Frankreich spürt die Folgen der Wasserarmut von letztem Sommer, Südostasien brütet bei Rekordtemperaturen. Selbst die an die Wärme gewohnte thailändische «Bangkok Post» spricht von einer «brutalen Hitze». Von einem «unheilvollem Zeichen», «einer Warnung für die Welt». 

Das Jahr ist noch jung, der Sommer steht noch aus, aber eines ist schon klar: Es wird wieder ein Jahr der Wetterextreme. Ein Jahr, das von Klimawandel und Starkwetterereignissen dominiert wird.

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Für Investorinnen und Investoren rückt damit ein Thema ins Zentrum, das seit zwei Jahrzehnten Fahrt aufnimmt: Wasser-Aktien. Sie bieten die Chance, in ein Thema zu investieren, das immer wichtiger wird. Und bei einem Thema, das immer wichtiger wird, bieten sich auch lukrative Anlagechancen. 

Kaum eine Ressource ist so unverzichtbar wie Wasser, schreibt etwa die ZKB-Tochter Swisscanto, um ihren Themenfonds zu verkaufen. Er investiert in Wassertechnologie, Wasserinfrastruktur und Wasserschutz – «Herausforderungen und damit auch Investmentchancen der Zukunft».

Knapper Rohstoff

70 Prozent des Planeten sind mit Wasser bedeckt. Aber nur drei Prozent sind Süsswasser – Tendenz rückläufig. Schätzungen zufolge werden es bald nur noch 2,5 Prozent sein, zwei Drittel davon in Gletschern gefroren und nicht nutzbar. Einigen Schätzungen zufolge haben bis zu 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Süsswasser, und bei einem Drittel der Bevölkerung herrscht mindestens einen Monat pro Jahr Wasserknappheit. 

Die Aussichten werden nicht besser. Die wachsende Bevölkerung, die Urbanisierung und die steigenden Temperaturen werden wahrscheinlich zu einer noch grösseren Verknappung führen.

«Es gibt aber Unternehmen, die versuchen, diese wichtige Ressource nachhaltiger zu gestalten», sagt Investment-Analystin Emma Hall von Aegon Asset Management. Sie verweist auf drei US-Unternehmen, die an der Nasdaq kotiert sind: Kornit Digital, Energy Recovery und Tetra Tech.

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei Kornit Digital – ein Unternehmen, das Textildruckmaschinen herstellt. Es scheint auf den ersten Blick wenig mit Wasser zu tun zu haben. Tatsache ist aber, dass die Textilindustrie auf der schwarzen Liste steht, wenn es um den Wasserverbrauch geht. Sie ist – nach der Landwirtschaft – die zweitgrösste Wasserverbraucher-Branche und produziert fast 20 Prozent des weltweiten Abwassers. 

Kornit will dem entgegentreten. Das Unternehmen hat sich der Verringerung der Wasserverschwendung und der Förderung einer nachhaltigen Textilproduktion verschrieben. Sein Textildruckverfahren kommt zu 100 Prozent ohne Wasser aus. Es braucht keine Vorbehandlung, kein Dämpfen, kein Waschen. 

Das Unternehmen schätzt, dass seine Technologie bis 2026 4,3 Billionen Liter Wasser und 17,2 Milliarden Kilogramm Treibhausgasemissionen einsparen könnte – und beflügelt damit immer wieder die Phantasie der Anleger. In der Pandemie nahm der Kurs der Firma richtig Fahrt auf, um anschliessend aber spektakulär zu zerschellen. Anlegerinnen und Anleger zahlen heute nur noch 10 Prozent des Höchstpreises von 2021.

Mehr als nur ein gutes Gewissen

US-Aktien sind auch im Fokus des Wasserfonds des Schweizer Vermögensverwalters Tareno. 160 Millionen Euro stark ist der Boutique-Fonds, der schon 2007 lanciert wurde Und damit zu den Pionieren im Bereich des Anlagethemas Wassers gehört. 

Im Beirat sitzt unter anderem Albert Baehny, Präsident von Lonza und Geberit. Grösste Position ist der Rohrleitungshersteller Mueller Industries. Wichtigste Schweizer Aktie ist Georg Fischer. Ein Exot, der aber relativ stark vertreten ist, ist der österreichische Baustoffhersteller Wienerberger, dessen Produkte zu einem beträchtlichen Teil in der Wasserdistribution verwendet werden.

Den Firmen ist gemein, dass sie einen Beitrag leisten zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Konkret geht es um Ziel 6: «Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten.»

«Wasser ist eigentlich ein sehr simpler Investment-Case», sagt Fondsmanager Stefan Schütz. Begrenzt verfügbar, die Nachfrage steigt, Substitute gibt es nicht – im Unterschied zu anderen Rohstoffen.

Grösster Wassernutzer sei die Landwirtschaft. Deshalb habe man in diesem Bereich auch einen grossen Hebel. «Das grösste Potenzial zur Effizienzerhöhung», sagt Schütz. Er setzt deshalb unter anderem auch auf den Traktorhersteller John Deere, der eben mehr ist als ein Produzent von Landwirtschaftsmaschinen. John Deere ist ein Schwergewicht, wenn es um die Entwicklung von intelligenten Bewässerungsmethoden geht.

Unterm Strich bleibt mehr als ein gutes Gewissen. Die Perfomance des Tareno Global Water Solutions Fund ist ansehnlich ist. In den letzten zehn Jahren hat sich der Wert verdoppelt.

Fakten zum Thema

Der tägliche Pro-Kopf-Wasserverbrauch in Wohngebieten liegt in Nordamerika und Japan bei 600 Litern, in Europa zwischen 250 und 350 Litern und in Afrika südlich der Sahara bei 10 bis 20 Litern. Der weltweite durchschnittliche jährliche Wasserverbrauch liegt bei 600 Kubikmetern pro Kopf oder 137 Litern pro Tag. 

In den letzten 100 Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdreifacht, während der Wasserverbrauch durch den Menschen um das Sechsfache gestiegen ist. Schätzungen gehen davon aus, dass der Wasserbedarf zur Deckung des Nahrungsmittelbedarfs im Jahr 2050 zwischen 10 und 13,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr betragen könnte, was etwa dem Dreifachen der derzeit jährlich von Menschen verbrauchten Menge entspricht. 

Für die Produktion von Fleisch wird dabei viel mehr Wasser benötigt als für die von Gemüse. Die Produktion von einem Kilogramm Fleisch benötigt zwischen 5000 und 20’000 Liter Wasser, während die Produktion von einem Kilogramm Weizen zwischen 500 und 4000 Liter Wasser und die Produktion von einem Kilogramm Kartoffeln gerade einmal 287 Liter Wasser verbraucht. Die Schweizer werden vielleicht zusammenzucken, aber für die Herstellung von einem Kilogramm Schokolade werden 17’196 Liter Wasser benötigt. Tee, Bier und Wein gehören zu den am wenigsten wasserintensiven Produkten.

Einem gemeinsamen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Unicef zufolge haben 2,1 Milliarden Menschen bzw. 30 Prozent der Weltbevölkerung, noch immer keinen Zugang zu einer sicheren Wasserversorgung und 4,5 Milliarden Menschen bzw. 60 Prozent verfügen nicht über eine sichere Abwasserentsorgung. 361’000 Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an Durchfallerkrankungen. Schlechte sanitäre Einrichtungen und verunreinigtes Wasser begünstigen die Übertragung von Krankheiten wie Cholera, Ruhr, Hepatitis A und Typhus.