Der Überschuss solle wie geplant 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro erreichen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hannover mit. Für 2022 peilt Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz nun einen Rekordgewinn zwischen 1,4 und 1,5 Milliarden Euro an. Dazu soll ein weiterer Geschäftsausbau ebenso beitragen wie höhere Preise für Rückversicherungsschutz.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Hannover-Rück-Aktie legte am Morgen zeitweise um mehr als zwei Prozent zu. Zuletzt lag sie am Vormittag noch mit gut einem Prozent im Plus bei 163,90 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Titeln im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte.

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Im dritten Quartal verdiente der weltweit drittgrösste Rückversicherer mit 185 Millionen Euro gut 30 Prozent weniger als im coronageprägten Sommer 2020. Die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" in den Vereinigten Staaten schlugen bei dem Rückversicherer netto mit 306 Millionen, die Flutkatastrophe in Europa im Juli mit 214 Millionen Euro negativ zu Buche. Dennoch schnitt die Hannover Rück deutlich besser ab als von Analysten erwartet.

Das lag auch daran, dass der weltweit drittgrösste Rückversicherer aus Hannover einen Teil seiner Katastrophenrisiken wiederum bei anderen Unternehmen rückversichert hat. Diese sogenannte Retrozession habe eine deutliche Entlastung gebracht, sagte Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Ihm zufolge hätte Hurrikan "Ida" die Hannover Rück sonst mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet. Die Flutkatastrophe in Deutschland und Nachbarstaaten wäre den Rückversicherer mit 643 Millionen Euro rund dreimal so teuer zu stehen gekommen, wie es nun tatsächlich der Fall war. Zum Vergleich: Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re erwartet für sich eine Belastung durch Tief "Bernd" von rund 600 Millionen Euro - und damit in dieser Grössenordnung.

So dürften allein die Folgen der Flutkatastrophe in Deutschland die Versicherungsbranche viele Milliarden Euro kosten. Während der Versichererverband GDV seit Anfang September versicherte Schäden von mindestens 7 Milliarden Euro prognostiziert, sprach Hannover-Rück-Deutschlandchef Michael Pickel im Oktober bereits von eher 10 Milliarden als 9 Milliarden Euro.

Unterdessen hinterliessen im dritten Quartal die vielen Corona-Toten vor allem in den USA und in Südafrika erneut deutliche Spuren in der Bilanz der Hannover Rück. Diesmal verbuchte das Unternehmen in der Personen-Rückversicherung weitere Belastungen in Höhe von 140 Millionen Euro. Nach den ersten neun Monaten des Jahres summieren sich die Belastungen damit auf 404 Millionen Euro.

In der Mortalitätsversicherung, wie sie unter anderem in den USA und Südafrika üblich ist, zahlen Versicherer im Sterbefall auf jeden Fall die zugesagte Leistung aus. Wenn jedoch wie derzeit in kurzer Zeit deutlich mehr Menschen sterben als üblich, sprengt dies die Kalkulation. Dann muss der Versicherer nicht nur früher mehr Geld auszahlen - sondern er erhält auch weniger lang als erwartet Prämien und kann geringere Kapitalerträge erzielen. Wie andere Rückversicherer hat auch die Hannover Rück solche Risiken von Erstversicherern rückversichert.

Unterdessen will der Vorstand das Geschäft weiter ausbauen und den Gewinn 2022 auf ein Rekordniveau treiben. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres steigerte der Konzern seine Bruttoprämieneinnahmen bereits um 12 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro. Bei stabilen Währungskursen hätte der Zuwachs sogar 14 Prozent betragen. Für 2022 nimmt sich der Vorstand eine weitere Steigerung um währungsbereinigt mindestens fünf Prozent vor und erwartet weitere Preiserhöhungen.

Zudem baut Konzernchef Henchoz auf den Fortschritt bei den Corona-Impfungen und erwartet geringere Belastungen in der Personen-Rückversicherung. Dadurch soll der Konzerngewinn im kommenden Jahr zwischen 1,4 und 1,5 Milliarden Euro erreichen und den bisherigen Rekord von knapp 1,3 Milliarden Euro aus dem Jahr 2019 übertreffen. (awp/hzi/kbo)