Der Gewinn der genossenschaftlich organisierten Mobiliar ging um gut ein Drittel auf 311,0 Millionen Franken zurück, wie es am Dienstag in einer Mitteilung heisst. Dabei rutschte das mit den Kapitalanlagen erzielte Finanzergebnis auf 183,6 Millionen von den sehr hohen 450,2 Millionen aus dem Vorjahr ab.

Die Situation machte mir vor einem Jahr sorgen, und die Sorgen bleiben bestehen. Unser Umfeld ist leider nicht viel anders als vor einem Jahr. Neu dazu gekommen sind die grossen Verwerfungen an den Finanzmärkten.

Michèle Rodoni, CEO Mobiliar.
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Die Anlagerendite sank auf 0,9 von zuvor 2,3 Prozent.

Auf Rechnung durchgeschlagen

Während die Anlageseite im 2021 noch von der Börsenerholung im Nachgang zur Corona-Pandemie profitiert habe, habe im letzten Jahr die negative Marktentwicklung auch auf die Rechnung der Mobiliar durchgeschlagen, heisst es.

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Die geopolitischen Spannungen, Inflation, steigende Zinsen und die Energiekrise belasteten die Finanzmärkte und damit auch das Anlageergebnis.

Wachstum im Versicherungsgeschäft 

Im Versicherungsgeschäft konnte die Mobiliar derweil weiter zulegen. Insgesamt kletterten die Prämieneinnahmen um 5,4 Prozent auf 4,54 Milliarden Franken, wobei das Nichtleben-Geschäft um 4,0 Prozent und das kleinere Lebengeschäft um 11 Prozent wuchsen.

Verschlechterung des Schaden-Kostensatzes

Am Nichleben-Markt habe die Mobiliar mit einem Marktanteil von 20,3 Prozent ihre starke Position gefestigt, heisst es. Nur die Axa Schweiz ist noch grösser.

Mobiliar nicht von Credit-Suisse Krise betroffen

Anlagechef Sven Rump betont, die Mobiliar sei nicht vom Niedergang der Credit Suisse betroffen. Zwar sei die CS die Hausbank des Versicherers, man habe jedoch frühzeitig die Risiken reduziert. Die von der Credit Suisse verwalteten Wertschriften seien nie in Gefahr gewesen, und auch der Zahlungsverkehr sei gesichert. Direkt sei die Mobiliar lediglich über eine Obligation im Wert von weniger als einer Million Franken bei der Credit Suisse investiert, sagt Rump. Von den gewandelten AT1-Anleihen habe man keine besessen.

Die Mobiliar habe allgemein wenig Geld in Banken investiert, sagt Rump. «In der Schweiz haben wir gar keine Banken im Portfolio». Man habe daher auf dem Aktienportfolio auch eine Überperformance erzielen können. Lediglich in den USA halte man kleinere Banken-Beteiligungen.

Allerdings hatten zahlreiche Unwetter-Ereignisse im Juni und Juli, zumeist Hagel, den Schadenaufwand auf 110 Millionen Franken ansteigen lassen und zu einer Verschlechterung des Schaden-Kostensatzes um 1,1 Prozentpunkte auf 93,5 Prozent geführt.

Situation bereitet Sorgen

«Die Situation machte mir vor einem Jahr sorgen, und die Sorgen bleiben bestehen. Unser Umfeld ist leider nicht viel anders als vor einem Jahr. Neu dazu gekommen sind die grossen Verwerfungen an den Finanzmärkten», sagte CEO Michèle Rodoni während der Präsentation des Jahresergebnis gegenüber HZ Insurance. Und weiter: «Der GL und mir ist klar: Wir sind auch 2023 mit widrigen Rahmenbedingungen konfrontiert.»

Die Mobiliar habe in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld aber erneut ein erfreuliches Resultat erzielen können, wird CEO Michèle Rodoni in der Mitteilung weiter zitiert. Das Geschäft sei solide finanziert und lokal gut verankert. Das zahle sich in bewegten Zeiten aus.

Solvenzquote steigt

So verfügt die Mobiliar nach wie vor über eine sehr hohe Eigenkapitalausstattung. Das Eigenkapital sank zwar um 8,2 Prozent auf 5,88 Milliarden Franken, hingegen stieg die Solvenzquote nach dem Schweizer Solvenztest (SST) per Anfang 2022 den Berechnungen zufolge auf 538 Prozent nach 516 Prozent im Jahr davor. Die Kennzahl liegt weiterhin klar über den gesetzlichen Anforderungen.

Gewinn an Kundschaft weitergegeben

Auch in diesem Jahr reicht die Mobiliar einen Teil des Gewinns an die Kundinnen und Kunden weiter. Ab kommenden Juli würden insgesamt 195 Millionen Franken an die Versicherten in Form von Prämienvergünstigungen zurückfliessen, heisst es. Eine Prämienreduktion von 20 Prozent ist in der Haushalts- und Gebäudeversicherung vorgesehen. Und die Prämien in der Protekta-Rechtsschutzversicherungen sollen ebenfalls für ein Jahr um 10 Prozent gesenkt werden. (sda/hzi/hec/hoh)