In Hayeks Chefetagen

Dreht sich das Karussell in den Chefetagen vieler grosser Uhrenfirmen in manchen Jahren Schwindel erregend schnell, so gibt es beim weltweit grössten Uhrenhersteller, der Swatch Group, vergleichsweise wenig Wechsel.

Anton Bally (1) zum Beispiel arbeitet mit kleinen Unterbrüchen seit rund 40 Jahren beim Uhrwerkhersteller ETA. Heute überwacht er als oberster Chef die Produktion von jährlich mehr als 100 Millionen Uhrwerken. Vor rund 35 Jahren ist Walter von Känel bei Longines eingestiegen; seit 1988 ist er Direktionspräsident der Firma und fast so lange auch Mitglied der Swatch-Konzernleitung. Als sich die Swatch Group 2000 die deutsche Marke Glashütte Original einverleibte, übernahm sie auch deren langjährigen Geschäftsführer Heinz W. Pfeifer. Vor kurzem ist er von Nicolas Hayek nach Biel geholt worden, um da als Mitglied der erweiterten Konzernleitung neue Aufgaben zu übernehmen.

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Rolf Streule ist seit 25 Jahren im Dienste von Rado. Nicht ganz so lange betreut François Thiébaud die Marke Tissot; innerhalb des Konzerns spielt sie, was technische Innovationen betrifft, die Rolle des Turbos. Die Swatch liegt beim gebürtigen Italiener Michele Sofisti und die Omega beim britisch-schweizerischen Doppelbürger Stephen Urquhart in guten Händen. Neu hat Adrian Bosshard (2) die Direktion von Certina übernommen.

Mit der Marke Calvin Klein Watch, die ihr Nicolas Hayek vor sieben Jahren anvertraute, gelang Arlette Emch gleich der ganz grosse Erfolg. Die Frau mit dem unheimlichen Drive, die auch in der Konzernleitung sitzt, kümmert sich ausserdem um die Marken Léon Hatot, Jaquet Droz und den Schmuckbereich von Breguet.

Das vergangene Jahr brachte Nicolas G. Hayek, dem VR-Präsidenten der Gruppe, zwar etwas Umsatzrückgang, dafür aber die Ehre, für seine Verdienste in der Uhrenbranche mit dem Orden der Légion d’Honneur der französischen Republik ausgezeichnet zu werden. Die operationelle Führung der Swatch Group liegt seit gut einem Jahr bei Sohn G. Nicolas («Nick») Hayek. Ein weiteres Mitglied der Familie, der 32-jährige Enkel Marc Hayek, kümmert sich um Blancpain. Dort eingeführt hat ihn der frühere Blancpain-Chef und -Exbesitzer Jean-Claude Biver, der sich nun ein Sabbatical leistet (siehe Gespräch). Tochter Nayla Hayek (3) ist nicht nur passionierte Züchterin von Araberpferden, sondern pflegt als VR-Mitglied der Swatch Group Geschäftsbeziehungen in der Region Mittlerer Osten und Golfstaaten.

Die Richemont-Crew

Der Südafrikaner Johann Rupert, Besitzer des Luxusgüterkonzerns Richemont, mochte die Sorgen, die er mit einigen seiner Uhrenmarken hat, wohl nicht mehr alleine tragen. So ist nichts aus dem wohlverdienten Ruhestand geworden, den die graue Eminenz im Luxusgüterbereich des Konzerns, Franco Cologni (4) (70), eben erst angetreten hatte. Rupert rief ihn an die Spitze von Cartier und dort an die Seite von Bernard Fornas zurück. Aufgabenstellung: die etwas kränkelnde Topmarke in den nächsten zwei Jahren wieder zur gewohnten Stärke kommen zu lassen.

Schweiz-Direktor Horst Edenhofer seinerseits trägt dazu bei, dass Cartier an keinem Society-Anlass fehlt. Ex-Jaeger-LeCoultre-Chef Henri-John Belmont hatte bisher die Oberaufsicht über die meisten Uhrenmarken im Konzern; nun widmet er sich vermehrt der Aufgabe, die richtigen Strategien für die Uhrwerkproduktion bei Richemont zu bestimmen.

Bei Piaget zieht der Franko-Amerikaner Philippe Léopold-Metzger (5) die Fäden, das Schweizer Geschäft betreut der Franzose Thibault de Gaulejac, und Yves Piaget, Urenkel des Firmengründers, reist als Ambassador der Marke um die Welt.

Der Neuenburger Claude-Daniel Proellochs (6) ist seit 1988 Präsident der Genfer Edelmarke Vacheron Constantin. Der junge Michel Nieto, studierter Mikrotechnikingenieur und Betriebswirtschaftler, ist CEO von Baume & Mercier; dieses Jahr legt er zusammen mit dem Fotografen Christian Coigny eine neue, emotionsgeladene Werbekampagne vor.

Von den drei jüngsten Mitgliedermarken des Konzerns sind zwei in berühmten geografischen Zentren der Uhrenindustrie beheimatet: Jérôme Lambert mit Jaeger-LeCoultre im Vallée de Joux sowie Gründerenkel Walter Lange (inzwischen 80) und Hartmut Knothe (CEO) mit Lange & Söhne in der deutschen Uhrenhochburg Glashütte im sächsischen Erzgebirge. Total untypisch, aber keineswegs nachteilig ist der Standort Schaffhausen der männerorientierten Marke IWC, die Georges Kern als CEO leitet.

LVMH, PPR und die anderen

Um den Uhrenbereich des Modegiganten Gucci, der Ende April ganz zu François Pinaults französischem Imperium Pinault-Printemps-Redoute (PPR) übergeht, kümmert sich neu Jacques Philippe Auriol, bisher rechte Hand von Henry-John Belmont bei Richemont. Auf die Hilfe der bisherigen Gucci-Leitfiguren Domenico Del Sole und Designer Tom Ford wird er nicht mehr zählen können; beide verlassen das Haus.

Im Luxusgüterkonzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) des Franzosen Bernard Arnault ist der Agronom Pascal Philippe für den Uhrenbereich zuständig. Das Sorgenkind Ebel hat ihm vor kurzem die Movado-Gruppe abgenommen.

Um die Marke TAG Heuer kümmert sich seit drei Jahren der 45-jährige Franzose Jean-Christophe Babin, und bei Zenith ist es der junge Thierry Nataf (7), der mit grosser Leidenschaft seit drei Jahren für «seine» Manufaktur kämpft. Zenith gehört zu den wenigen Marken, die ihre Uhrwerke selber herstellen.

Der Deutsche Michael Sarp, früherer Chef von IWC und später Leiter der Swatch Group Deutschland, ist im Februar dieses Jahres als Mitglied des Verwaltungsrates bei Maurice Lacroix eingestiegen.

Die Clans

Es gibt in der Schweiz immer noch eine Reihe von bedeutenden Uhrenunternehmen, die keinem der grossen Konzerne gehören und zum Teil vom Familienclan geführt werden. Rolex mit ihren Milliardenumsätzen steht hier an erster Stelle. In Genf, wo die fertigen Uhren zusammengebaut und verkauft werden, führt Patrick Heininger in der zweiten Generation die Geschäfte, in Biel, wo die Uhrwerke hergestellt werden, hat die Familie Borer das Sagen; ihr Generaldirektor ist J. Friedrich Sauerländer.

In der Familie Scheufele aus Pforzheim, der die Genfer Marke Chopard gehört, sind mit Vater Karl, Mutter Karin, Sohn Karl-Friedrich und Tochter Caroline mit ihren jeweiligen Ehepartnern zwei Generationen im Geschäft aktiv. Carolines Mann Fawaz Gruosi (8), ein Libanese und Diamantenhändler, lancierte vor fünf Jahren eine eigene Uhren- und Schmuckmarke namens de Grisogono, die, ähnlich wie Chopard, ihre Kundschaft im Jet-Set sucht und findet. Jasmine Audemars ist eine der raren Frauen, die auf oberster Ebene in der Uhrenbranche mitreden. Die Urenkelin des Firmengründers amtiert als VR-Präsidentin der Audemars Piguet Holding; um die Tagesgeschäfte kümmert sich Georges-Henri Meylan am Firmensitz in Le Brassus. Dem gelernten Architekten und Ex-Autorennfahrer Luigi Macaluso (11) gehören die in der Sowind-Holding zusammengefassten Marken Girard-Perregaux und Daniel JeanRichard. Nachfolgeprobleme hat der 55-jährige Papa keine: Die beiden Söhne Stefano und Massimo unterstützen ihn seit kurzem im Geschäft.

Auch bei Patek Philippe, wo Philippe Stern (12) die Edelmarke in der zweiten Generation führt, steht mit Sohn Thierry die Nachfolge im Haus bereit. Von Vater Ernest übernahm Sohn Théodore Schneider die Sportuhrenmarke Breitling. Auch Erich Mosset führt die von seinem Vater gegründete Ronda SA weiter. Mit zwei bis drei Millionen Quarzuhrwerken, welche die Firma in Lausen und im Fernen Osten monatlich herstellt, gehört sie zu den weltweit grössten Produzenten.

Beim französischen Luxus-Accessoires-Haus Hermès, das vor über hundert Jahren mit Lederwaren begonnen hat, bleibt man ebenfalls gerne unter sich. Als Sachwalter in Biel, wo die Uhren für die Gruppe hergestellt werden, vertritt Guillaume de Seynes die Familie in der sechsten Generation.

Weit weg vom Jurabogen führen die Gebrüder Ronnie und André Bernheim in Zürich das von Vater Erwin gegründete Familienunternehmen Mondaine, heute einer der grössten Private-Label-Hersteller des Landes. Wichtigste Pferde im Stall sind die eigene Marke Mondaine mit unzähligen Versionen der Bahnhofuhr von Hans Hilfiker und die M-Watch von Migros. Francesco Trapani, CEO des italienischen Modegiganten Bulgari gehört als Neffe von Paolo und Nicola Bulgari zum innersten Kern des Clans. Nicht zuletzt dank Trapani sind Bulgari-Uhren längst keine blossen Modeaccesoires mehr, sondern ernst zu nehmende Produkte der Haute Horlogerie.

Self-made

Vielen der heute erfolgreichen Uhrenunternehmern wurde die eigene Uhrenmarke nicht in die Wiege gelegt. Irgendwann im Lauf ihres Lebens sind sie zu passionierte Uhrenfreunden geworden. Rolf U. Schnyder zum Beispiel hat die Marke Ulysse Nardin in Le Locle vor «erst» zwanzig Jahren gekauft. Er war vorher lange in der Branche tätig und begriff als einer der Ersten, dass die Renaissance der mechanischen Uhr eine grosse Chance bot. Oder der Genfer Raymond Weil, der seine gleichnamige Marke mitten in der Krise der Siebzigerjahre gründete und heute mit 600 000 jährlich produzierten Uhren zu den Grossen im Geschäft gehört.

Severin Wundermann, der Amerikaner belgischer Abstammung, führte in den Neunzigerjahren Gucci erfolgreich in den Uhrenmarkt ein. Später kaufte er die kränkelnde Corum in La Chaux-de-Fonds und brachte die Marke mit rigoros neu gestylten Modellen wieder in Schwung.

Die Idee war vor zwanzig Jahren revolutionär: Der italienischstämmige Carlo Crocco versah seine Uhren damals mit einem Kautschuk- statt mit einem Lederband, und der Erfolg der Marke Hublot war damit garantiert.

In der männerdominierten Uhrenwelt ist es nur wenigen Frauen gelungen, ihre eigene Marke aufzubauen: Die eine ist Cinette Robert aus Les Ponts-de-Martel, die mit sicherem Gespür die in Vergessenheit geratene Marke Dubey & Schaldenbrand wieder erweckte und damit in ein Sammlerwespennest stach. Die andere ist Gisèle Rufer in Magglingen, die ihre Marke Delance mit zwei unverwechselbaren Markenzeichen positionierte: mit der Verwendung der rautenförmigen Uhrengehäuse und mit der Firmenphilosphie «Von Frauen für Frauen».

An der Verkaufsfront

Uhren müssen nicht nur erdacht und gebaut, sondern auch verkauft werden. Wie ein roter Faden zieht sich ein Wert durch die Firmengeschichte der grossen Uhren- und Schmuckhändler des Landes: Tradition. Die meisten Geschäfte werden seit Generationen von der gleichen Familie betrieben. Die Zürcher Adrian und Thomas Meister, Mario Galli und Franz Türler, alle in der vierten Generation, gehören zum Kreis dieser alteingesessenen Uhren- und Schmuckgeschäfte. Türler, der vor über zehn Jahren als Pionier mit einer Filiale hoffnungsvoll nach Berlin gezogen ist, gibt das Geschäft Unter den Linden nächstens auf.

Das 1888 gegründete Luzerner Familienunternehmen von Jörg Bucherer ist mit 1300 Mitarbeitenden unbestritten das grösste in der Branche. Thomas Gübelin, ebenfalls in der Leuchtenstadt beheimatet, kann in diesem Jahr das 150-Jahr-Jubiläum des Familienunternehmens feiern.

Den Traditionsrekord hält der Zürcher René Beyer mit sieben Generationen. Als im vergangenen November die Privatsammlung seines Vaters Theo, eines legendären Uhrensammlers, versteigert wurde, fürchteten viele Uhrenfreunde das Aus für das weltbekannte Museum an der Bahnhofstrasse. Doch keine Sorge, Letzteres ist intakt und steht nach wie vor interessierten Besuchern offen. Eine vergleichsweise junge Geschichte hat die 1964 gegründete Verkaufskette Les Ambassadeurs, die heute dem Glaswarenspezialisten Helmut Swarovski gehört und in mehreren Filialen der Schweiz 18 Luxusuhrenmarken der absoluten Spitzenklasse vertreibt.

Experten

Osvaldo Patrizzi kann in diesem Jahr den 30. Geburtstag seines auf Uhren spezialisierten, weltweit tätigen Auktionshauses Antiquorum feiern. 2002, in seinem bisher besten Jahr, erzielte er einen Umsatz von gegen 150 Millionen Franken. Beim Auktionshaus Sotheby’s ist Alexander Barter für den Uhrenbereich zuständig, seine Amtskollegen bei Christie’s sind Aurel Bacs (mit Sitz in Genf) und Tim Bourne (in New York). Uhrenexperte Jean-Claude Sabrier ist mit dem Aufbau eines Breguet-Museums für die Swatch Group beschäftigt und kümmert sich generell um das kulturelle Erbe aller Konzernmarken. Leiter des grössten Uhrenmuseums der Welt, des Musée international d’horlogerie in La Chaux-de-Fonds, ist Ludwig Oechslin, selber ein begnadeter Uhrenkonstrukteur.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit findet jedes Jahr fast zeitgleich zur Basler Messe der Salon International de la Haute Horlogerie in Genf statt: Rodolphe Huser ist verantwortlich für die Durchführung dieser Uhrenfachmesse, an der die Richemont-Gruppe dominiert. Über Entwicklung, Stärken, Exportzahlen und Umsatzschwankungen der Branche weiss als oberster Uhrenfunktionär am besten Bescheid: der Jurist Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie.

Die Tüftler

Von einer eigenen Uhrenmarke träumt wohl jeder Uhrmacher einmal im Leben. Die zweite Blütezeit der mechanischen Uhr hat einer Reihe von herausragenden Uhrmachern ermöglicht, sich diesen Traum zu erfüllen. Sehr früh schon entstanden die beiden Edelmarken Daniel Roth und Gérald Genta, die nun Bulgari gehören. Die Menschen, die hinter den Namen stecken, sind neue Wege gegangen. Roth arbeitet still, wie es seiner Art entspricht, im Vallée de Joux, Genta, Schöpfer unter anderem der legendären Royal Oak von Audemars Piguet, hat von Südfrankreich aus seine neue Marke Gérald Charles (aus seinen beiden Vornamen gebildet) lanciert.

Anfang der Neunzigerjahre startete auch der Ausnahmeuhrmacher Franck Muller sein Unternehmen, legte eine steile Erfolgskurve vor und geriet nun mit seinem Geschäftspartner, dem Armenier Vartan Sirmakes, in einen hässlichen Streit. Der Kampf um die Edelmarke beziehungsweise ums viele Geld wird wohl nicht so schnell beigelegt sein.

Roger Dubuis, der durch seine meisterhaften Restaurierungen wertvoller Einzelstücke bekannt geworden ist und erst in späten Jahren den Traum der eigenen Marke verwirklichte, hat sich letztes Jahr mit 65 aus dem Unternehmen, das seinen Namen trägt, zurückgezogen. Expartner Carlos Dias, der die Uhren vermarktet, steuert nun voll auf Kurs Lifestyle und Glamour.

Michel Parmigiani in Fleurier konnte seine Edelmarke dank der Familienstiftung Sandoz, für die er früher antike Uhren restauriert hatte, entwickeln und ausbauen. François-Paul Journe legte mit seinen Meisterwerken Chronomètre à résonance und Tourbillon à remontoir d’égalité ein Fundament für seine eigene Genfer Marke gleichen Namens.

Ein aussergewöhnliches Talent ist auch Christophe Claret, der sich in La Chaux-de-Fonds mit seinem kleinen, feinen Unternehmen auf die Produktion von exklusiven Uhrwerken für besonders anspruchsvolle Kunden spezialisiert hat; ausserdem sind Clarets Spieldosen weltbekannt.

Grossartige Uhrmacher wie Vincent Calabrese in Lausanne, Paul Gerber in Zürich, Vianney Halter in Ste-Croix, Svend Anderson in Genf, Philippe Dufour in Le Sentier, Antoine Preziuso in Genf Arare und Beat Haldimann in Thun gehören mit weiteren rund zwanzig Kollegen im In- und Ausland zu einem handverlesenen Kreis der Académie horlogère des créateurs indépendants. Prominentestes ausländisches Mitglied ist George Daniels auf der Isle of Man, der wohl bedeutendste Uhrmacher unserer Zeit.

Viele Spitzenuhrmacher der Extraklasse, deren Namen das breite Publikum kaum kennt, wirken seit Jahren im Hintergrund für renommierte Marken. Zum Beispiel Uhrenkonstrukteur Kurt Klaus, der während 45 Jahren für IWC gearbeitet hat und seine zündenden Ideen auch nach seiner Pensionierung weiterhin für die Schaffhauser Marke sprühen lässt.

Bei Patek Philippe ist Mikrotechniker Jean-Pierre Musy dafür bekannt, dass er die genialsten Lösungen für die kompliziertesten Probleme findet. Edmond Capt leitet die Werk-Manufakturen der Swatch Group Nouvelle Lemania und Frédéric Piguet; beide Firmen kennt der Uhrenkonstrukteur, den Fachleute für einen der besten halten, schon aus der Zeit lange vor der Übernahme durch Swatch.

Schöne Formen

Den Zugang zur Uhr fanden andere Unternehmer durch das Design. Jörg Hysek hat jahrelang für bekannte Firmen Uhren entworfen, bevor er 1999 unter seinem eigenen Namen Jörg Hysek eine erste Kollektion schuf; heute stattet er die JH-Uhren von Jahr zu Jahr mit immer komplizierteren Uhrwerken aus. Ruedi Külling, Grafiker, Exwerbemann und Gründer der Marke Xemex, hält sich streng an die Devise «vereinfachen, versachlichen, verdeutlichen», wenn er ein neues Modell seiner aussagekräftigen Uhren kreiert. Der Gestalter Rodolphe Cattin – sein Meisterstück Rodolphe by Longines wurde eine Million Mal verkauft – bietet jedem, der mit einer eigenen Uhrenkollektion auffahren möchte, sein Know-how an: vom ersten Entwurf über die Verpackung bis zum Vertrieb kümmert er sich mit seinem Team in La Chaux-de-Fonds um jeden Schritt. Ausserdem pflegt er seine eigene Uhren- und Schmuckmarke Rodolphe.

Auch Marcus Eilinger von der jungen Agentur ID Connect hat unter anderem bei IWC während Jahren seine Kompetenz im Uhrendesign bewiesen und entwickelt nun in einem kleinen Team von ausgebildeten Industrial Designern Lösungen rund um alle Fragen, die Uhrendesign betreffen.

Die Bezeichnung Designeruhr ist für Firmengründer Pierre Nobs und Designer Hannes Wettstein (24) fast ein Schimpfwort. Auf das aussergewöhnlich gelungene Design der Marke Ventura möchten sie nicht reduziert werden. Von ihren Uhren verlangen sie die absolut überzeugende Form, aber diese muss – oberstes Gebot – stets von der Funktionalität des Produkts bestimmt sein.