Adrian Hall betont, dass das Hitze-Risiko mittlerweile eine direkte Bedrohung für Sachwerte darstellt. Er fordert, dass das Risiko im Mittelpunkt der Risikoplanungsgespräche von Unternehmen stehen muss. Er merkte an, dass sich der Immobiliensektor traditionell auf Gefahren wie Feuer, Sturm und Überschwemmungen konzentriert habe, Hitze jedoch zu einer direkten Bedrohung für Sachwerte geworden sei.
In den USA gehörte der Juni 2025 zu den heissesten Monaten seit Beginn der Aufzeichnungen weltweit, wobei eine Reihe lokaler Rekorde gebrochen wurden. «Extreme Hitze ist keine Anomalie mehr, sondern ein strukturelles Risiko, das sich auf die Gesundheit, die Infrastruktur und die finanzielle Widerstandsfähigkeit von Unternehmen und Gemeinden gleichermassen auswirkt», warnt Hall. Der SONAR-Bericht 2025 des Swiss Re Institute zeigt, dass die extreme Hitze zunimmt, was weltweit zu immer mehr Problemen für Unternehmen führt.
«Es geht nicht nur um steigende Temperaturen. Es geht um Exposition, Volatilität und die Anpassungsfähigkeit unserer Systeme. Für Risikomanager in Unternehmen muss sich der Fokus von der saisonalen Wetterplanung auf ein langfristiges strategisches Risikomanagement verlagern», so Hall weiter. «Während die Kapazitäten für nicht-proportionale Grossrisikogeschäfte nach wie vor reichlich vorhanden sind, könnte der anhaltende Druck in Verbindung mit dem kumulativen Ausmass dieser Ereignisse direkten Einfluss auf die Struktur und Preisgestaltung der Rückversicherungsprogramme für 2026 haben.»
Uno-Organisationen schlagen Alarm
In Zusammenhang mit den steigenden Temperaturen warnt auch UNO-Organisationen: Wer in Branchen wie Landwirtschaft, Bau oder Fischerei arbeite, sei immer öfter Hitzestress ausgesetzt. Die Hälfte der Weltbevölkerung von gut acht Milliarden Menschen spüre bereits negative Folgen von hohen Temperaturen, berichteten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Weltwetterorganisation (WMO). Dies dürfe nicht als Unannehmlichkeit abgetan werden, sondern sei eine Gesundheitskrise, warnte Rüdiger Krech, Umwelt- und Klimaspezialist der WHO. Zu den besonders betroffenen Branchen zählen die Landwirtschaft, die Fischerei und der Bau.
Wenn die Temperatur über 20 Grad Celsius steige, sinke die Produktivität pro weiterem Grad um zwei bis drei Prozent, heisst es in dem Bericht. Hitzebedingte Probleme könnten neben Hitzschlag und Austrocknen auch Nierenfunktionsstörungen und neurologische Beschwerden sein. Wenn ein Arbeitgeber in Schutzmassnahmen investiere, bekomme er mehr zurück, als er ausgegeben habe, weil Mitarbeiter produktiver würden, sagte der Hitzeexperte Andreas Floris von der griechischen Universität Thessalien.
Was zu tun ist
Die WHO und die WMO empfehlen, dass Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Bildungseinrichtungen und Gesetzgeber gemeinsam Hitzepläne ausarbeiten. Es reiche zum Beispiel nicht, ab einer bestimmten Temperatur in der Schule hitzefrei zu geben, sagte Krech. Die konkreten Lösungen hingen von den lokalen Gegebenheiten ab. Unter anderem nennen Experten eine Änderung von Arbeits- und Schulzeiten, Ventilatoren, passende Arbeitskleidung, mehr Pausen, mehr Schattenspender und die Bereitstellung von Trinkwasser.
Neben Arbeitnehmern, die im Freien arbeiten, litten unter gefährlicher Hitze zudem chronisch Kranke und Menschen in Ländern, die sich zu Hause schlecht vor Hitze schützen können - etwa, weil sie keine dicken Wände oder Kühlung haben. Auch Kinder und ältere Menschen seien besonders gefährdet. Sanitäter und Erste-Hilfe-Kräfte müssten geschult werden, um Anzeichen von Hitzestress sofort zu erkennen, heisst es in dem Bericht. (Reinsurance News/sda/hzi/pg)

