Eine im Herbst 2021 durchgeführte Studie der Axa Gruppe zeigt: 27 Prozent der Befragten aus den verschiedenen Ländern hatten schon einmal mit mentalen Problemen zu kämpfen. Das entspricht auch dem Schweizer Durchschnitt. Zu ihrem Zustand in der Vorwoche befragt, gaben insgesamt 49 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer an, sich gestresst gefühlt zu haben. 33 Prozent litten gemäss eigenen Angaben in den letzten sieben Tagen an Depressionen, 14 Prozent an Angstzuständen.

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Fast 50 Prozent der Studienteilnehmenden gaben an, dass die Gesundheitskrise einen anhaltenden Effekt auf ihre mentale Gesundheit hat. Trotzdem bringt die Krise auch positives hervor: So sagten 34 Prozent der Befragten aus, dank der Pandemie besser mit grossen Herausforderungen fertigzuwerden. Zudem hat in der Bevölkerung die gegenseitige Rücksichtnahme aufeinander zugenommen. Dies denken 24 Prozent der Studienteilnehmenden, gegenüber 12 Prozent, die das Gegenteil feststellen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass gerade im letzten Jahr auch in der Schweiz aufgrund der Pandemie immer häufiger von einer deutlichen Spaltung in der Gesellschaft gesprochen wurde. Ebenfalls fällt es 70 Prozent der Befragten leicht, sich Personen anzunähern und ihnen zu vertrauen – mehr als im europäischen Schnitt – was dem in der Allgemeinheit oft gezeichneten Bild der eher verhaltenen Schweizer Bevölkerung widerspricht.

Unterschiede bei Alter und Geschlecht

Schweizerinnen und Schweizer sind im Ländervergleich am glücklichsten. Auffallend ist, dass Männer in fast allen Ländern – auch in der Schweiz – glücklicher sind als Frauen. Die Studie erklärt dies damit, dass Frauen beispielsweise eher von Jobunsicherheit betroffen sind als Männer. Nur 69 Prozent der Frauen, und somit 10 Prozent weniger als Männer, geben an, von ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt zu sein. Zudem tendieren 28 Prozent der befragten Frauen dazu, in negativen Gedankenmustern zu verweilen – bei den Männern sind es 23 Prozent. Das Studienergebnis wird auch aus Expertensicht bestätigt: «Frauen haben statistisch gesehen generell eine höhere Vulnerabilität, das heisst, ihre Anfälligkeit für äussere Einflüsse und psychische Erkrankungen ist insgesamt höher», sagt die deutsche Psychotherapeutin Dr. Deniz Kirschbaum.

Unterschiede zeigen sich auch beim Alter: Je älter die Studienteilnehmenden sind, desto besser ist ihr allgemeines, mentales Wohlbefinden. Entsprechend haben jüngere Personen häufiger mit mentalen Problemen zu kämpfen. Die Altersklasse zwischen 18 und 24 Jahren litt im letzten Jahr häufiger an einem schlechten, mentalen Allgemeinzustand (21 Prozent) als die Altersklasse zwischen 65-75 Jahren (6 Prozent). Die Gründe dafür finden sich beispielsweise in der meist noch ungewisseren Zukunft und offenen Karriereplänen der jungen Personen. Zudem sind ihre Beziehungen oftmals weniger gefestigt und es fehlt an genügend Selbstakzeptanz, die sich beim Älterwerden stärker entwickelt.

Arbeitsumfeld als Indikator für Zufriedenheit

Für die Mehrheit der Befragten bildet das enge Umfeld, also die Familie, den grössten Einflussfaktor auf das mentale Allgemeinbefinden. Das Nachgehen einer sinnvollen Arbeit folgt an nächster Stelle und hatte im letzten Jahr für über 40 Prozent – und somit für 13 Prozent mehr Personen als im europäischen Schnitt – einen positiven Effekt auf ihre mentale Gesundheit. Dr. Dalit Jäckel-Lang, Leiterin Prävention bei der Stiftung Pro Mente Sana, unterstreicht die Relevanz des Aspekts: «Ein gutes Arbeitsumfeld ist ein essenzieller Faktor für die eigene psychische Gesundheit. Umgekehrt ist die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden aber auch ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Firma. Es lohnt sich und zahlt sich deutlich aus, wenn Arbeitgeber in die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden investieren».

Doch auch in der Schweiz läuft es nicht allen rund bei der Arbeit: Zwar werden das eigene Arbeitsumfeld, die Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Arbeitskultur mehrheitlich als positiv bewertet. Dennoch leiden 22 Prozent der Befragten unter Stress aufgrund von zu viel Leistungsdruck und 30 Prozent sehen sich einer ungewissen, beruflichen Zukunft ausgesetzt. (pm/hzi/sec)

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Quelle: ZVG