Herr Bruns, zwei Drittel der aktiven Fondsmanager schlagen ihren Vergleichsindex nicht. Immer mehr Anleger wechseln zu günstigen ETFs. Braucht es Sie und Ihre Kollegen noch?
Nur weil viele aktive Fondsmanager keinen Mehrwert bieten, heisst das nicht, dass man nicht in aktive Fonds investieren soll. Bei der Herz-OP sucht man sich den besten Chirurgen. Bei einem Rechtsstreit ist der Anwalt entscheidend. Im Asset Management macht ein guter Fondsmanager den Unterschied. Wir sehen eine Aldisierung der Anlageindustrie. Bei persönlichen Dienstleistungen ist das der falsche Weg.

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Wie kämpfen Sie gegen die Benchmark?
Wie beim Kaufmann liegt der Gewinn auch in der Vermögensverwaltung im Einkauf. ETFs achten auf so etwas nicht. Je populärer eine Aktie, desto stärker ist sie im Index vertreten, desto häufiger wird sie von ETFs gekauft. Beliebte Aktien wirken wie ein Magnet.

Wie lange geht das gut?
Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht. Alle wollen dann zugleich aus einer zu engen Tür. Den Tag wollen wir nicht erleben, aber er wird kommen.

Christoph Bruns Asset Manager Loys

Christoph Bruns ist das Aushängeschild des deutschen Asset Managers Loys. Loys verwaltet knapp 2 Milliarden Euro, 350 Millionen für Kunden aus der Schweiz. Bruns lebt seit 2002 in Chicago.

Quelle: ZVG

Sollten vorsichtige Anleger jetzt schon den Ausgang suchen?
Dafür ist es noch zu früh. Ein Crash kommt erst bei einer grossen Zinswende. Aber die Finanzkrise hat zu einem Strukturbruch geführt. Positive Zinsen wurden auf sehr viele Jahre hinaus abgeschafft. Die Bondmärkte funktionieren nicht mehr. Die Aktienmärkte sind die grossen Gewinner. Das ist die neue Normalität. Die Hausse ist noch nicht vorbei.

Woher könnte die Trendwende kommen?
Wie immer aus den USA. Die Wall Street gibt auf den globalen Finanzmärkten den Ton an. Alles hängt davon ab, wie sich die US-Wirtschaft verhält. Und dort ist ein Psychopath aufgetaucht, der keine Lust hat, nach den alten Regeln zu spielen. Dies bringt natürlich Unsicherheit. Eine grosse US-Krise ist eine Gefahr für die ganze Welt.

Gibt es noch billige Unternehmen?
Da finden wir im Einzelhandel einige. Etwa Signet oder Tiffany. Auch Autozulieferer, die in keiner Weise unter dem E-Trend leiden. Dürr, Heller oder Georg Fischer zählen dazu. Oder dann das Asset Management. Auch wenn Regulierungen und passive Anlagen viel Wind aufwirbeln, wird es weiterhin gebraucht.

Erich Gerbl
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