Der grösste deutsche Abwickler von Lebensversicherungen steht vor einem Eigentümerwechsel. Der Finanzinvestor Cinven, der die heutige Viridium vor zehn Jahren zusammen mit der Hannover Rück ins Leben gerufen hatte, habe zwei Investmentbanken damit beauftragt, die Fühler nach möglichen Käufern auszustrecken, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bei den Banken handele es sich um Goldman Sachs und Fenchurch. Ein offizieller, voraussichtlich milliardenschwerer Verkaufsprozess dürfte aber erst im kommenden Jahr beginnen, wenn klar ist, ob Viridium ein Portfolio von gut 700'000 deutschen Lebensversicherungs-Policen von Zurich Deutscher Herold übernehmen darf oder nicht, wie die Insider sagten.

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Cinven hält die Mehrheit an Viridium, kleinere Anteile liegen bei Hannover Rück und dem italienischen Versicherer Generali. Der britische Finanzinvestor hat es sich mit den Versicherungsregulierern in Europa mit seinem umstrittenen Umgang mit der italienischen Eurovita verscherzt. Cinven gehörte der Lebensversicherer, der wegen steigender Zinsen in Schieflage geriet, war aber nicht bereit, so viel Geld nachzuschiessen wie von den Behörden gefordert. Die italienische Aufsichtsbehörde IVASS fror die Policen ein und kreierte eine Auffanglösung für Eurovita mit Hilfe der Allianz, vier italienischen Versicherern und 25 Banken.

Der Deal zwischen Viridium und Zurich über 720'000 Verträge würde vermutlich endgültig scheitern

Insidern zufolge ist deshalb auch die Finanzaufsicht BaFin nicht bereit, die rund 500 Millionen Euro schwere Übernahme des Zurich-Bestands zu genehmigen. Cinven, BaFin, Generali, Goldman Sachs, Hannover Rück und Viridium äusserten sich nicht zu den Informationen. Ein BaFin-Sprecher erklärte, die Behörde äussere sich grundsätzlich nicht zu einzelnen Unternehmen. Fenchurch war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Viridium ist das grösste von drei Unternehmen in Deutschland, die sich als Bestandsmanager eine effiziente Abwicklung von Lebensversicherungen auf die Fahnen geschrieben haben, die die Versicherer loswerden wollen. Sie profitieren dabei vor allem von Grössenvorteilen, mehr Möglichkeiten bei der Kapitalanlage und davon, dass sie keine Provisionen für das Neugeschäft zahlen müssen. Zu Viridium gehören bereits vier Leben-Bestände mit 3,6 Millionen Policen und einem verwalteten Vermögen von rund 65 Milliarden Euro. Mit dem Zurich-Bestand kämen 21 Milliarden Euro hinzu. Das Geschäft ist sehr profitabel: Der Nettogewinn lag im Jahr 2021 bei 325 Millionen Euro, für 2022 wurde nur mit einem leichten Rückgang gerechnet.

An einer Viridium-Übernahme könnten neben Finanzinvestoren auch andere Abwickler interessiert sein, etwa Athora, hinter der unter anderem der US-Investor Apollo steht. Ihm gehört in Deutschland bisher nur die vormalige Delta Lloyd. Im vergangenen Jahr erhielt Athora Deutschland den Zuschlag für einen Altbestand der ehemaligen DBV-Winterthur von der französischen Axa. Auch dafür liegt aber noch keine Genehmigung der BaFin vor. (reuters/hzi/kbo)