Viac war der Vorreiter: Als die App vor fünf Jahren lanciert wurde, war sie die einzige, mit der Interessierte ihre Vorsorgegelder digital handhaben konnten. Die Viac-App erreichte auch deshalb so rasch so hohe Anlagevolumen (inzwischen mit knapp 75'000 Kundinnen und Kunden 2 Milliarden Franken), weil sie ein eigentlich statisches Thema dynamisch darstellt: Wer einen hohen Aktienanteil gewählt hat, kann praktisch täglich die Entwicklung mitverfolgen.

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Normalerweise beschränkt sich die Interaktion der Vorsorge-Kundinnen und -Kunden auf die einmalige Abrechnung zum Jahresende. Der Erfolg von Viac hat weitere Anbieterinnen auf den Plan gerufen wie beispielsweise die Zürcher Kantonalbank mit Frankly (hier liegt der aktuelle Stand bei 1,35 Milliarden Franken) und neuerdings die UBS mit einem in ihre Key4-Digital-Banking-Lösung integrierten Angebot. Es ist allerdings ziemlich gut versteckt, sagen Experten, die ständig solche Lösungen vergleichen. Und auch die Kosten sind teilweise deutlich höher als bei den Startup-Neulösungen – wenn man sie denn auf fairer Vergleichsbasis überhaupt eruieren kann.

Regulierung erschwert Innovationen

«Seit je versuchen wir bei all unseren Überlegungen stets die Kundschaft ins Zentrum zu rücken», sagt Viac-Mitgründer Daniel Peter. Wichtig sei es, dass man ein einfaches, niederschwelliges und faires Angebot habe, transparent und übersichtlich informiere und bei Problemen den Kundinnen und Kunden exzellenten Support anbiete. «Gerade beim letzten Punkt versuchen viele Anbieter, Kosten zu sparen – doch genau bei diesem Punkt ist es wichtig, Probleme und Fragen schnell und kompetent zu lösen», so Peter. «Daneben muss man als Anbieter automatisieren und nicht nur digitalisieren, sodass man die optimierten Kosten in Form von tieferen Gebühren an die Kundschaft weitergeben kann.»

Dennoch entwickeln nicht alle Banken Säule-3a-Lösungen. «Für viele etablierte Anbieterinnen macht es wenig Sinn, sich selbst zu kannibalisieren», erklärt Peter weiter. «Insofern wird der Markt vor allem von den neuen Anbietern vorwärtsgebracht, und etablierte Marktteilnehmer versuchen, möglichst lange möglichst hohe Gebühren durchzusetzen.»

Peter sieht sich mit seiner Firma als Auslöser für eine Reihe von Innovationen. «Wir haben am Markt einiges bewegt: Die erste digitale Säule 3a, erstmals 100 Prozent Aktien in der Säule 3a, Preisbrecher bei den Gebühren, Cash statt Bonds in den Strategien, kostenlos investieren mit dem Konto Plus mit 5 Prozent Aktienanteil und 95 Prozent Cash als Alternative zum Tiefzinskonto, kostenlose Absicherung gegen IV oder Todesfall mit dem Basisschutz und so weiter. Wenn ich aber in die Zukunft schaue, dann wird es immer schwieriger, Innovationen anzubieten – dies gerade auch aufgrund der einschränkenden Regulierungen.»

UBS: Integriert, nicht separiert

Eine andere, in bestehende Digitallösungen integrierte Vorgehensweise verfolgt man bei der UBS. Laut Digitalisierungsexperten gelten solche Integrationen als ein praktikabler Weg, Kunden zu halten. «Die neue digitale Vorsorgelösung UBS Key4 Pension 3a ermöglicht Kundinnen und Kunden, online selbstständig vom Smartphone aus in wenigen Minuten ein Vorsorgekonto/-depot zu eröffnen und nahtlos in nachhaltige Anlagefonds zu investieren», hiess es in der Ende September verschickten Medienmitteilung. «Das digitale Vorsorgeangebot ist in die bestehende Sortimentslinie UBS Key4 und damit in das führende Digital Banking von UBS integriert. Es steht allen Nutzerinnen und Nutzern und nicht nur UBS-Key4-Kunden zur Verfügung.»

«Wir haben keine separate App lanciert; das digitale Vorsorgeangebot UBS Key4 Pension 3a ist Teil unserer rein digitalen Sortimentslinie UBS Key4 und ist integriert im UBS Digital Banking», sagt UBS-Sprecherin Ursula van ’t Hooft-Dober. «Damit steht es allen Nutzerinnen und Nutzern von UBS-E- und -Mobile-Banking zur Verfügung.» Die automatischen Anlagevorschläge innerhalb der digitalen Vorsorgelösung basieren auf der «UBS House View», den Anlageempfehlungen der UBS-Chief-Investment-Office-Expertinnen und -Experten, so die Sprecherin weiter.

«Wir bieten unserer Kundschaft verschiedene Kanäle an: Kundinnen und Kunden können selbst entscheiden, wie sie mit uns zusammenarbeiten wollen – ob Digital-only-Banking, Videoberatung durch ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten oder die persönliche Beratung. Ändern sich die Bedürfnisse, zum Beispiel rund um die finanzielle Vorsorge, ist ein Wechsel vom digitalen Kanal zur persönlichen Beratung jederzeit möglich», sagt Ursula van ’t Hooft-Dober. Das digitale Angebot erfülle das wachsende Kundenbedürfnis, Bankgeschäfte selbstbestimmt und eigenverantwortlich ausschliesslich digital abzuwickeln. «Wir investieren laufend in digitale Lösungen und bauen sie konstant aus.»

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen in der Handelszeitung Nr. 43, 27. Oktober 2022, unter dem Titel «Automatisieren, nicht nur digitalisieren».