- Das klassische 60/40-Portfolio, bestehend aus Aktien und Obligationen, bleibt trotz Kritik und gestiegener Korrelation eine bewährte Strategie mit attraktiven Renditen und tiefen Kosten.
- Diszipliniertes Rebalancing und der Einsatz kostengünstiger ETFs sichern langfristig stabile Ergebnisse bei überschaubarem Risiko.
- Die Einfachheit und Effizienz dieses Ansatzes machen es besonders für Privatanleger interessant und schwer zu schlagen.
Die Grundidee von 60/40-Portfolios ist es, langfristig von steigenden Aktienkursen zu profitieren, während Obligationen in schwierigen Marktphasen als Puffer dienen – und das hat Konjunktur: schon wieder oder immer noch! Mit einfachen Bausteinen und günstigen Kosten.
Roger Bootz ist Länderchef Schweiz von Vanguard.
Denn das 60/40-Portfolio steht stellvertretend für Multi-Asset-Strategien, die ausschliesslich Aktien und Obligationen einsetzen. In der Vergangenheit hat dieser Ansatz sehr gut funktioniert. Die Strategie erwirtschaftete in Schweizer Franken über die letzten zehn Jahre kumuliert fast 56 Prozent oder auch 4,5 Prozent per annum. Und zwar inklusive des schwierigen Börsenjahres 2022. Zum Vergleich: Laut Daten von Morningstar erzielten Multi-Asset-Fonds, von denen die meisten keine klassische 60/40-Strategie verfolgen (moderate Allokation), nur eine Durchschnittsrendite von kumuliert 18,7 Prozent oder 1,7 Prozent pro Jahr.
Nach dem schwierigen Anlagejahr 2022 mit stark negativen Renditen wurde das klassische 60/40-Portfolio von vielen abgeschrieben – wie schon so häufig. Das Anlagejahr 2023 hingegen mit Renditen von mehr als 7,7 Prozent hat gezeigt, dass das 60/40-Portfolio nach wie vor aktuell ist und für viele Investoren eine gute Wahl darstellt.
Konstanter Aktienanteil und tiefe Kosten
Das 60/40-Portfolio steht nicht nur für die Kombination von Aktien und Obligationen, sondern für eine ganze Anlagephilosophie. Die strategische Vermögensallokation steht im Fokus, was konkret bedeutet, dass der Aktienanteil konstant bleibt und es keine taktischen Anpassungen der Vermögensallokation aufgrund von kurzfristigen Markterwartungen gibt. Stattdessen findet ein diszipliniertes und regelmässiges Rebalancing auf die gewünschte Aktienquote statt – zum Beispiel auf 60 Prozent. Anleger können sich über niedrige Kosten durch den Einsatz von kostengünstigen ETFs und Indexfonds sowie über den weitgehenden Verzicht von aktiv verwalteten Bausteinen freuen.
Als Hauptargument gegen das 60/40-Portfolio wird die seit Mitte 2021 stark gestiegene Korrelation zwischen Aktien und Obligationen angeführt. Die positive Korrelation ist auf die restriktive Geldpolitik und die hohe Inflation zurückzuführen. Analysen zeigen jedoch, dass auch ein klassisches 60/40-Portfolio bei einer positiven Korrelation von Aktien und Obligationen sinnvoll ist. Zudem ist aktuell davon auszugehen, dass sich die langfristig negative Korrelation zwischen Aktien- und Obligationenrenditen wieder einstellen wird, denn es ist anzunehmen, dass die Inflation bis Ende 2024 zurückgeht und die Geldpolitik ab dem zweiten Halbjahr 2024 weniger restriktiv werden dürfte. Auch die Anlagephilosophie, für die das klassische 60/40-Portfolio steht, hat nach wie vor Gültigkeit: Manager mit strategischer Vermögensallokation erzielen im Durchschnitt langfristig höhere Renditen bei geringerem Risiko.
Prinzipien wahren, Risiken minimieren
Diszipliniertes und regelmässiges Rebalancing stellt sicher, dass das Portfolio jederzeit im Einklang mit der Risikofähigkeit und -neigung des Investors steht. Gerade das vergangene Jahr mit hoher Volatilität ist ein gutes Beispiel für ein Jahr, in dem Anleger, die den Kurs gehalten haben, belohnt wurden. Und auch das Kostenargument lässt sich mit einem Blick auf die Fakten entkräften: Es ist nicht nur so, dass Multi-Asset-Fonds mit höheren Gebühren im Schnitt eine schlechtere Performance aufweisen. Analysen zeigen zudem, dass teurere Multi-Asset-Fonds auch höhere Risiken eingehen, um die höheren Gebühren kompensieren zu können.
Ein weiteres Argument für das klassische 60/40-Portfolio ist die Einfachheit. Es schöpft das Marktpotenzial aus und kann von Privatinvestoren sehr einfach nachgebildet werden. Es braucht lediglich zwei ETF-Bausteine zu bescheidenen Kosten von 10 bis 20 Basispunkten. Ein solches Portfolio ist schwer zu schlagen – auch für professionelle Anleger. Vielleicht ist es genau das, was die Kritiker immer wieder auf den Plan ruft. Nicht selten wird nämlich die Beimischung von Anlageklassen empfohlen, die sich nicht so einfach über günstige ETFs oder Indexfonds abbilden lassen und somit zu höheren Kosten führen.
Dieser Beitrag ist Teil des am 24. Oktober 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Finanzplanung/Vorsorge».