Die Covid-Impfstoffhersteller – Moderna, Biontech, Novavax etc. – gehören zu den Stars des Börsenjahrs 2020. Nun ist der Kurs von Curevac stark gefallen, weil das Vakzin des deutschen Herstellers weniger wirkt als erhofft. Sollte Curevac als Warnung dienen – sind die neuen Biotechfirmen reine «One-Hit-Wonder»?
Moderna und Biontech sind spezialisierte Biotechnologieunternehmen, die sich auf die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln auf der Basis von Messenger-RNA (mRNA) fokussiert haben. Mit der Zulassung der auf mRNA basierenden Impfstoffe kamen erstmals Medikamente auf dieser Technologiebasis auf den Markt.

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Die erwähnten Unternehmen sehen einen breiten Einsatz, nicht nur für Vakzine, sondern auch bei HIV, Tuberkulose, Krebs und seltenen, genetisch bedingten Krankheiten. Welche Unternehmen schliesslich Erfolg haben und das Rennen gewinnen werden, ist nicht absehbar. Moderna und Biontech sind mit ihrer Pipeline zurzeit sicher an der Spitze.

Aber auch immer mehr grosse Pharmaunternehmen widmen sich dem Thema. Die Entwicklung der Aktienpreise nimmt auf jeden Fall bereits viel Positives vorweg. Was passieren kann, wenn eine Studie nicht den gewünschten Erfolg zeigt, ist bei Curevac zu sehen. Nachdem eine entscheidende klinische Studie des Covid-19-Impfstoffes eine tiefe Wirksamkeit ausgewiesen hat, rauschte der Aktienpreis um fast 50% nach unten.

Christian Odermatt Forma Futura Börseninterview

Christian Odermatt leitet das Portfoliomanagement beim auf nachhaltige Anlagen spezialisierten Zürcher Vermögensverwalter Forma Futura.

Quelle: ZVG

Das erste Börsenhalbjahr geht dem Ende zu. Welche fünf Schweizer Aktien dürften sich im zweiten Halbjahr besonders stark entwickeln?
Das Schweizer Industrieunternehmen Bucher Industries ist ein weltweit führender Spezialist im Maschinen- und Fahrzeugbau. Deutlich angestiegene Agrarpreise - wie zum Beispiel für Mais, Soja und Weizen – führten zu Neuinvestitionen in der Landwirtschaft. Davon konnte die Division Kuhn Group profitieren und verzeichnete seit Jahresbeginn einen erfreulichen Anstieg der Auftragseingänge.

Die Zurückhaltung bei der Anschaffung von neuen Maschinen über die letzten Jahre und die Zuversicht bei den schrittweisen Lockerungen der Corona-Einschränkungen widerspiegeln sich in den optimistischeren Prognosen des Managements für das Jahr 2021. Folglich sehen wir weiteres Kurspotenzial nach oben.

Die Georg Fischer AG befasst sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Komponenten und Systemen für die Industrie und den Automobilsektor. Das Unternehmen überzeugt mit hochwertigen Produkten und innovativen Lösungen. Gerade das Segment GF Piping Systems für den nachhaltigen und sicheren Transport von Trinkwasser oder Gasleitungen setzt weltweit einen einzigartigen Standard.

Die ungebrochene Nachfrage im asiatischen Raum verschafft dem Unternehmen spannende Wachstumsperspektiven. Trotz jüngst fortgeschrittener Kursentwicklung ist Georg Fischer stark im Markt positioniert und als Zykliker weiter gefragt.

Forbo ist ein international tätiger Schweizer Hersteller von Bodenbelägen und Bauklebestoffen sowie Antriebs- und Leichtfördertechnik. Das Unternehmen ist Weltmarktführer für Linoleumprodukte. Die Förderung von Innovation seht im Vordergrund. So hat Forbo in der Krise die Investitionen gar erhöht und baut die Marktführerschaft konstant aus. Wir gehen davon aus, dass die konservativen Ziele ohne Weiteres erfüllt werden und der Titel grosses Aufwärtspotenzial hat. 

Der weltweit führende Rückversicherer Swiss Re hat vier schadenreiche Jahre hinter sich. Grosse Unwetterschäden und die Corona-Pandemie hinterliessen ihre Spuren. Mut macht der Ausblick in die Zukunft. Die Einnahmen sollen in diesem Jahr wieder ansteigen, da der Versicherer nun die Prämien erhöhen kann. Swiss Re erfüllt die Kapitalerfordernisse um mehr als das Zweifache. Somit ist die üppige Dividendenzahlung nicht in Gefahr und wir sehen grosses Aufholpotential.

Vifor Pharma nimmt eine führende Stellung im Bereich der Eisenmangeltherapie ein. Weiter verfügt das Unternehmen über ein breit gestreutes Produktangebot an Nieren- und Herzkrankheitsmedikamenten. Die durch die Pandemie gebremsten Verkäufe dürften mit den Öffnungen wieder in gewohnter Manier zulegen. Neue Medikamente, die Vifor auf den Markt bringt, sind entweder Medikamente für Leiden, die noch nicht behandelt werden können oder nur mit erheblichen Nebenwirkungen. Deshalb dürfte der Markt diese Medikamente rasch und stark nachfragen.

«Wir bleiben positiv gegenüber dem US-Aktienmarkt und halten uns an den Grundsatz: 'Don’t fight the Fed'.»

Die Schweizer Immobilienfonds haben 2021 bislang deutlich schwächer zugelegt als der Gesamtmarkt. Was sind die Gründe für die tieferen Kursgewinne?
Der Index der kotierten Schweizer Immobilienfonds hat nach einem zweistelligen Rückgang nach Ausbruch der Corona-Pandemie längst wieder neue Höchststände erklommen. Mit einer Performance von knapp 6% entwickelten sich Schweizer Immobilienfonds ähnlich stark wie die durchschnittliche jährliche Performance in den letzten 20 Jahren.

Dies ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die Inflationserwartungen und damit die Zinsen gestiegen sind, ebenso wie die Leerstände bei kommerziellen Objekten. Der Wohnimmobilienmarkt hingegen zeigt einen ungebrochen starken Trend.

Während jedoch gewisse Fonds auf Rekordwerten notieren, werden andere mit einem Disagio gehandelt. Investor*innen sind selektiver geworden und haben stärker zwischen den einzelnen Immobilienfonds differenziert. Je höher der Wohnanteil ist, umso höher ist auch das Agio und die Performance. 

Der Chefökonom der Ratingagentur Moody’s, Mark Zandi, sagt einen Kurssturz an der US-Börse voraus. Weil die Zinsen stiegen, könnten die Aktien um zehn bis zwanzig Prozent fallen. Was halten Sie von dieser Vorhersage? 
In der Tat bergen stark steigende US-Zinsen eine Gefahr für den amerikanischen Aktienmarkt, zumal die Bewertungen der Indizes auf absoluten Höchstständen liegen. Wir sehen jedoch in der jüngsten Renditeentwicklung des 10-jährigen US-Treasury, trotz durch Basiseffekte auf ein Mehrjahreshoch getriebene Konsumentenpreisinflation (CPI), eine rückläufige Tendenz.

Dies hat zu stark negativen Realzinsen geführt, welche die Anlage in den US-Treasury unattraktiv machen. Viel wichtiger scheint uns aber die Reaktion der Finanzmärkte, welche die kürzlich von der Fed angekündigten und für das Jahr 2023 zu erwartenden Zinssatzerhöhungen erstaunlich geringfügig geschockt haben.

Mitverantwortlich ist sicherlich die frühzeitige und transparente Kommunikation der Fed, welche geschickt und mit dem nötigen Taktgefühl agiert. Wir bleiben folglich weiterhin positiv gegenüber dem US-Aktienmarkt und halten uns an den Grundsatz: «Don’t fight the Fed».

Wechseln wir zum allgemeinen Börsengeschehen: Wie stark beschäftigt die Covid-Krise die Finanzmärkte?
Die Einschränkungen bezüglich der Bewegungsfreiheit wurden über die letzten Wochen in den verschiedensten Ländern gelockert. Dies hat zum einen den Privatkonsum und die Reiseaktivitäten spürbar angeheizt, zum anderen haben die Unternehmen die Produktion wieder hochgefahren und Kapitalinvestitionen werden wieder vermehrt ins Auge gefasst.

Wir gehen davon aus, dass das Impftempo beibehalten werden kann und keine neuen Corona-Mutationen die Weltwirtschaft zum Stehen bringen wird. Entsprechend werden die Unternehmen vermehrt ihre Angestellten aus der Kurzarbeit herauslösen, um das Angebot zu steigern und der Nachfrage wieder gerecht zu werden.

Bis im Herbst 2021 sollte nach unserer Meinung der Nachfrageüberschuss neutralisiert werden können. Unternehmen, welche eine starke Marktposition halten und über die letzten Monate ihre Hausaufgaben gemacht haben, kommen gestärkt aus der Krise heraus.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die anstehenden Quartalsergebnisse werden zeigen, ob die doch eher stolzen Bewertungen gerechtfertigt sind. Vergleiche zum Vorjahr sind jedoch durch den Basiseffekt schwierig zu interpretieren. Wir erwarten eher ruhige Sommermonate und die Märkte werden auf hohem Niveau konsolidieren. Finanzwerte sind trotz der starken Kursperformance im Vergleich preiswert und weisen eine sehr attraktive Dividendenrendite aus.

Infrastrukturausgaben beflügeln weiterhin Unternehmen in den Sektoren Bau und Industrie. Hier hat die Schweiz bekannterweise einige «Perlen» auf dem Kursblatt. Sollte es in der Berichtssaison Kursrückschläge geben bieten diese Kaufgelegenheiten.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Die globalen Konjunkturumfragen zeigen wachsenden Optimismus und eine boomende Wirtschaft. Die US-Haushalte weisen gegenwärtig über 1500 Milliarden Dollar mehr überschüssige Ersparnisse auf als vor Corona. Die Konsument*innen werden diese Ersparnisse voraussichtlich für einen erhöhten Konsum nutzen, falls die Pandemie nicht wieder aufflammt.

Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaft im laufenden und im nächsten Jahr überdurchschnittlich wachsen wird. Die Aussicht auf ein Ende der Corona-Pandemie und die grosszügigen monetären und fiskalischen Stimuli stützen weiterhin eine positive Entwicklung der Aktienkurse.

Das Fed ist bereit, die Zinsen eher zu langsam als zu schnell anzuheben. Es gibt nach wie vor keine Alternativen zu Aktien im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld. Darum gehen wir davon aus, dass der SMI in 12 Monaten höher notiert als heute.

Christian Odermatt beantwortete die Fragen schriftlich.

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