Globale Entwicklungen, Wirtschaftskrisen und Kriege tragen stark zu einem gesteigerten Risikogefühl und Verunsicherung von Konsumentinnen und Konsumenten bei. Dadurch steigt bei vielen Menschen das Bedürfnis nach neuen Möglichkeiten sich, sein Eigentum und die Familie zu versichern. Das Beratungsunternehmen Accenture hat hierzu kürzlich die umfassende «Insurance Consumer Study» publiziert. HZ Insurance konnte mit Michel Ott, Insurance Lead bei Accenture Schweiz, über die wichtigsten Wünsche von Herrn und Frau Schweizer sprechen. 

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Herr Ott, welche Personalisierungswünsche haben Schweizer bei ihren Versicherungspaketen?

Bereits 77 Prozent der von uns befragten Schweizer Kundinnen und Kunden sind eher zufrieden bis sehr zufrieden mit der  Attraktivität und dem bestehenden Personalisierungsgrad ihrer Versicherungsanbieter.

Die Kundschaft will ihre Versicherungsanbieter vor allem über einen Kanal ihrer Wahl erreichen.

Michel Ott, Insurance Lead, Accenture Schweiz

Hierbei ist auch klar zu sehen, dass sich die Kundinnen und Kunden vor allem verständliche Produkte und Dienstleistungen sowie einen schnellen und effizienten Kundenservice wünschen. Dabei will die Kundschaft ihre Versicherungsanbieter vor allem über einen Kanal ihrer Wahl erreichen, sprich via App, E-Mail oder  auch per Telefon. 

Wie macht sich der Generationenwechsel und damit der Wunsch nach neuen  Versicherungsmöglichkeiten in der Schweiz bemerkbar?

Unsere Studie zeigt einen Bedarf nach neuen Versicherungsmöglichkeiten und Dienstleistungen. Beispiele hier sind Autoversicherungsprämien, die an das Fahrverhalten gekoppelt werden – um die  70 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wären an so einer Regelung interessiert.

Auch die Koppelung der Krankenkassenprämien an den Lebensstil trifft bei 60 Prozent der Schweizer Kundschaft auf Interesse. Bei diesen Beispielen sind die Ausprägungen über die Altersgruppen hinweg recht ähnlich. Einzig die Boomer (64+ Jahre alt) sind um rund 10 Prozent stärker daran interessiert, ihre Autoversicherungsprämien an das Fahrverhalten oder an die Benutzung des Autos zu koppeln.

Sicherheitsrisiken werden in den kommenden Jahren mit dem Aufkommen von rechnungsstärkeren Computersystemen zunehmen.

Michel Ott, Insurance Lead, Accenture Schweiz

Generell nimmt die Bereitschaft für Data-Sharing über die verschiedenen Generationen hinweg ab: Die Bereitschaft der Generation Z liegt bei über 60 Prozent, bei der Generation Y bei zirka 55 Prozent und bei der Generation X bei knapp 50 Prozent, wobei sich die Bereitschaft bei den Boomern interessanterweise an das Niveau der Generation Y angleicht. 

Welche Technologien müssen eingesetzt werden, um ein optimales Data-Sharing anzubieten?

Die Auswahl der richtigen Technologie ist abhängig von der jeweiligen Art des Data-Sharing. Im Wesentlichen gibt es dabei drei Arten zu unterscheiden: Erstens: Die Bereitstellung von Daten durch aktive Erfassung und Bekanntgabe durch die Kundschaft wie zum Beispiel Einkommens- oder Vermögenssituation und Informationen zu Lifestyle,  Beziehungs- oder Familiensituation. Die Abfrage kann im Kundengespräch oder im  Onlinekontakt über Mobile-App, E-Mail oder Website stattfinden. Zweitens: Mobile und Online-Bewegungsdaten wie Aufenthaltsort, Fahrzeugnutzung oder Ähnliches. Hierbei müsste eine Bereitstellung oder Abfrage via Mobile-App oder anwendungsspezifische Geräte wie beispielsweise Datenübermittlung aus dem Fahrzeug oder via Smart-Watches durch die Kundschaft vorgenommen werden. Drittens: Stationäre Zustands- oder Trackingdaten, wie zum Beispiel Einbruchwarnung, Wasserschadendetektoren, Rauchmelder oder ähnliche Smart-Home-Geräte. Auch hier  müssten die Kundinnen und Kunden Zugriff auf anwendungsspezifische Daten gewähren.  

Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen Versicherungsanbieter treffen, um ausreichenden  Datenschutz zu gewährleisten?

Sicherheitsrisiken werden in den kommenden Jahren mit dem Aufkommen von rechnungsstärkeren  Computersystemen zunehmen. Versicherungsanbieter müssen hier frühzeitig auf den neusten Stand  aufrüsten, um die höchst persönlichen Daten ihrer Kundschaft vor möglichen Cyberangriffen schützen  zu können. Hier bietet es sich an, mit Datenklassifizierungen und Labeling zu arbeiten, und die  Verschlüsselung von sensitiven Daten zu erhöhen. Versicherer können intern auch mit dem «Need-To-Know»-Prinzip arbeiten und so den Zugriff der Mitarbeitenden auf bestimmte Kundendaten  minimieren. 

Welche Schweizer Versicherer sind ihrer Zeit voraus und bieten ihren Kundinnen bereits heute  ausreichende Lösungen?

Die Schweizer Versicherungsanbieter bieten ihren Kundinnen und Kunden bereits heute ein sehr breites Angebot an flexiblen Produkten, welches einen massgeschneiderten, auf die individuellen Bedürfnisse der Kundschaft angepassten Versicherungsschutz ermöglicht. Wir sehen jedoch, dass sich die Klientele zusätzliche Dienstleistungen und Produkte wünschen, welche über die klassischen  Versicherungsprodukte hinausgehen und Zusatzdienstleistungen enthalten. Erste Versicherer haben  diesen Trend bereits aufgegriffen und beteiligen sich beispielsweise am Aufbau von Ökosystemen im  Bereich Home; Beispiele hier sind Baloise und Mobiliar.

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Die Helvetia bietet ihrerseits Elemente des Hauskaufservice an mit Hypotheken und Versicherung. Zudem führen heute bereits zahlreiche Krankenversicherer Pakete mit Krankenversicherung, Fitnessabo und  Gesundheitsempfehlungen. So bietet etwa die CSS über die App Gesundheitsempfehlungen kombiniert mit dem Tracking der sportlichen Aktivitäten als Feature für ihre Kundschaft an.