«Wir sind zwar ein ganzheitlich arbeitendes Beratungsunternehmen und treten weder als Bank noch als Versicherung auf, wir werden aber als Bank und als Haftpflichtversicherung reguliert.» – Marc Weber, CEO der VZ Depotbank, eine Tochtergesellschaft der VZ Holding, rückte den Schwerpunkt des Unternehmens gleich zu Beginn seiner Präsentation am «Finanz und Wirtschaft»-Forum von Ende Januar 2022 ins rechte Licht. In seinem Unternehmen verfolge man den Ansatz der «holistischen Kundenberatung» durch eine Kombination von physischer und digitaler Beratung.

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Digitalisierung als Ergänzung

Kernelement bleibt zwar die physische Beratung für eine Zielgruppe von wohlhabenden Menschen im Alter über fünfzig Jahren und im Hinblick auf Vorsorge- und Pensionierungsthemen. «Aber mit dem Finanzportal verbinden wir beides, die Beratung und die digitalen Kanäle», sagt Weber. Trotz den bisher erreichten Fortschritten in der Digitalisierung – «bei Themen mit einer gewissen Bedeutung und Komplexität gehen die Kundinnen und Kunden weiterhin zu einem Berater», so Weber. Ausschlaggebend ist, dass das Thema relevant für die Kundinnen und Kunden ist. Auf Vorsorge und Pensionierung trifft das zu. Und die Beratung soll auch kein verkapptes oder offensichtliches Verkaufsgespräch darstellen. «Unsere Kundinnen und Kunden haben klare Bedürfnisse, und die decken wir mit der Beratung ab», sagt Weber weiter.

Die Digitalisierung ergänzt den physischen Beratungsansatz. Hier ist die VZ mit ihrem Portal weit: Live sind auf der Plattform bereits Funktionen rund um Pensionierung, Planung, Budget, Nachlassplanung, Steuern, digitale Assets (Bitcoin und Co.), Immobilien und Hypotheken, Konten, Depot, Vorsorge und Karten. Neu werden in diesem Jahr Features zur digitalen Beratung, zum Wertschriftentrading und zu einer verbesserten Handhabung der Karten kommen. Auf der weiter entfernten Roadmap steht das Thema Gesundheit. Viele Gesundheitsthemen weisen Querbezüge zur finanziellen Lage der Kundinnen und Kunden auf.

Engpass bei vielen Entwicklungen in der Schweiz sind die Kernbankensysteme. Bei der VZ Depotbank arbeitet man mit dem System eines schweizerischen Herstellers, bei dem man eine Portalplattform einer Zürcher Firma integriert hat. Damit hat man hier das Problem der unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten gelöst. «Wir sind damit sogar in der Lage, neue Features einmal pro Woche zu lancieren», so Weber.

Entwickelt wird intern

Auch bei Innovationen geht man eigene Wege: Die eigenen Mitarbeitenden gelten als die besten Ideengeber. Ideen können in einem digitalen Briefkasten deponiert werden, selbst wenn sie noch etwas vage und unstrukturiert sind. Die Validierung erfolgt dann in Workshops und Designsprints. Daran schliesst sich ein eigenes Kickboxprogramm mit drei Stufen an. Coaches und Design-Thinking-Workshops erleichtern die Entwicklung. In der dritten «Gold Box»-Phase können Mitarbeitende die Idee, die so weit gekommen ist, innerhalb eines 100-Pro-zent-Pensums implementieren.

In der zweiten Jahreshälfte soll die komplette Neobank-Funktionalität, wie sie beispielsweise Revolut bietet, in das eigene Finanzportal integriert werden. «Für uns ist das kein Business Case, sondern eine Bereicherung des VZ-Ökosystems», so Weber. Und wozu betreibt man hier den Aufwand mit Retaildienstleistungen in der holistischen Vermögensberatung? «Auch grosse Kunden beurteilen ihre Dienstleister mehrheitlich aufgrund der kleinen Dienstleistungen wie Zahlungsverkehr, mobile App, Börsenhandel oder Kreditkarten.»

Erstmals erschienen in der Handelszeitung, 03.03.2022.