Ratings, Sterne und Siegel: Gerne schmücken sich Finanz- und Vorsorgeprodukte mit solchen Labels und deren Herausgeber verbinden damit ein Qualitätsversprechen. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zeigt nun: Private Anlegerinnen und Anleger können mit solchen vermeintlichen Auszeichnungen recht wenig anfangen.

Mehr noch: Ratings und Labels haben offensichtlich auf Entscheidungen privater Anleger einen weit geringeren Einfluss, als vielfach erhofft. Hinzu kommen ausgesprochen geringe Kenntnisse zu diesen Qualitätseinstufungen, auch wegen der schieren Menge der unterschiedlichen Klassifizierungen. Das trifft sowohl auf allgemeine Finanzratings zu, die Faktoren wie Bonität, Finanzstärke und Bilanzqualität beurteilen, als auch auf Siegel für die Nachhaltigkeit von Kapitalanlagen, wie aus der Studie mit dem Titel «Folgen Anleger den Sternen?» hervorgeht..

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Ratings spielen keine grosse Rolle

Grundlage für die Studie war eine repräsentative Befragung von 2000 Personen im Alter ab 18 Jahren, mit der die Rolle von Ratings, Siegeln und Awards bei Finanzentscheidungen erfragt wurde. Die repräsentative Befragung fand vom 23. bis zum 30. Juni 2023 statt und wurde im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge von INSA Consulere durchgeführt.

Laut der Untersuchung hat bei 63 Prozent der Befragten, die schon einmal einen Vertrag für eine Kapitalanlage oder ein Vorsorgeprodukt abgeschlossen haben, ein Rating oder eine andere Qualitätseinstufung keinerlei Rolle gespielt. Lediglich ein Viertel gab an, dass ein Rating Einfluss auf die jeweilige Entscheidung hatte. Der Rest wusste es schlicht nicht oder machte keine Angaben dazu.

Bei den Angaben unterscheiden sich verschiedene Altersgruppen stark.  So ist der Anteil derer, die sich von Ratings leiten lassen, in den jüngeren Altersgruppen deutlich grösser, nimmt mit dem Alter dann aber sehr schnell ab. Erfahrungsgemäss ergeben sich im Laufe der Erwerbsbiografie grössere Spielräume für Finanzentscheidungen, so dass die Studienautoren annehmen, dass die heute Jüngeren ihre Einstellung auch für spätere Kapitalanlagen «mitnehmen» könnten. 

Sicherheit geht vor Renditechancen

Gemessen an den verschiedenen Kriterien, die privaten Investoren bei der Auswahl von Anlageprodukten wichtig sind, spielen Ratingbewertungen zudem nur eine untergeordnete Rolle. Ganz vorn steht die Sicherheit der Kapitalanlage (56 Prozent), danach folgt die Renditechance (33 Prozent). Dahinter folgen Bekanntheit des Anbieters und seine Markenstärke (22 Prozent / 16 Prozent). Nur 13 Prozent nannten ein Rating, ein Qualitätssiegel oder eine entsprechende Bewertung durch Dritte ein wichtiges Auswahlkriterium. 

«Das wirft die Frage auf, ob es sich tatsächlich lohnt, Geld für externe Bewertungen auszugeben, wenn diese ohnehin nur von einem ziemlich kleinen Teil der potenziellen Kundschaft in Betracht gezogen werden», gibt Studienautorin Sylvia Kreyssel-Minar zu bedenken. Lediglich der Blick auf die Einkommensstruktur relativiert ihren Einwand etwas. Befragte mit einem höheren monatlichen Einkommen schauen stärker auf die Rating-Bewertung. 24 Prozent dieser Gruppe sehen darin ein generelles Kriterium.

Unwissen über Ratings ist weit verbreitet

Die geringe Beachtung von Ratings, Sternen und Siegeln fusst auch auf ihrem geringen Bekanntheitsgrad. 37 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten kannten keine einzige der zur Auswahl gestellten Ratingagenturen. Je älter, desto weiter ist die Unkenntnis verbreitet. Unter den Jüngsten waren es 20 Prozent, die mit keinem Namen in der gestützten Befragung etwas anfangen konnten, unter den Ältesten 52 Prozent.

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Bei den Siegeln für nachhaltige Kapitalanlagen, die mit der Studie gesondert untersucht wurden, herrscht noch ein geringerer Bekanntheitsgrad. Obwohl Nachhaltigkeit ein seit etlichen Jahren in der Öffentlichkeit stark diskutiertes Thema ist. Mit 54 Prozent kannte die absolute Mehrheit keines der aufgelisteten Nachhaltigkeitslabel für Finanzprodukte.

Ausnahmslos kommen alle Label nur auf einen einstelligen Bekanntheitswert. Das Siegel der ECOreporter GmbH, die es immerhin schon seit über 20 Jahren gibt, war gerade einmal fünf Prozent ein gängiger Begriff. Nicht viel besser beim FNG-Siegel, das für nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz verliehen wird: Damit wussten gerade vier Prozent etwas anzufangen. (pm/hzi/mig)