Donald Trump (79) packt wieder mal den Hammer aus: Diesmal geht es nicht um irgendwelche Zölle, sondern um nichts anderes als die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed. Und letztlich um das Vertrauen in den amerikanischen Finanzmarkt, wo grosse Teile unserer Rentengelder angelegt sind. Aber was ist genau passiert?
Der US-Präsident hat die Fed-Gouverneurin Lisa Cook (61) per sofort aus ihrem Amt entlassen, wie Trump in einem Brief verkündet, den er auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social veröffentlicht hat. Darin nannte er als Grund, dass die Notenbankerin Cook in einem oder mehreren Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht habe. Die Vorwürfe sind aber bisher nicht belegt.
Die Entlassung hat nun zur Folge, dass der Oberste Gerichtshof der USA, der Supreme Court, letztlich ein Machtwort mit Signalwirkung sprechen muss. Denn Cook, die seit einigen Tagen unter Beschuss aus dem Weissen Haus steht, will ihre Absetzung nicht akzeptieren.
Trump hat es auf Fed-Chef Powell abgesehen
Trump stützt sich auf den sogenannten Federal Reserve Act von 1913 – dem Gesetz, auf dem das System der US-Notenbank fusst. Dieses hält die politische Unabhängigkeit der Fed fest. Der US-Präsident darf ein Mitglied des Fed-Führungsgremiums nur entlassen, wenn «wichtige Gründe» gegeben sind. Und genau solche macht Trump nun geltend. Weil Cook nicht daran denkt, zurückzutreten, müssen nun Gerichte ein Urteil fällen. Am Schluss dürfte dann eben der Supreme Court entscheiden müssen.
Der Fall Cook zeigt: Donald Trump will mit allen Mitteln tiefere Zinsen in den USA durchdrücken, um die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln und die Zinslast des Staats zu verringern. Seit seinem Amtsantritt im Januar fordert er immer wieder Zinssenkungen, was zu einer veritablen Schlammschlacht mit Fed-Chef Jerome Powell (72) geführt hat – inklusive derber Beleidigungen. Denn Powell hat sich bisher geweigert, die Leitzinsen zu senken. Auch deshalb droht der Mann im Weissen Haus immer wieder damit, den obersten US-Währungshüter abzusetzen.
AHV-Anlagefonds ist stark in den USA investiert
Als Trump im April die Entlassung von Powell andeutete, hatte das Konsequenzen: Anlegerinnen und Anleger zogen sich damals aus dem US-Aktienmarkt zurück und sorgten so für einen Börsentaucher. Dass der US-Präsident mehr Einfluss auf die Geldpolitik nehmen will, kommt bei diesen sehr schlecht an. Denn: Die Unabhängigkeit einer Notenbank ist zentral, um nicht kurzfristigen Interessen der Regierung ausgesetzt zu sein. Trumps Versuche, die Unabhängigkeit auszuhöhlen, sorgt an den Märkten für Besorgnis. Das zeigt sich auch im jetzigen Fall: Der Dollar hat gegenüber vielen Währungen leicht eingebüsst, auch die kurzfristigen US-Staatsanleihen haben nachgegeben, wie Reuters berichtet.
Das sind auch schlechte News für uns: Wer sein Geld an der Börse anlegt, ist oft auch an der Wall Street investiert. Denn erstens waren die Renditen in den USA in den letzten Jahren grösser. Und zweitens kann mit Investitionen an den US-Börsen das Portfolio diversifiziert und gegen Währungsrisiken abgesichert werden. Das gilt auch für den AHV-Anlagefonds, der laut einem Bericht der «Handelszeitung» 10 Milliarden Franken an Rentengeldern in den USA investiert.
Tiefer Dollar macht US-Rendite kaputt
Gross ist auch die Summe, die die Schweizer Pensionskassen im US-Finanzmarkt parkiert haben. Genaue Zahlen dazu gibt es zwar nicht, aber: Die PKs verwalteten 2023 gemäss dem Bundesamt für Statistik ein Gesamtvermögen von 1129 Milliarden Franken – rund 60 Prozent davon in Wertschriften.
Kränkeln die Wall Street und der Dollar, hüstelt also auch die Performance unserer angelegten Vorsorgegelder. Verlieren die US-Börsen, schlägt sich das unmittelbar auf die Rendite nieder. Und büsst die für die Weltwirtschaft generell wichtige US-Währung gegenüber dem Franken auch noch ein, wird der US-Finanzmarkt noch unattraktiver, weil amerikanische Aktien in Dollar gehandelt werden.
Untergräbt Trump also die Unabhängigkeit der US-Notenbank noch weiter, wäre das ein weiterer Hammer gegen die Schweiz – einer, den wir direkt im Portemonnaie zu spüren bekämen.