Aufgrund des steigenden Meeresspiegels stellen Küstenüberflutungen schon jetzt eine erhebliche wirtschaftliche Bedrohung für tief liegende Regionen dar. Eine jüngst veröffentlichte wissenschaftliche Studie mit dem Titel «Steigende Staatsanleihenspreads: Die Auswirkungen von Küstenüberflutungen auf das Länderrisiko» befasst sich mit der Frage, ob Anlegende dieses Risiko berücksichtigen und sich dagegen absichern können, indem sie das Exposure eines Landes gegenüber solchen Überschwemmungen analysieren. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass das staatliche Kreditrisiko mit der Gefahr von Küstenüberflutungen steigt, was zu erhöhtem finanziellen Druck bei den betroffenen Ländern führt. Es zeigt sich, dass der Handel mit CDS (Credit Default Swaps) auf Staatsanleihen zunimmt, wenn Klimarisiken mehr Bedeutung beigemessen wird. Das prozentuale Wachstum der wöchentlichen Trades und der Bruttonominalbeträge von CDS auf Staatsanleihen weist eine positive Korrelation mit den Anpassungs- und Erderwärmungsrisiken auf. Die Ergebnisse belegen, dass sich Anlegerinnen und Anleger mit CDS-Verträgen gegen Länderrisiken absichern.

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Die Autorin

Malika Takhtayeva ist seit 2021 ESG Analyst Sustainable Fixed Income Lead bei BNP Paribas Asset Management

Auswirkungen auf die Politik

Die Erkenntnisse daraus haben wesentliche Auswirkungen auf die Politik. Denn Länder, die vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind, werden sich gezwungen sehen, eine widerstandsfähige Infrastruktur aufzubauen, die mit öffentlichen Mitteln wie Staatsanleihen finanziert wird. Da jedoch das Risiko für Staaten mit zunehmender Gefahr von Küstenüberschwemmungen steigt, wird auch die Emission von Staatsanleihen teurer werden. Diese beiden Faktoren werden die Finanzlage besonders stark betroffener Länder wie etwa Vietnam, Ägypten oder Bahamas unter Druck setzen. Bei Anlegenden, die Klimabedrohungen besondere Aufmerksamkeit schenken, wird daher der Bedarf an Absicherung zunehmen. Insbesondere Anlegende, die befürchten, dass sich Naturkatastrophen auf die Kreditwürdigkeit auswirken, dürften Absicherungspositionen gegen Ausfallrisiken für die am stärksten gefährdeten Länder eingehen. In der Folge wird das Gleichgewichtsniveau der CDS-Spreads auf Staatsanleihen steigen. Stellen Küstenüberflutungen eine systemische Bedrohung für besonders gefährdete Länder dar, werden Absicherungen gegen das Länderrisiko umso wichtiger und teurer, je mehr die Anlegenden das Ausmass von Überschwemmungen an den Küsten und den Anstieg des Meeresspiegels beachten. Historische Daten zu internationalen Umweltkatastrophen und Panelregressionen zeigen, dass schwere Überschwemmungen mit einem starken Rückgang der Kreditwürdigkeit eines Landes korrelieren.

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Um zu prüfen, ob die Anlegenden Trendrisiken berücksichtigen, wurden in der Studie Länder ausgewählt, in denen sich die Lage aufgrund historischer und zukünftiger Trends des Meeresspiegelanstiegs verbessert und verschlechtert hat. Der Fokus lag dabei ausschliesslich auf dem Wachstum des zehnjährigen CDS-Spreads. Den Ergebnissen zufolge werden weder historische noch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt. Das heisst, dass die Anlegenden beim Kauf von Absicherungen gegen künftige Überschwemmungen die Trends des Meeresspiegelanstiegs nicht in Betracht ziehen.

 

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen am 2. November im Handelszeitung Special Risk Management.