-Jährigen, der nur zehn Jahre vor der Pensionierung steht, stammen immer noch mehr als 20 Prozent des Schlusskapitals aus Zinsen. Dies lässt die voraussichtliche Altersrente attraktiver aussehen, als sie schliesslich ist. Die Rente entspricht dem gegenwärtigen Lohnniveau. Doch auch im letzten Arbeitsjahrzehnt erhöht sich das Einkommen. Beim Altersrücktritt muss der Versicherte den Gürtel also enger schnallen, weil die Kluft zwischen dem letzten Lohn und der Rente grösser ist als erwartet.

Zwar steigen mit dem höheren Lohn auch die Beiträge, doch am Ende zählt die Summe aller Beiträge. Der projizierte Zins im Vorsorgeausweis ist versicherungsmathematisch absolut korrekt – aber er zeigt uns ein verzerrtes Bild der ökonomischen Realität. Für Versicherte, die ihr Rentenniveau mit ihrem steigenden Lohn in Balance halten möchten, sind Pensionskasseneinkäufe sinnvoll. Damit kompensieren sie ihre Einkommenssteigerungen und sparen zudem Steuern.

Martin Wechsler, BILANZ-Vorsorgeexperte