Die Prämieneinnahmen dürften um rund drei Prozent zulegen, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag erklärte. Bei der Lebensversicherung dürften die Beiträge in einem unsicheren Umfeld stabil bleiben, in der Schaden- und Unfallversicherung um sechs Prozent klettern und in der privaten Krankenversicherung um 3,5 Prozent steigen. «Wenn man die schwierigen Rahmenbedingungen bedenkt - der Krieg in der Ukraine mit all seinen dramatischen Folgen für die Weltkonjunktur, vor allem der anhaltenden Inflation - dann ist das eine realistische Prognose für 2023», sagte GDV-Präsident Rollinger.

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Die Auswirkungen des Kriegs haben das Geschäft der Versicherer gebremst

Im vorigen Jahr hatten die Auswirkungen des Kriegs das Geschäft der Versicherer gebremst, weil die Menschen wegen der Inflation ihr Geld zusammenhielten und verstärkt anderswo investierten. Die Beitragseinnahmen fielen über alle Sparten hinweg um 0,7 Prozent auf 224 Milliarden Euro. Während die Lebensversicherung ein Beitragsminus von sechs Prozent auf 97,1 Milliarden Euro verbuchte, stiegen die Einnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung (plus vier Prozent auf 80,4 Milliarden Euro) und in der privaten Krankenversicherung (plus 3,1 Prozent auf 46,8 Milliarden Euro). «Wir haben uns 2022 unter schwierigen Rahmenbedingungen sehr ordentlich geschlagen», sagte Rollinger.

Die Geschäftsentwicklung war 2022 sehr unterschiedlich

Die Geschäftsentwicklung bei Lebensversicherern, Pensionskassen und Pensionsfonds war 2022 sehr unterschiedlich: Bei den stärker schwankenden Verträgen mit sogenanntem Einmalbeitrag gab es ein Minus von 18 Prozent, bei Policen mit laufendem Beitrag - dem klassischen Brot- und Buttergeschäft der Branche - gab es ein leichtes Plus von 0,6 Prozent. Zum einen hätten Kundinnen und Kunden mit steigenden Zinsen wieder andere Alternativen zur Geldanlage genutzt. «Zum anderen führen die durch die Inflation gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu, dass viele Menschen weniger Geld in ihre Altersvorsorge investieren», sagte Rollinger. Während die Beiträge in der betrieblichen Altersvorsorge um 3,7 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro stiegen, brach das Neugeschäft in der Riester-Rente um 60 Prozent ein.

Riester-Rente gilt als zu bürokratisch

Gut 20 Jahre nach ihrer Einführung gilt die Riester-Rente als zu bürokratisch. Deshalb legten die Versicherer Vorschläge für eine Reform der privaten geförderten Altersvorsorge vor. «Im Vergleich zur Riester-Rente ist die Bürgerrente einfacher, verständlicher, nachhaltiger und renditestärker», sagte Rollinger. Das GDV-Konzept sieht im Kern vor, dass auf jeden eingezahlten Euro zusätzlich eine Förderung von 50 Cent kommt. Die förderfähigen Beiträge sollen auf vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung begrenzt werden. Das Produkt soll stark standardisiert sein und auch digital vertrieben werden. Durch ein abgesenktes Garantieniveau soll eine verglichen mit der Riester-Rente höhere Rendite erreicht werden. Auch Selbstständige, Beamte und Arbeitslose sollen einbezogen werden. «Nach über zwei Jahrzehnten ohne grundlegende Änderungen braucht die private Altersvorsorge einen Neuanfang», sagte Rollinger. (reuters/hzi/kbo)