Darum geht's
  • Laut Umfrage würden sich viele Schweizerinnen und Schweizer unwohl fühlen in einem selbstfahrenden Auto
  • Die technologische Entwicklung schreitet immer weiter voran
  • Haftungsfragen sind ein zentrales Thema
  • Versicherungen müssen sich auf eine neue Ära von Risikobewertung und Policengestaltung einstellen

Es ist mittlerweile fast zehn Jahre her, seit Swisscom im Mai 2015 das erste selbstfahrende Auto - einen VW Passat - durch Zürich hat fahren lassen. Die öffentliche Aufmerksamkeit damals war riesengross. Seitdem ist es etwas ruhiger um das Thema geworden, auch wenn sich die in den Fahrzeugen verbaute Technik mit vielen Fahrerassistenzsystemen seitdem rasant entwickelt hat. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Menschen noch immer unsicher sind, was das vollständig autonome Fahren anbelangt, stellt die Studie «Mobility of the Future» des Beratungsunternehmens Deloitte fest. 

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Unsicherheit überwiegt

Derzeit würden laut Deloitte-Umfrage fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten nur ungern die Kontrolle über das Auto abgeben und sich sehr unsicher in einem autonom fahrenden Fahrzeug fühlen. Die Jungen haben da etwas weniger Berührungsängste, in der Altersgruppe 18 bis 34 Jahre würden sich fast die Hälfte (45 Prozent) im Gegenteil sicher fühlen, auch wenn sie das Lenkrad aus der Hand geben. Mit Blick in die Zukunft verliert das autonome Fahren mit 53 Prozent, die sich sicher fühlen, und 47 Prozent, die unsicher bleiben, zwar etwas von seinem Schrecken, aber klar ist: Die Berührungsängste und die Skepsis gegenüber selbstfahrenden Autos sind und bleiben gross. Wahrscheinlich sind es erst autonome Taxis, Busse und Transportfahrzeuge, welche in naher Zukunft auf den Schweizer Strassen unterwegs sein werden. 

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Teilautonome Nutzung

Was die private Nutzung anbelangt, befinden wir uns derzeit in Stufe L2 von insgesamt fünf Stufen. Das bedeutet: teilautomatisierte Fahrzeuge können sowohl die Lenkung als auch die Beschleunigung oder die Verzögerung kontrollieren, während die Lenkenden weiterhin das Steuer - und damit auch die Kontrolle - übernehmen. Laut Umfrage nutzen bereits insgesamt 57 Prozent der Befragten diese automobilen Annehmlichkeiten - und sogar 66 Prozent der Jüngeren. Bis zur Stufe L5, in der die Fahrzeuge völlig autonom fahren, kann es dennoch ein weiter Weg sein, denn selbst den Fuss am Gas zu haben und zu lenken, liegt vielen einfach noch im Blut. Hinzu kommt die nicht einfach zu beantwortende Haftungsfrage: Laut Deloitte-Studie erwarten 68 Prozent der Befragten, dass in Stufe L5 die Hersteller die Haftung übernehmen, falls es doch einmal zu einem Unfall kommen sollte. Bei Mobilitätsanbietern erwarten dies 52 Prozent. 

Grad der Automatisierung

Autonome Fahrsysteme werden in der Regel in Stufen eingeteilt, die das Ausmass der Automatisierung und der menschlichen Beteiligung am Fahrprozess angeben (Stufe 0-5): 

  • L0: Keine Automatisierung, der menschliche Fahrer ist für das Fahren verantwortlich.
  • L1: Fahrerassistenz, umfasst Systeme, die den Fahrer entweder beim Lenken oder beim Beschleunigen/Verzögern unterstützen können.
  • L2: Teilautomatisierung, kann sowohl die Lenkung als auch die Beschleunigung/Verzögerung kontrollieren, während der Fahrer weiterhin das Steuer übernimmt. 
  • L3: Bedingte Automatisierung, das Fahrzeug kann die meisten Aspekte des Fahrens steuern.
  • L4: Hochautomatisiert, das Fahrzeug kann die meisten Fahraufgaben ohne menschliches Zutun erledigen.
  • L5: Vollständig autonome Fahrzeuge sind völlig autonom.

Quelle: Deloitte «Mobility of the Future»; bmw.com/de/automotive-life/autonomous-driving.html

Traditionelle Autoversicherungen verlieren an Bedeutung

Die Verantwortung wird im Zeitalter selbstfahrender Fahrzeuge also abgeschoben, vom Nutzenden hin zum Hersteller bzw. Anbieter. Das wird dann auch Auswirkungen auf die Versicherer haben: «Die Haftungsfrage bei autonomen Fahrzeugen ist ein zentrales Thema, das in der Mobilitätsbranche für Diskussionen sorgt. Für Versicherungsunternehmen bedeutet dies, dass sie sich auf eine neue Ära der Risikobewertung und Policengestaltung einstellen müssen – traditionelle Fahrzeugversicherungen werden stark an Relevanz verlieren. Die Entwicklung von Versicherungsprodukten mit einer klaren Auslegung der Haftung zwischen Herstellern, Fahrzeugbesitzenden und Dienstanbietern wird entscheidend sein, um den neuen Realitäten des autonomen Fahrens gerecht zu werden», ist Michael Ruosch, Director Versicherungsberatung bei Deloitte Schweiz überzeugt. Dies wirke sich nicht nur auf die Geschäftsmodelle der Versicherungen aus, sondern öffne auch die Tür zur Integration von Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Versicherer werden - das ist sicherlich keine Zukunftsmusik - auch autonomen Fahrzeugen entsprechenden Versicherungsschutz bieten.