Zusammen mit dem kenianischen Insurtech Pula und der Hannover Rück hat die Lemonade Foundation die Initiative Crypto Climate Coalition ins Leben gerufen. Ziel ist es, parametrische Wetterversicherungen für Landwirte in Entwicklungs- und Schwellenländern anzubieten. «Kleinbauern sind besonders anfällig für Dürren, da viele von ihnen keinen Zugang zu Bewässerungstechniken haben und für ihre Ernten auf Regenfälle angewiesen sind. Das macht ihre Lebensgrundlage und Hauptnahrungsquelle unglaublich prekär», schreibt Lemonade-CEO Shai Wininger im Unternehmensblog.

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Technologie wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Die auf Blockchain-Lösungen spezialisierten Unternehmen Etherisc, Avalanche und Chainlink sitzen mit im Boot. Tomorow.io soll dazu beitragen, Klima- und Wetterrisiken zu erfassen. Während der Nutzen von Blockchain als Sicherheitstechnologie im Versicherungsbereich umstritten ist, ist in der Versicherungsbranche inzwischen allgemein anerkannt, dass Mikroversicherungen eine entscheidende Rolle bei der Lösung des Wachstumsproblems spielen. Auf Innovation und kostengünstige Produkte ausgerichtete Mikroversicherungen sollen dazu beitragen, die globale Deckungslücke zu schliessen. 

Mit Apps neue Versicherungskunden erschliessen

Unter Mikroversicherungen versteht man Versicherungsprodukte für Menschen mit geringem Einkommen. Etwa vier Milliarden Menschen gehören zu dieser Gruppe. Der frühere Swiss-Re-Chef Stefan Lippe hatte bereits vor mehr als eine Dekade darauf aufmerksam gemacht, dass die Versicherungsbranche von dem Konzept der Mikroversicherung lernen kann. Einfache Produkte, kostengünstiger Vertrieb und unkomplizierte Schadenabwicklung sind für Menschen, die von weniger als 4 Dollar am Tag leben, die erste Zugangsvoraussetzung zu Versicherungsschutz. 

Neue Technologien tragen dazu bei, dies zu verwirklichen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Mobilfunktechnologie. Durch Smartphones werden Menschen in Gegenden erreicht, in denen öffentliche Infrastruktur nur schwach ausgeprägt ist. Das 2010 gegründete schwedische Insurtech Bima basiert sein Versicherungsangebot und seine kommunikative Infrastruktur auf Mobilfunk. Bima bietet Kranken- und Lebensversicherung in Entwicklungsländern an. «Wir glauben daran, dass wir unseren Kunden helfen können, ihre Gesundheit aktiv zu managen, und bieten personalisierte Gesundheitsprogramme über App, Whatsapp und SMS an», unterstreicht das Unternehmen auf seiner Website. Mit 2800 Mitarbeitern betreut Bima bereits 25 Millionen Kunden. In neun Entwicklungsländern ist das vom Telekommunikations-Spezialisten Gustaf Agartson gegründete Unternehmen tätig, darunter in den afrikanischen Ländern Ghana und Tansania sowie in Bangladesch, Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Pakistan, Philippinen und Sri-Lanka. 

75 Prozent der Katastrophenschäden nicht versichert

Bima ist durch zahlreiche Investoren – unter anderem die Allianz – finanziell gut ausgestattet, traf aber im vergangenen Jahr auf Schwierigkeiten. Weil es sich aus mehreren lateinamerikanischen Märkten sowie aus dem Senegal und den Fidschi zurückzog, ging der Umsatz von 18 Millionen auf 15 Millionen Dollar zurück. Dabei machte Bima einen Verlust von 21 Millionen Dollar. 

Ähnlich wie Bima setzt das auf der Antilleninsel Anguilla beheimatete Microinsurance Network auf Mobilfunktechnik und kooperiert dabei mit lokalen Anbietern in Kenia, Uganda, Pakistan und auf den Philippinen. Die Produkte konzentrieren sich auf die Personenversicherung. Lebensversicherung, Unfallversicherung, Sterbegeld und Krankenversicherung gehören zu den wichtigsten Sparten in der Mikroversicherung. Nach Angaben des Microinsurance Network erreichen die Versicherer über Mikroversicherungen bereits 100 Millionen Menschen. Daraus wurde ein Prämienvolumen von 1 Milliarde Dollar generiert. 

Das Interesse an Mikroversicherungen in der Versicherungsbranche ist deshalb so stark gewachsen, weil man dahinter eine Wachstumsstory sieht. Seit etwas mehr als einer Dekade ist man sich der globalen Deckungslücke bewusst geworden. Das Prämienvolumen der Versicherer wächst in geringerem Umfang als das Welt-Bruttoinlandprodukt. Bislang ist es den Versicherern nicht gelungen, diesen Trend aufzuhalten. Nach Angaben der Swiss Re waren im vergangenen Jahr 75 Prozent aller wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen nicht versichert. 

Schadenzahlungen sichtbar werden lassen

Immer häufiger werden auch Deckungen für Wetterrisiken und Sachversicherungen angeboten, berichtet das Microinsurance Network. Aon beispielsweise hat 2019 zusammen mit Oxfam und Etherisc eine Blockchainbasierte parametrische Wetterversicherung für Kleinbauern auf Sri Lanka gestartet. Sanasa Insurance fungiert als lokaler Risikoträger. Weil bei parametrischen Versicherungen der Schadenfall auf Basis eines Index (Regenfall beispielsweise) definiert wird, erfolgt die Schadenleistung schnell, unkompliziert und kostengünstig. 

Um bei Menschen mit geringem Einkommen erfolgreich Versicherungen anzubieten, ist es wichtig, dass es zu sichtbaren Schadenzahlungen kommt. Anderweitig findet das Produkt keine Akzeptanz. Swiss-Re-Experten für die Landwirtschaftsversicherung empfehlen deshalb, die Produkte so zuzuschneiden, dass zumindest kleine Schadenfälle in relativer kurzer Zeit auftreten. So wird der Nutzen des Produktes sichtbar. Das Microinsurance Network erkennt einen Trend darin, in der Landwirtschaftsversicherung Mikroversicherungen mit anderen Initiativen zu verbinden. Das von der Zurich unterstützte Insurtech Blue Marble beispielsweise hat eine Mikroversicherung für lateinamerikanische Landwirte aufgesetzt, das mit einem Programm zur Förderung von Waldweide-Viehhaltung (Silvopasture) verknüpft ist. Bei dieser Weideform wird das Vieh in den Wald getrieben, um dort sein Futter zu suchen. «Blue Marble sieht die Versicherung als Katalysator für die Einführung von Waldweide-Systemen», erklärte Blue Marble gegenüber dem Insurance Journal. «Während die Entwicklung der Versicherungslösung noch in den Kinderschuhen steckt, ist es unsere Absicht, dass die Versicherung Viehzüchter, die Waldweide-Systeme einführen, gegen Risiken bei der Implementierung und Wartung dieser Systeme schützt.»