Risiken lassen sich nur dann vollständig vermeiden, wenn ein Unternehmen nicht am Markt aktiv ist», heisst es kurz und knapp in einem Fachbericht in der «Zeitschrift für Versicherungswesen». Risiken sind die Kehrseite von Chancen, und jede oder jeder, der ein Unternehmen gründet oder leitet, setzt sich wissentlich – aber um der Chancen willen – mit den Risiken seines unternehmerischen Handelns auseinander.

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«Risikomanagement ist im Grunde weder kompliziert noch aufwendig. Zudem ist es nichts Neues. Es wurde schon immer praktiziert. Es hiess einfach anders: Vorbeugungsmassnahmen. Ein Risiko, sprich ein möglicher Fehler, wurde gefunden, die Ursache ermittelt, Massnahmen ergriffen», erklärt Christian Hafner, Finance-und Governance-Experte und spezialisiert auf Risikomanagement (RM) sowie auf Interne Kontrollsysteme (IKS) für KMU und Gemeinden.

Ohne Daten und Strom keine Produktion

Allerdings wird die Einschätzung von Risiken in Zeiten wie diesen, in denen gänzlich neue Risiken drohen, die nichts mit der eigentlichen Geschäftstätigkeit zu tun haben, zu einer diffizilen Angelegenheit. Nebst all den Gefahren, die wegen Naturereignissen infolge des Klimawandels drohen, steht auch das Risiko einer Cyberattacke hoch im Kurs der Risikoeinschätzungen.

Ein Cybervorfall kann die Grossbank ebenso treffen wie eine Behörde oder einen Gewerbebetrieb mit zwanzig Mitarbeitenden. Nicht ohne Grund rangieren in diesem Jahr Cybervorfälle auf Platz eins von gleich zwei viel beachteten Rankings: dem jährlich erhobenen «Allianz-Risk-Barometer» und dem «Funk Global Risk Consensus». Die häufigste Betrugsmasche der Cyberkriminellen ist die Erpressung: Computerhacker legen die IT und die Produktion eines Unternehmens lahm und verlangen für die Freigabe der Daten die Zahlung eines Lösegelds.

Die Einschätzung von Risiken wird in Zeiten wie diesen eine diffizile Angelegenheit.

Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs steigt, je digitaler eine Firma unterwegs ist – und damit sind nicht nur Dienstleister gemeint. Auch die automatisch gesteuerte Produktionsanlage eines Metallbauers kann von Hackern genauso gut kaltgestellt werden wie die Backstrasse einer Bäckerei oder die Farbmischanlage einer Autospenglerei. Ein ähnliches Szenario könnte sich aus einer Strommangellage im Falle der Zuspitzung der Energiekrise ergeben – dem Risiko Nummer zwei im Allianz-Ranking der grössten Bedrohungen für Schweizer Unternehmen.

Ohne Arbeitnehmer keine Arbeitgeber

Noch ein anderes, bereits in vielen Branchen spürbares Risiko könnte sich in naher Zukunft zu einem Flächenbrand in der Schweiz und in anderen entwickelten Volkswirtschaften ausweiten: der Fachkräftemangel. Im «Funk Global Risk Consensus 23» wurde dieser als das drittgrösste Risiko für Unternehmen eingestuft. In einigen Branchen ist der Mangel schon spürbar, sind doch aktuell bereits viele Gastronomiebetriebe dazu gezwungen, die Servicezeiten zu reduzieren oder den Betrieb sogar ganz einzustellen – weil nicht genügend Personal akquiriert werden kann.

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Risiken frühzeitig begegnen

Das wird kein Problem einzelner Branchen bleiben: Die Resultate einer Studie der Universität Basel zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Schweizer Arbeitsmarkt «legen nahe, dass es in der Schweiz in den kommenden Jahren zu einem ausgeprägten und weit verbreiteten Fachkräftemangel kommen wird».

Doch was bedeutet das für Unternehmen konkret –und wie kann man vorbeugen, wenn der Schreiner demnächst keine Nachfolgerin für seine zwei Altgesellen findet, die Bäckerin keine Mitarbeitenden mehr für die Backstube gewinnen kann und auf der Baustelle so manche Kelle sauber bleibt? Diesem Risiko gilt es frühzeitig entgegenzuwirken, beispielsweise durch die verstärkte Ausbildung oder Anlernung von neuen Mitarbeitenden oder durch verstärkte Automatisierung – so weit das technisch überhaupt möglich ist.