Reform der beruflichen Vorsorge im Parlament

Das Schweizer Drei-Säulen-Konzept mit der staatlichen, beruflichen und privaten Vorsorge ist durch die steigende Lebenserwartung und die anhaltend schwierige Lage auf den Kapitalmärkten bei desolat tiefen Zinsen in Schieflage geraten. Mit der Reform «BVG 21» sollen nun die Renten der beruflichen Vorsorge gesichert, die Finanzierung gestärkt und die Absicherung von Teilzeitarbeitnehmenden verbessert werden. Damit kann das Leistungsniveau der obligatorischen beruflichen Vorsorge insgesamt gehalten und für tiefere Einkommen sogar verbessert werden. Die Dringlichkeit ist unbestritten, jedoch gibt es unterschiedliche Standpunkte bei den Massnahmen. Senkung des Mindestumwandlungssatzes Das gleiche Alterskapital bei Pensionierung muss aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung für deutlich mehr Jahre reichen als früher. Die nachhaltig tiefen Zinsen bewirken, dass die derzeit einkalkulierte Verzinsung nicht ausreicht, um die zugesicherten Renten zu bezahlen. Es erfolgt eine Umverteilung von aktiven Versicherten zu Rentnerinnen und Rentnern. Mit der Senkung des Mindestumwandlungssatzes von 6,8 auf 6,0 Prozent kann die Umverteilung deutlich reduziert werden, wobei der Satz von 6,0 Prozent auch noch zu hoch ist. Der Satz von 6,8 Prozent basiert auf einer Rendite von rund 5 Prozent, was realistischerweise langfristig nicht erzielt werden kann. Ausgleichsmassnahmen Die Senkung des Mindestumwandlungssatzes reduziert die obligatorischen Leistungen gemäss BVG, weshalb die folgenden Ausgleichsmassnahmen geschaffen wurden: Senkung des Koordinationsabzugs Anpassung der Altersgutschriftensätze Rentenzuschlag Die Senkung des Koordinationsabzuges führt für alle Versicherten sofort zu einem höheren versicherten Verdienst und der neue Koordinationsabzug wird das Vorsorgeniveau der Versicherten mit tiefen und mittleren Einkommen und/oder Teilzeitbeschäftigung verbessern. Die altersabhängige Staffelung der Altersgutschriften wird vereinfacht und für die Altersgruppe bis 44 Jahre ist ein Satz von 9 Prozent und für die Altersgruppe ab 45 ist ein Satz von 14 Prozent geplant. Damit entfallen die Mehrkosten für die höchste Altersstufe und ein Altersnachteil kann beseitigt werden. Anspruch auf den Rentenzuschlag zur Altersrente haben Personen, die bei Beginn des Rentenbezugs in einer Vorsorgeeinrichtung versichert sind, das Mindestalter für den Vorbezug der AHV-Altersrente erreicht haben, während mindestens 15 Jahren in der obligatorischen beruflichen Vorsorge versichert waren, unmittelbar vor dem Bezug des Zuschlags während mindestens zehn aufeinanderfolgenden Jahren in der AHV versichert waren und mindestens 50 Prozent der Altersleistung als Rente beziehen, wovon ein Teil aus dem BVG-Altersguthaben stammen muss. Anspruch auf den Zuschlag zur Invalidenrente haben Personen, die eine Invalidenrente einer Vorsorgeeinrichtung beziehen und die Voraussetzungen für den Anspruch auf den Zuschlag zur Altersrente sinngemäss erfüllen oder ohne den Eintritt der Invalidität die Möglichkeit gehabt hätten, diese Voraussetzungen bis zum ordentlichen Rentenalter zu erfüllen. Der Rentenzuschlag wird durch Beiträge der Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden von 0,50 Prozent des AHV-pflichtigen Einkommens bis 860’400 Franken finanziert. Beratung demnächst im Parlament Der vorliegende Gesetzesentwurf birgt mit den hohen Zusatzkosten genug Sprengstoff. Die vorgesehenen rund 0,8 Prozent der AHV-Lohnsumme sind nur schwer zu stemmen. Ohne Mehrkosten kann das Leistungsniveau schlichtweg nicht gehalten werden. Streit ist vorprogrammiert. Quelle: Botschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (Reform BVG 21)

Reform der beruflichen Vorsorge im Parlament

Die BVG-Reform wird teuer, der Streit ist vorprogrammiert