Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer haben von der Corona-Krise einer Studie zufolge unter dem Strich profitiert und dürfen auch in diesem Jahr mit höheren Beiträgen rechnen. Der Gesamtüberschuss der Sachversicherer sei im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, sagte Dennis Wittkamp von der Ratingagentur Assekurata am Mittwoch.

Unter dem Strich sparten die Versicherer infolge der Pandemie 1,3 Milliarden Euro. Das habe den versicherungstechnischen Gewinn der Branche auf 7,4 (2019: 5,2) Milliarden Euro nach oben getrieben. «Die Branche ist mehr als gut durch die Krise gekommen», sagte der Versicherungsexperte.

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Während die Prämien trotz der Probleme im Vertrieb während der Lockdowns um 2,1 Prozent auf 74,8 Milliarden Euro stiegen, gingen die Leistungen um 2,5 Prozent auf 53,3 Milliarden Euro zurück - vor allem weil Autofahrer wegen des geringeren Verkehrs deutlich weniger Schäden meldeten. Auch die Unfall- und Haftpflichtversicherer mussten weniger für die Begleichung von Schäden ausgeben, viele Industrieversicherer waren wegen der erzwungenen Betriebsschliessungen stärker betroffen.

Prämienwachstum dürfte sich fortsetzen

Für 2021 erwartet der Assekurata-Analyst eine Fortsetzung des Trends: Er schätzt das Prämienwachstum auf 2,5 Prozent, die Schadenzahlungen dürften aber auch in diesem Jahr unterhalb des Niveaus vor der Pandemie bleiben, sagte Wittkamp.

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Verstärkten Preisdruck erwartet er aber in der Kfz-Versicherung, nachdem etwa der Branchenführer HUK-Coburg wegen der geringeren Schäden 190 Millionen Euro an Beiträgen an die Autofahrer rückerstattet hatte. Das setze andere Versicherer unter Druck. Die Prämien könnten um zwei bis drei Prozent bröckeln, sagte der Experte. 2020 mussten die Kfz-Versicherer nach Branchendaten neun Prozent weniger leisten als 2019. Zugleich hatten sie die meisten Prämien zu Jahresbeginn im voraus kassiert, als die Pandemie noch nicht absehbar war.

Imageschaden wegen Verweigerung von Auszahlungen

Durch ihre Haltung in der Betriebsschliessungsversicherung hätten sich die Versicherer einen Imageschaden eingehandelt, sagte Wittkamp. Restaurants und Hotels gingen leer aus, weil die meisten Versicherer darauf bestanden, dass flächendeckende Zwangsschliessungen zur Vermeidung von Infektionen nicht von den Policen gedeckt seien.

Zwar hätten sie nach einer Erhebung der Freien Universität Berlin 80 Prozent der 120 Gerichtsverfahren in der ersten Instanz gewonnen. Viele seien einem Urteil aber auch durch aussergerichtliche Vergleiche aus dem Weg gegangen, sagte Wittkamp. Die Branche müsse dringend für mehr Transparenz bei den Bedingungen sorgen.

(reuters/hzi/gku)