Leidenschaft, Passion – immer wieder braucht Marc Luginbühl die beiden Worte, wenn er aus seinem Leben erzählt. Ohne Leidenschaft, so der energiegeladene Bieler, keine Freude und ohne Freude kein Erfolg. Wobei Erfolg für ihn nicht primär durch die klassischen Parameter Ruhm, Geld und Ansehen definiert ist, sondern dadurch, ob es ihm gelungen ist, die Leute in seinem Umfeld für das Projekt oder das Thema zu begeistern, das er gemeinsam mit ihnen angeht. 

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Vom Rudern zur Versicherung

Aufgewachsen in einem Kleingewerbe-Haushalt in Biel, erlebte er schon früh, dass es viel Freude bereiten kann, unternehmerisch zu denken und miteinander an einem Strick zu ziehen. «Daher war für mich klar, dass ich dereinst in den elterlichen Betrieb einsteigen werde.» Nach der Schulzeit entschied er sich für eine KV-Lehre und schnupperte bei einem Versicherer und einer kleinen Computerfirma. Seine Wahl fiel auf Letztere. «Die Arbeit beim Versicherer mit den vielen Akten und dem Archivierungsjob im ersten Lehrjahr erschien mir bieder und monoton.»

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Dass er dennoch in der Assekuranz gelandet ist und nicht im elterlichen Betrieb, ist seiner damaligen privaten Leidenschaft, dem Rudern, zu verdanken. «Zurich sponserte in dieser Zeit verschiedene Ruderwettkämpfe und für mich war daher klar, dass das eine gute Firma sein muss …», blickt er schmunzelnd auf den Moment zurück, der seinen beruflichen Weg entscheidend beeinflusst hat. 

Analysieren, verhandeln und verkaufen

Nach seinem Studium bewarb er sich als Hochschul-Absolventen-Trainee beim Konzern und erhielt einen Platz im Industrieversicherungsbereich. «Ich habe mich auf der Stelle in den Job verliebt.» In diesem konnte Marc Luginbühl seine analytischen Fähigkeiten genauso ausleben wie seine Freude am Verhandeln und Verkaufen. Das führte schnell zum Erfolg. Er erhielt Team- und einige Zeit später Bereichsverantwortung. In diesen Rollen entdeckte er eine weitere Leidenschaft, die Menschen. «Diese muss man mögen, um ihnen den Sinn hinter der Arbeit, die wir tun, näherzubringen.» Nach einem vierjährigen Abstecher für seinen Arbeitgeber nach Australien kam er 2018 zurück in die Limmatstadt und zeichnete bis im Herbst 2020 verantwortlich für das Specialties-Geschäft Schweiz der Zurich.

Ich will bewegen und verändern

Das Feuer für die Industrieversicherung ist ihm bis heute erhalten geblieben, das Rudern dagegen hat Marc Luginbühl aufgegeben. Nicht aus mangelnder Freude daran, sondern weil ihm die zeitliche Flexibilität gefehlt hat, um sich mit seinen Bootskameraden für regelmässige Trainings zu treffen. Und einen Einer zu rudern, wäre für ihn nie infrage gekommen. Genauso wenig wie ein Einzelbüro. «Ich will bewegen und verändern, das kann ich jedoch nicht alleine – es geht besser im Team.»

Veränderung dank Jurawanderung

Bewegt und verändert hat er in den vergangenen zweieinhalb Jahren auch bei HDI in der Schweiz einiges. Die Rolle als CEO beim deutschen Industrieversicherer hat er nicht gesucht, sie ist mehr oder weniger aus dem Nichts zu ihm gekommen. Dies allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem sich Marc Luginbühl bei einer Jura-Wanderung mit seinem Bruder intensiv darüber unterhalten hat, was er beruflich noch machen möchte. «Ein thematischer Wechsel, das wurde mir klar, kam absolut nicht infrage, genauso wenig wie ein Wechsel zu einem angelsächsischen Konzern.» So sei mit Ausblick von den Jurahöhen Richtung Norden HDI als einzige Alternative zur Zurich am Horizont aufgetaucht. 

Dass er auf das Angebot eingestiegen ist, sich die CEO-Rolle bei HDI mal anzuschauen, bereut er bis heute keine Sekunde, denn er ist angetreten, das Schweiz-Geschäft von HDI aus den roten Zahlen zu führen und frischen Wind in die Organisation zu bringen. Mit Erfolg: HDI Global wächst in der Schweiz profitabel und ist mittlerweile zu den grössten Industrieversicherern der Schweiz aufgestiegen. Bei dieser Aufgabe brachte er nicht nur seine langjährige berufliche Erfahrung, sondern auch seine Leidenschaft für Menschen ein.

Neue Strategie braucht neue Büros

Am ersten Arbeitstag bei HDI besuchte er jeden der rund 90 Mitarbeitenden, von denen die meisten in Einzelbüros arbeiteten. Er begrüsste sie, stellte sich vor und liess danach bewusst die Türe offen. «Kaum war ich ein paar Büros weiter, schlossen sich manche Türen wieder, ganz automatisch und ohne böse Hintergedanken.» Ihm sei klar geworden, dass prioritär die Bürosituation geändert werden müsse, um so auch einen grundlegenden Change der Strategie zu bewirken. 

Harmonie und Vertrauen sind mir wichtig.

Seit vergangenem Dezember befindet sich der Standort des Unternehmens im 21. Stock des Prime Tower und HDI Global Schweiz fokussiert sich mittlerweile ausschliesslich aufs Geschäft mit Grosskunden. Gefällt hat er den Entscheid nicht alleine. «Harmonie und Vertrauen sind mir wichtig, daher gebe ich den Leuten immer die Möglichkeit, sich am Veränderungsprozess zu beteiligen.» HDI sei zwar ein weltweit grosser Konzern, doch weil Entrepreneurship innerhalb der Gruppe grossgeschrieben wird, könnten die Mitarbeitenden Unternehmertum bestens ausleben und an vielen Orten mit anpacken.