Will eine Person oder eine Firma heute eine Liegenschaft kaufen/ verkaufen, so muss sie mit diversen Dienstleistern, Ämtern und Stellen in Kontakt treten. Der Käufer stellt dieselben Informationen x-mal zur Verfügung und reicht diese bei diversen Stellen ein. Dies ist oft ein langer und mühsamer Weg. Aus Sicht aller Beteiligten gibt es fast nur manuelle Schnittstellen und die Prozesse können nicht miteinander verbunden werden.

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Fazit: ein langer Weg, der aufgrund manueller Tätigkeiten aufwendig gestaltet ist
Dass der Prozess so komplex ist, hat zum Teil damit zu tun, dass die Gesetzgebung aktuell in gewissen Teilen nur manuelle Interaktion vorschreibt, aber in anderen Teilen die Stakeholder eine Vernetzung nicht zulassen. Wenn die Prozesse zusammengehängt und vereinheitlicht werden könnten, würden alle am Prozess beteiligten Parteien profitieren. Die Abwicklung kann rasch und unabhängig von den Öffnungszeiten erledigt werden.

Welche Ziele verfolgt das Projekt?
Mit dem InnoSuisse-Forschungsprojekt «Digitales Immobiliendossier» wird ein Pilotnetzwerk auf der Distributed-Ledger-Technologie erarbeitet, um die wichtigsten Stakeholder im Immobilienkaufprozess mittels Smart Contracts zu verbinden. Das Projekt wird von der ZHAW als Wissenschaftspartner geführt und durch die alabus ag in Zürich als Technologiepartner umgesetzt.

Damit es nicht nur ein theoretischer Ansatz wird, sind die wichtigsten Stakeholder rund um den Immobilienkauf dabei. Dies sind als Vertreter der öffentlichen Hand (Prozesse des Grundbuches und der Verschreibung) der Kanton Aargau, als Vertreter der Versicherung (Prozesse des Versicherns, obligatorische und freiwillige Versicherungen) die Aargauische Gebäudeversicherung und als Vertreter der Bank (Prozess des Finanzierens) die Hypothekarbank Lenzburg.

Das Netzwerk wird mit der Blockchain 2.0 (Distributed-Ledger-Technologie) erarbeitet, die auf Basis des Open Source Frameworks von Corda aufgebaut ist. Durch diese Lösung verbleiben die Daten in den Kernsystemen der Partner und mit sogenannten Smart Contracts werden nur Verbindungen zwischen den Stakeholdern verbindlich und unveränderlich im Netz abgebildet.

Was bringt ein solches Netzwerk für die Business-Partner?
Mit dem Projekt erwarten die Teilnehmenden, dass der Immobilienbesitzer in Zukunft alle seine Informationen vernetzt an einem Ort abrufen und so von sich aus die Prozesse selber ansteuern kann. Er entscheidet, welche persönlichen Informationen er wem zur Verfügung stellen will. Für die übrigen Stakeholder wird erwartet, dass die internen Prozesse durch verbindliche und strukturierte Informationen optimiert werden können und eine Dunkelverarbeitung angestrebt werden kann. Zudem erhalten alle Beteiligten Informationen, ob im aktuellen Prozess mögliche gesetzliche Anpassungen angestossen werden müssten, um die digitalen Strategien von Bund und Kantonen weiter zu unterstützen. Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger Schritt sein wird für eine sichere Abwicklung von Geschäftsvorfällen.

Und wie könnte die neue Welt aus Sicht des Immobilienkäufers aussehen?

Ein Käufer und ein Verkäufer werden sich handelseinig über den Verkauf einer Liegenschaft. Der Verkäufer stösst den Prozess auf dem «Digitialen Immobiliendossier» an, der zukünftige Käufer stellt die Informationen für die Finanzierung seiner Bank zu. Diese prüft die Bonität und gibt auf dem Netzwerk die Finanzierung frei. Weiter prüft der Notar die Formvorschriften des Vertrages und gibt auch diesen Teil frei. Durch die Bestätigung des Verkäufers und des Käufers wird der «Smart Contract» erstellt und die Anmeldung und mögliche Bestätigung im Grundbuch ergänzt. Der Verkauf ist mit ein paar Klicks und Bestätigungen verbindlich abgeschlossen, inklusive der Finanzierung und des Versicherns des Objektes. Wir sind überzeugt, dass dies ein wichtiger Schritt für das sichere, effektive Abwickeln von Geschäftsvorfällen sein wird.
 

Hanspeter Weber ist ASDA-Zentralpräsident sowie Co-CEO der alabus ag in Zürich