Auf Einladung des Pensionskassenverbands Inter-Pension kamen vergangene Woche in Bern rund 60 Teilnehmende aus Politik, Sozialpartnerschaft und Vorsorgebranche zusammen, um aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der 2. Säule zu diskutieren.

In ihrem Eingangsreferat zur Bedeutung der beruflichen Vorsorge outete sich Barbara Zimmermann, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin Ressort Sozialpolitik und Sozialversicherungen beim Schweizerischen Arbeitgeberverband (SAV), als «grosser Fan der zweiten Säule, um die wir im Ausland beneidet werden». Diese trage erheblich dazu bei, dass es weniger Altersarmut in der Schweiz gebe. Gleichzeitig ermögliche die 2. Säule eine individuell gestaltete Vorsorge nach eigenen Lebensmodellen - auch wenn sie in den vergangenen 40 Jahren viele schwierige Phasen und Krisen zu überstehen hatte.

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In die Jahre gekommen

Das BVG sei mittlerweile aber etwas in die Jahre gekommen, vor allem was die Themen gesetzlicher Mindestumwandlungssatz oder die Absicherung von teilzeitbeschäftigten Personen anbelangt. Es sei bislang nicht gelungen, wirtschaftsfähige Lösungen zu erarbeiten - die Abstimmung zur BVG-Reform, die vom Arbeitgeberverband unterstützt wurde, scheiterte im vergangenen September bekanntlich krachend an der Wahlurne. Dabei seien Reformen dringend notwendig, um die finanzielle Absicherung der 2. Säule auch in Zukunft zu gewährleisten. 

Grosse Bedeutung

Aus Sicht der Arbeitgeber spiele die berufliche Vorsorge eine sehr wichtige Rolle - diese komme nicht nur für rund 58 Prozent aller Beiträge auf, attraktive Vorsorgepläne seien gerade angesichts des Fachkräftemangels ein schlagkräftiges Argument in Bezug auf die Arbeitgeberattraktivität.

Was ihr allerdings grosse Sorge bereite, sei das Unwissen in weiten Teilen der Beschäftigten, was wichtige Aspekte der eigenen Altersvorsorge anbelangt. So würden eine Mehrheit nicht den Unterschied zwischen Obligatorium und Überobligatorium oder den eigenen Umwandlungssatz kennen. «Das ist ein echtes Alarmzeichen und unser aller Aufgabe, dies besser zu machen», mahnte die Arbeitgebervertreterin. Der SAV habe eine entsprechende Informationskampagne mit Erklärvideos der fiktiven Social Media-Influencerin «Hanna Cash» lanciert, die sich insbesondere an jüngere Zielgruppen richtet.

Erhöhung des Rentenalters 

Die vier grössten Herausforderungen der Altersvorsorge seien der demografische Wandel, die erhöhte Lebenserwartung, wirtschaftliche Unsicherheiten und die Veränderungen am Arbeitsmarkt. Diese Veränderungen würden die finanzielle Stabilität der der Altersvorsorge unter Druck setzen. Die entsprechenden Stellschrauben seien höhere Lohnbeiträge, die Dauer des Rentenbezugs oder die Höhe der Rentenleistungen. Aber an allen Schrauben zu drehen sei weder mehrheitsfähig, noch im Sinne der Arbeitgeber, weil zusätzliche Abgaben den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Schweiz schwächen und Innovationen hemmen. Deshalb gehe aus ihrer Sicht kein Weg an einer Erhöhung des Rentenalters vorbei, um die Stabilität der 2. Säule zu gewährleisten, zumal viele europäische Länder diesen Schritt bereits gegangen seien.

Wohin bewegt sich die 2. Säule?

Im anschliessenden Podiumsgespräch «Konsolidierung vs. Individualisierung – wohin bewegt sich die 2. Säule?» diskutierten Nationalrat und Mobiliar-Generalagent Thomas Rechsteiner, Inter-Pension-Geschäftsführer Nico Fiore und Gabriela Medici, stellvertretende Sekretariatsleiterin beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, über aktuelle Herausforderungen wie Konsolidierung, Wettbewerb oder Digitalisierung bei den Schweizer Vorsorgeeinrichtungen.

Zwar sinke die Zahl der Pensionskassen, die Anzahl der Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen sei aber stabil geblieben, der Wettbewerb spiele. Viele Vorsorgeeinrichtungen benötigen aber eine «Blutauffrischung», deshalb sei Konsolidierung ein Abbild der Realität.

Zudem könnten gerade kleinere Pensionskassen durch Zusammenschlüsse ihre Effizienz steigern und Kosten senken. Dies gelte ebenfalls für Kooperationen gerade im Bereich der Digitalisierung. Es mache keinen Sinn, dass jede Pensionskasse ihr eigenes Süppchen koche. Gerade hier liege viel Potenzial, waren sich die Podiumsteilnehmer einig.

Was die Individualisierung anbelangt, steige das Bedürfnis nach individuellen Angeboten für die Versicherten - die aber auch damit verbundene Risiken auf sich nehmen müssten. Es sei wichtig, weiterhin am Solidaritätsprinzip festzuhalten, dank derer die 2. Säule funktioniere. 

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Personeller Wechsel im Vorstand

Im Rahmen der nichtöffentlichen Mitgliederversammlung im Anschluss an die Veranstaltung wurden sämtliche Traktanden von Inter-Pension einstimmig angenommen. Eine Veränderung gab es im Vorstand: Da Corrado Tedeschi den Vorsitz der Geschäftsleitung bei der Livica Sammelstiftung abgegeben hat, scheidet er aus dem Vorstand von Inter-Pension aus.

Zum Nachfolger wählten die Mitglieder Smain Barka. Im Rahmen der turnusgemässen Wahlen wurden zudem Gladys Laffely, Pascal Kuchen und Laurent Schlaefli in ihren Ämtern bestätigt. Pascal Kuchen übernimmt erneut das Amt des Vizepräsidenten, Laurent Schlaefli bleibt Präsident des Verbands.